Wahre Helden
mich, ob wir einige mitnehmen sollten.«
»Wir nehmen sie alle mit, wenn wir nicht aufpassen!«
»In gewisser Weise ähneln sie Errol«, sagte Karotte. »Du weißt schon, der kleine Drache, der unser Maskottchen bei der Wache war. Er rettete die Stadt, indem er herausfand, wie man Feuer nach...hinten speit. Aber jetzt deutet alles darauf hin, dass er eine Rückentwicklung durchgemacht hat. Ist Leonard noch immer dort draußen?«
Sie sahen zu Leonard, der sich eine halbe Stunde freigenommen hatte, um zu malen. Ein kleiner Drache hockte auf seiner Schulter.
»Er meinte, so etwas hätte er nie zuvor gesehen«, sagte Rincewind. »Er wollte unbedingt ein Bild davon anfertigen. Er kommt gut zurecht, wenn man die Umstände berücksichtigt.«
»Welche Umstände?«
»Die beiden Tuben enthalten pürierte Tomaten und Streichkäse.«
»Hast du ihn darauf hingeweisen?«
»Ich habe es nicht fertig gebracht. Er wirkte so begeistert.«
»Wir sollten besser beginnen, die Drachen zu futtern«, sagte Karotte und stellte die Kaffeetasse ab.
»Meinetwegen. Würdest du bitte die Pfanne von meinem Kopf lösen?«
E ine halbe Stunde später erhellte das Flackern des Omniskopsplitters Ponders Kajüte.
»Wir haben die Drachen gefüttert«, berichtete Karotte. »Die hiesigen Pflanzen sind... seltsam. Sie scheinen größtenteils aus einem glasartigen Material zu bestehen. Leonard hat eine recht eindrucksvolle Theorie, wonach sie am Tag das Sonnenlicht aufnehmen und es nachts wieder abstrahlen, wodurch der >Mondschein< entsteht. Den Drachen schmeckt es offenbar. Nun, wir starten bald. Ich nehme nur noch einige Gesteinsproben.«
»Die sind bestimmt sehr nützlich«, sagte Lord Vetinari.
»Und außerdem sehr kostbar«, fügte Ponder Stibbons leise hinzu.
»Tatsächlich?«, fragte der Patrizier.
»O ja! Vielleicht unterscheiden sie sich völlig von dem Gestein auf der Scheibenwelt!«
»Und wenn sie genauso beschaffen sind?«
»Oh, das wäre sogar noch interessanter, Herr!«
Lord Vetinari musterte Ponder Stibbons stumm. Er glaubte, dass er praktisch mit jeder Denkweise fertig wurde, aber bei der von Ponder Stibbons hatte er noch nicht den richtigen Ansatzpunkt gefunden. Er hielt es für das Beste, zu nicken, zu lächeln und dem jungen Mann die Apparate zu geben, die er offenbar für so wichtig hielt. Andernfalls bestand vielleicht die Gefahr, dass Stibbons vollkommen durchdrehte und Amok lief.
»Bravo«, sagte er. »Ja, natürlich. Und das Gestein enthält wertvolles Erz oder gar Diamanten?« Ponder zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, Herr. Aber es könnte uns mehr über die Geschichte des Mondes verraten.«
Vetinari runzelte die Stirn. Ȇber die Geschichte? Aber dort lebt doch niemand. Ich meine...
Na schön, ausgezeichnet. Äh, hast du alle Apparate, die du brauchst?«
D ie Sumpfdrachen kauten auf den Mondblättern. Sie waren metallisch, mit einer gläsernen Oberfläche. Kleine blaue und grüne Funken zuckten über die Zähne der Drachen, als sie in die Blätter bissen. Die Reisenden hatten viele davon gesammelt und sie vor den Käfigen aufgehäuft.
Unglücklicherweise war nur einem Besatzungsmitglied des Milans aufgefallen, dass die Monddrachen nie mehr als einige wenige Blätter fraßen, doch Leonard blieb aufs Malen konzentriert.
Sumpfdrachen hingegen waren daran gewöhnt, immer viel zu fressen, denn ihre Nahrung auf der Scheibenwelt bot nur wenig Energie.
Mägen, die normalerweise das Äquivalent von trockenem Kuchen in Feuer verwandelten, bekamen es nun mit einem Futter zu tun, das fast ganz aus Energie bestand. Es war wie göttliches Manna.
Früher oder später würde einer der Sumpfdrachen rülpsen...
Die Scheibe der Welt lag... Nun, genau darin bestand das Problem, so weit es Rincewind betraf.
Sie lag unter ihnen. Alles sah nach unten aus, obwohl sie am Himmel schwebte. Wenn der Milan erst einmal gestartet war... Der Zauberer wurde das Gefühl nicht los, dass sie dann in Richtung der fernen, wattigen Wolken abstürzten.
Der Bibliothekar half ihm dabei, den Flügel auf der einen Seite zu falten, während Leonard letzte Startvorbereitungen traf.
»Nun, ich meine, ich weiß, dass wir Flügel haben und so«, sagte Rincewind. »Ich kann mich nur nicht an eine Umgebung gewöhnen, in der alle Richtungen nach unten führen.« »Ugh.«
»Ich habe keine Ahnung, was ich ihm sagen soll. >Jag die Welt nicht in die Luft<, klingt nach einem guten Argument, wenn du mich fragst. Ich würde darauf hören. Und
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