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Wahn - Duma Key

Titel: Wahn - Duma Key Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kamen
     
    EFree19 an KamenDoc
15.58 Uhr
25. Januar
     
     
    Kamen: Schön, wieder von Ihnen zu hören.
    Wie käme ich dazu, Ihnen zu widersprechen, wenn Sie mich als »Künstler« bezeichnen wollen? Zurzeit habe ich hier in Florida noch keine Medizinmänner. Können Sie mir jemanden empfehlen, oder wär’s Ihnen lieber, wenn ich zu Todd Jamieson ginge, der erst kürzlich seine Finger in meinem Gehirn hatte?
    Edgar
    Ich dachte, er würde mir jemanden empfehlen, und hätte den Termin vielleicht sogar eingehalten, aber im Augenblick gehörten ein paar verwechselte Wörter und linguistische Eigenarten nicht zu meinen Prioritäten. Strandwanderungen waren vordringlich, und den für mich bereitstehenden gestreiften Liegestuhl zu erreichen hatte ebenfalls eine Art Priorität, aber meine wichtigsten Beschäftigungen in den letzten Januartagen waren, im Internet zu recherchieren und Bilder zu malen. Erst gestern Abend war ich bei Sonnenuntergang mit Muschel Nr. 16 angelangt.
    Am 27. Januar, nachdem ich nur ungefähr sechzig Meter vor dem wartenden Liegestuhl umgekehrt war, fand ich bei meiner Rückkehr ins Big Pink ein UPS-Päckchen vor. Es enthielt zwei Gartenhandschuhe: einer mit dem Wort HANDS in verblasster roter Schrift auf dem Handrücken, der andere mit dem ähnlich verblassten Aufdruck OFF!. Sie waren von mehreren Gärtnerjahren mitgenommen, aber sauber - Pam hatte sie wie erwartet gewaschen. Sogar wie erhofft. Mich interessierte nicht die Pam, die sie in den Jahren unserer Ehe getragen hatte, nicht einmal die Pam, die sie im vergangenen Herbst, als ich draußen am Lake Phalen war, in unserem Garten in Mendota Heights getragen haben mochte. Diese Pam war eine bekannte Größe. Aber … Dann will ich dir erzählen, was sonst noch so passiert, hatte mein If-So-Girl gesagt, ohne zu ahnen, dass sie ihrer Mutter dabei auf fast unheimliche Weise ähnlich sah. Sie ist schrecklich oft mit diesem Kerl aus der gleichen Straße zusammen.
    Das war die Pam, die mich interessierte - die Frau, die schrecklich oft mit dem Kerl aus der gleichen Straße zusammen war. Dem Kerl namens Max. Die Hände dieser Pam hatten diese Handschuhe gewaschen, sie zusammengefaltet und in die weiße Schachtel im Inneren des UPS-Päckchens gelegt.
    Diese Pam war das Experiment... zumindest redete ich mir das ein, aber wir betrügen uns so häufig selbst, dass wir davon unseren Lebensunterhalt bestreiten könnten. Das sagt Wireman, und er hat oft recht. Wahrscheinlich zu oft. Sogar jetzt noch.
     
     
     
     
     
     
    VI Ich wartete nicht auf den Sonnenuntergang, denn zumindest redete ich mir nicht ein, es ginge mir darum, ein Bild zu malen; es ging mir darum, Informationen zu malen. Ich nahm die unnatürlich sauberen Gartenhandschuhe meiner Frau (mit Bleichmittel hatte sie wirklich nicht gespart) mit ins Little Pink hinauf und setzte mich vor meine mit einer frischen Leinwand ausgestattete Staffelei. Links neben ihr standen zwei Tische. Auf einem lagen Fotos, die ich mit meiner Digitalkamera gemacht hatte, und alle möglichen Fundstücke. Unter dem anderen hatte ich eine kleine grüne Plane ausgebreitet. Er bot Platz für etwa zwei Dutzend Farbdosen, mehrere halb mit Terpentin gefüllte Gläser und mehrere Flaschen des Zephyr-Hills-Wassers, das ich zum Spülen verwendete. Insgesamt ein unaufgeräumter, etwas schmuddeliger, geschäftiger Arbeitsplatz.
    Ich hatte die Handschuhe auf meinem Schoß, schloss die Augen und gab vor, sie mit meiner rechten Hand zu berühren. Aber ich spürte nichts. Keine Schmerzen, kein Jucken, kein Gefühl, dass Phantomfinger das raue, abgenutzte Gewebe liebkosten. Ich saß da, versuchte es durch Willenskraft herbeizurufen - was immer es war - und spürte trotzdem nichts. Genauso gut hätte ich meinem Körper befehlen können, zu scheißen, wenn er nicht musste. Nach fünf langen Minuten öffnete ich wieder die Augen und sah auf die Handschuhe in meinem Schoß hinunter: HANDS... OFF!
    Nutzlose Dinger. Beschissen nutzlose Dinger.
    Fang nicht an, dich aufzuregen, bleib ausgeglichen, dachte ich. Und dann dachte ich: Zu spät. Ich reg mich nämlich längst auf. Über diese Handschuhe und die Frau, die sie getragen hat. Und was ausgeglichen betrifft?
    »Auch dafür ist es zu spät«, sagte ich und betrachtete meinen Armstumpf. »Ich kann nie mehr ausgewichen sein.«
    Das falsche Wort. Immer das falsche Wort, und so würde es bis in alle gottverdammte Ewigkeit weitergehen. Ich hatte große Lust, das ganze Zeug von meinen

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