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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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aus dem Laden geworden.
    Boston war eine Katastrophe gewesen.
    Er hatte einen Abschluss in Wirtschaftslehre, hatte sich auf Management von Kleinunternehmen spezialisiert und war doch wieder nur in New Hampshire gelandet, keine fünfzig Meilen von dem Ort, an dem er aufgewachsen war.
    Wenigstens machte er hier ordentlich Gewinn.
    »Nacht, Art. Pass auf dich auf.«
    »Nacht, Jake.«
    Er schloss die Tür hinter dem Barmann und hörte, wie er seinen Land Rover anließ, während er hinter den Tresen ging, um die Abrechnung zu machen. Es war wieder ein guter Abend gewesen. Das Caves war bei den Studenten der höheren Semester und den Dozenten der Plymouth State recht beliebt. Außerdem lag es glücklicherweise direkt an der 93 in der Nähe der Touristenfalle von Polar Caves. Arthur verstand sein Geschäft. Er hatte die wahrscheinlich besten Kellner im Umkreis und definitiv den besten Koch. Im Sommer und während der Skisaison war der Laden eine Goldgrube.
    Der Betrunkene wuchtete sich von seinem Barhocker, murmelte »’tschuldigung, muss pissen«, winkte Arthur zu und bahnte sich einen Weg zwischen den Tischen hindurch zum rückwärtigen Teil des Restaurants.
    Arthur ließ die Schublade der pseudoantiken, silberbeschlagenen Registrierkasse zuknallen.
    Arschloch.
    Der Typ war etwa fünfzig und trug eine rot-schwarz karierte Jägerjacke.
    Ein Arbeiter.
    Heruntergekommen und ungepflegt. Keinesfalls ein Stammgast.
    Ich hab allmählich die Schnauze voll von dir, Kumpel, dachte er.
    Er schüttete den Rest aus der Kaffeetasse des Mannes in den Ausguss, spülte sie ab und räumte sie ein. Dann schenkte er sich einen Fingerhut Dewar’s auf Eis ein, zündete sich eine Zigarette an, setzte sich an die Bar und wartete.
    Wie lange wollte der Kerl denn noch pissen?
    Er nippte an seinem Scotch.
    Heute Abend waren seine Mutter und sein Vater wieder hier gewesen. Sie hatten sich für ihre Verhältnisse richtig in Schale geworfen. Was auch immer sie dafür hielten. Ihre Klamotten kamen ausnahmslos direkt von der Stange im Geschäft seines Vaters in Ellsworth. Arthur war das egal. Seine Angestellten schienen ihre charmante, altmodische Art zu mögen. Seine Eltern riefen ihn jedes Mal zu Hause an, um für den Abend, an dem sie kommen wollten, zu reservieren, obwohl ein Maître d’ nicht vorhanden war, bestand er dennoch darauf, nach Möglichkeit vor Ort zu sein, wenn sie auftauchten. Er wusste selbst nicht, warum.
    Es war nicht so, dass er gesteigerten Wert darauf legte, sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu essen. Wahrscheinlich genoss er es, vor ihnen ein bisschen mit seinem Laden anzugeben.
    Er drückte seine Zigarette aus.
    Jesus! Wie lange dauerte das denn?
    Er stand auf und ging nach hinten in die Herrentoilette, um sich dem Unvermeidlichen zu stellen. Und tatsächlich, der Typ schnarchte total weggetreten in der ersten Kabine.
    »He, Sie. Aufwachen.«
    Er schlug dem Mann ins Gesicht, doch der Betrunkene blinzelte bloß.
    Herrgott! Die Scheiße des Kerls stank, als hätte er den ganzen Tag Schwefeltabletten geschluckt. Er spülte. Dann schlug er ihn nochmal.
    »Hoch mit dir.«
    Er packte den Arm des Typen und stellte ihn auf.
    »Mmmmm«, machte der Typ.
    »Zieh dir die Hose hoch.« Er musste es zweimal wiederholen. Dann musste er ihm befehlen, die Hose zuzuknöpfen und den Reißverschluss hochzuziehen.
    »Mach schon.«
    Halb führte, halb zerrte er den Mann bis zur Eingangstür. Er schloss auf und trat ins Freie. Als ihm die kalte Luft entgegenschlug, schien der Mann ein bisschen zu sich zu kommen. Zumindest hatte er jetzt die Augen geöffnet. Arthur sah sich um.
    Kein Auto.
    Sein eigener Lincoln war der einzige Wagen auf dem Parkplatz.
    »Wo steht Ihr Auto?«
    »Hmmmm?«
    »Ich hab gefragt, wo Ihr Auto steht.«
    Arthur musste ihn immer noch stützen. Der Typ war schwer und er roch nach rohem Fleisch.
    »Kein Auto. Ham’ mir den Führerschein weggenommen.«
    Kein Wunder.
    »Wie sind Sie überhaupt hergekommen?« Immerhin waren sie hier draußen auf dem Highway, Himmel nochmal!
    »’n Kumpel hat mich gefahren. ’n Freund von mir.«
    »Schön, aber Ihr Freund ist weg.«
    Arthur ließ ihn los, und der Mann sackte auf dem Bürgersteig zusammen.
    »Hey«, sagte der Mann.
    Arthur ging wieder rein, schaltete das Licht aus, aktivierte die Alarmanlage, zog die Tür zu und schloss sie zweimal ab. Der Mann saß immer noch da, auf einem Ellenbogen aufgestützt.
    Arthur hatte eine Idee.
    »Passen Sie auf«, sagte er. »Soll ich Sie

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