Wahnsinn
herüber. Nick ihm zu. Nein, geh lieber aufs Klo. Dann musst du genau an ihm vorbei.«
»Du bist unmöglich.«
»Ich bin vernünftig. Und hackedicht. Und außerdem ist das hier eine Hochzeit.«
»Was hat das denn damit zu tun?«
»Eine Hochzeit. Da soll es romantisch zugehen, um Himmels willen.«
»Romantisch ist es für meine Schwester.«
»Quatsch. Du hast bloß Schiss.«
»Cindy, ich bin dreißig Jahre alt. Verheiratet und geschieden.«
»Und?«
»Und deshalb lauf ich nicht rum und reiße wildfremde Männer auf.«
»So fremd ist er eigentlich nicht. Ich kenne ihn ja schon.«
»Klar. Er hat dir an der Bar zugenickt.«
»Genau genommen hat er mir an der Bar zugelächelt. «
»Das heißt?«
»Das ist ein Unterschied.«
»Ach, echt? Dann steh du doch auf und geh aufs Klo. Sprich du ihn doch an.«
»Er glotzt aber nicht mich an. Abgesehen davon würde Eddie mich erschießen. Los doch! Früher oder später musst du sowieso pinkeln, stimmt’s?«
Er konnte nicht glauben, dass er es wirklich tat.
Er ging einfach hin.
An den Tischen und den Tänzern vorbei geradewegs zur Hochzeitsgesellschaft.
Das verstieß gegen alle seine Prinzipien, in geschäftlicher Hinsicht und sonst auch.
Erstens war das ihre Party. Er war nur hier, um dafür zu sorgen, dass alles glattlief, nicht, um die Gäste anzubaggern. Außerdem hatte er sich noch nie im Leben in aller Öffentlichkeit an eine Frau herangemacht. Auf eine derart offensichtliche, fast sorglose Weise.
Trotzdem tat er es. Er ging zu ihr hinüber.
»Alles in Ordnung bei Ihnen?«
»Es ist … einfach toll«, antwortete sie. Er konnte die Überraschung in ihrem Gesicht lesen. »Das Essen war ausgezeichnet.«
»Gut. Haben Sie genug Champagner?«
Sie hob ihr Glas und lächelte. »Genug.«
»Ich wollte mich nur kurz vorstellen. Ich bin Arthur Danse. Mir gehört das Caves. Wenn also etwas nicht Ihren Erwartungen entspricht, müssen Sie mir die Schuld geben.«
»Nein, wirklich, alles ist perfekt. Und der Saal ist sehr schön.«
»Danke. Ich hatte Glück mit dem Innenausstatter. Sie sind … die Schwester der Braut?«
»Genau. Lydia McCloud.«
»Sehr erfreut.«
Sie hielt ihm die Hand hin.
Sie war warm und trocken, aber nicht so weich, wie er gedacht hatte.
Sie arbeitet mit ihren Händen, dachte er.
Aber sie ist trotzdem gebildet.
Interessant.
Sie stellte ihn dem Mädchen vor, das neben ihr saß, eine der Brautjungfern, Cindy Soundso. Cindy Soundso grinste ihn an als hätte sie heute Geburtstag und er wäre ihr Geschenk.
Das konnte sie sich gleich abschminken.
Nicht mit dieser Frau neben ihr.
»Hören Sie«, sagte er, »wenn Sie irgendetwas brauchen, egal was, Servietten, Zündhölzer oder einen B-52 von der Bar, lassen Sie’s mich bitte wissen.«
»Was bitte? Einen B-52?«
»Gran Marnier, Kahlua und Bailey’s Irish Cream. Glauben Sie mir, er hält genau, was der Name verspricht.«
Er wandte sich ab und betrachtete einen Augenblick lang die Tanzenden.
»Scheint eine gute Party zu sein«, meinte er.
»Ja, da haben Sie Recht.«
»Ihre Schwester ist wirklich eine schöne Braut.«
»Danke.«
Er sah noch einen Moment zu.
»So, ich gehe jetzt besser wieder an die Arbeit«, sagte er schließlich.
Er lächelte und wollte gehen, wandte sich dann aber nochmal zu ihr um – was er schon die ganze Zeit vorgehabt hatte – und ging aufs Ganze. Er lächelte immer noch, setzte aber zusätzlich eine verwirrte Miene auf, obwohl er ganz genau wusste, dass sie ein Mädchen aus der Stadt war. Himmel, das war auch kaum zu übersehen.
»Sie sind nicht von hier, stimmt’s?«, fragte er.
»Nein, aus Boston. Ich bin bloß für ein paar Tage hier, wegen der Hochzeit.«
»Wirklich? Ich habe in Boston studiert.«
»Wirklich?«
»Ich hatte da sogar mal ein Restaurant – genauer gesagt in Cambridge –, aber das ging den Bach runter. Um die Wahrheit zu sagen, ist es schon ziemlich lange her, dass ich mit jemandem aus der Stadt geredet habe. Es kommt mir vor, als würde mir Heu aus den Ohren wachsen. Bestünde denn die Möglichkeit, dass ich Sie später auf einen Drink einladen dürfte?«
»Also, ich …«
»Oder morgen Abend, wenn Ihnen das lieber ist.«
»Ich …« Sie lachte. »Klar, ich denke schon. Warum nicht?«
»Dann morgen Abend. Großartig. Wann immer es Ihnen passt. Ich werde hier sein. Hat mich gefreut, Cindy.«
Immer schön nett zu den Freundinnen sein, dachte er.
Das war eine seiner Regeln.
Lächelnd ging er durch den Saal. Na, wo wird das
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