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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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weil sie tatsächlich erwarteten, etwas zu finden, sondern weil sie hofften, den geistig und körperlich aufgewühlten Jungen wieder beruhigen zu können. In einem Meter Tiefe fanden sie zwei Skelette - eines ein Mädchen zwischen zwölf und fünfzehn Jahren. Das andere war ein Mann, Alter unbestimmbar. Nach Schätzung des Coroners in der Adair County hatten die Leichen ungefähr zwölf Jahre lang im Boden gelegen... aber es konnten natürlich dreizehn gewesen sein, was Kearney Jaffords bisheriger Lebensspanne entsprach. Keine der beiden Leichen wurde jemals identifiziert. Die Arme des Mädchenskeletts waren abgetrennt worden. Diese Knochen lagen mitten zwischen denen des unbekannten Mannes.
    So faszinierend diese Geschichte auch war, gab es doch zwei, die mich noch mehr interessierten - vor allem wenn ich daran dachte, wie ich die Umhängetasche meiner Tochter durchwühlt hatte.
    Ich fand sie im North American Journal of Parapsychology in dem Artikel »Sie sehen mit dem, was fehlt« . Erzählt wurde die Geschichte zweier medial veranlagter Personen, einer Frau aus Phoenix und eines Mannes aus Río Gallegos in Argentinien. Der Frau fehlte die rechte Hand, dem Mann wie mir der ganze rechte Arm. Beide hatten der Polizei mehrmals erfolgreich bei der Suche nach vermissten Personen geholfen (vielleicht manchmal auch ohne Erfolg, aber davon war hier nicht die Rede).
    Laut Artikel benutzten beide dieselbe Methode. Ihnen wurde ein Kleidungsstück oder eine Schriftprobe des oder der Vermissten gegeben. Dann schlossen sie die Augen und stellten sich vor, sie berührten das Objekt mit der fehlenden Hand (hier war eine leicht konfuse Fußnote über etwas angefügt, das als die Hand des Ruhmes alias die Mojo-Hand bezeichnet wurde). Die Frau in Phoenix »bekam ein Bild«, das sie dann ihren Gesprächspartnern schilderte. Der Argentinier hatte nach seinen Mitteilungen kurze, wütende Anfälle von automatischem Schreiben mit seiner verbliebenen Hand - ein Vorgang, den ich als Analogie zu meinen Bildern sah.
    Und obwohl ich wie gesagt vielleicht einige der wilderen Anekdoten, auf die ich bei meinen Internetrecherchen stieß, teilweise anzweifelte, zweifelte ich nie an etwas, das mit mir geschah. Ich denke, ich hätte es selbst ohne meine Zeichnung von Carson Jones geglaubt.Vor allem wegen der Stille. Außer wenn Jack vorbeikam oder Wireman - täglich näher - mir zuwinkte und »¡Buenos días, muchacho!« rief, sah ich keinen Menschen und sprach mit niemandem außer mir selbst. Alles Unwesentliche fiel fast völlig weg, und wenn das passiert, fängt man an, sich selbst deutlich zu hören. Und eine klare Kommunikation zwischen den Ichs - damit meine ich das sichtbare Ich und das tiefere Ich - ist der Feind von Selbstzweifeln. Sie beseitigt Verwirrung.
    Aber um sicherzugehen, entschloss ich mich zu etwas, das ich für mich selbst als Experiment bezeichnete.
     
     
     
     
     
     
    IV
    EFree19 an Pamorama 667
9.15 Uhr
24. Januar
     
     
    Liebe Pam, ich habe eine ungewöhnliche Sitte an dich. Ich male seit einiger Zeit, und die Bilder sind merkwürdig, aber irgendwie amüsant (zumindest denke ich das). Was ich meine, lässt sich besser zeigen als beschreiben, deshalb hänge ich an diese Mail ein paar »JPEGs« an. Ich habe an diese Gartenhandschuhe gedacht, die du mal hattest: die mit dem Wort HANDS auf dem einen Handschuh und OFF! auf dem anderen. Ich würde sie schrecklich gern mit einem Sonnenuntergang kombinieren. Frag mich bitte NICHT, weshalb, diese Ideen kommen mir einfach. Hast du sie noch? Und würdest du sie mir dann schicken? Du bekommst sie natürlich gern wieder zurück, wenn du möchtest.
    Es wäre mir lieber, du würdest die Bilder keinem aus unserer »alten Truppe« zeigen. Besonders Bozie lacht wahrscheinlich wie berückt, wenn er DIESES Zeug sieht.
    Eddie
    PS: Wenn es dir unangenehm ist, die Handschuhe zu schicken, ist das völlig o.k.
    Das Ganze ist nur eine Braune.
    Die Antwort kam am gleichen Abend - aus St. Paul, wo Pam inzwischen wieder eingetroffen war:
    Pamorama 667 an EFree19
17.00 Uhr
24. Januar
     
    Hallo, Edgar. Ilse hat mir natürlich von den Bildern erzählt. Sie sind jedenfalls anders. Hoffentlich hält dieses Hobby länger vor als deine Oldtimer-Begeisterung. Gäb’s eBay nicht, stünde dieser alte Mustang wohl noch heute hinter dem Haus. Du hast recht, dass das eine komische Bitte ist, aber seit ich deine Bilder gesehen habe, glaube ich zu wissen, was du tust (alle möglichen Dinge kombinieren,

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