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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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glaubte, er werde dort sterben, seine Bereitschaft zu gestehen.
    Er lässt sie niederknien und sagen, es täte ihnen wahnsinnig leid. Und dann sagt er: Bleibt locker, Jungs. Möge Gott der Allmächtige euch Vergebung, Absolution und Erlass eurer Sünden schenken. Da wirkten sie ein wenig erleichtert. Dann sagt er: Denn Gott der Allmächtige vergibt euch vielleicht. Aber ich nicht, Jungs. Ich werd euch umbringen, ihr erbärmlichen kleinen Arschlöcher.
    Villani erinnerte sich an das Gelächter, sie waren hauptsächlich Protestanten, das Raubdezernat war eine protestantische Hochburg. Wer Verdächtige zum Knien brachte, musste etwas Besonderes sein, raue Schale, musste es ihnen doppelt heimzahlen.
    »Pater Donald«, sagte Colby. »Sie mussten ihn Pater Donald nennen.«
    Erhalten 02.49: WAS?
    Gesendet 02.50: BALD .
    Erhalten 03.01: ?????
    Gesendet 03.04: WIR GEHN REIN .
    Gesendet 03.22: SSD BANZAI OK .
    Nein. Es war nicht »OK«.
    Villani kaute, schmeckte nichts.
    »Tu mir einen Gefallen«, sagte er. »Ruf an und find eine Adresse raus.« Er schrieb den Namen auf.
    Birkerts telefonierte, sah Villani ausdruckslos an. Er las in Birkerts Blick: Was ist das für ein Vater, der sechs Stunden nachdem man seine tote Tochter gefunden hat, wieder arbeiten geht?

    Sie aßen, Birkerts Handy meldete sich, er hörte zu.
    »Sagen Sie das dem Inspector«, sagte er, gab das Handy Villani.
    »Chef, die Adresse ist Yarraville, Enright Lane 12.«
    Pause.
    »Ich seh’s mir gerade an, Chef … Backstein, einstöckig, Industriebau, kein Firmenschild … auf der anderen Straßenseite … ein Glaser, Speed Glass. Gute Geschäftsidee, es werden ständig Scheiben zerdeppert. Nebenan. B & L Shopfitting, Ladenbau, weniger gut. Jetzt die Draufsicht … ein Hinterhof, mit Klinkern gepflastert, würde ich sagen, Topfpflanzen, Garnitur Stühle, da wohnt jemand, hohe Mauern, da kommt man nicht leicht rein, Chef.«
    Villani sagte: »Martin Loneregan, Chef der SOG. Privat, egal, wo. Er soll dieses Telefon anrufen.«
    Er gab das Handy an Birkerts zurück. »Bald machen wir einen kleinen Ausflug nach Yarraville«, sagte er.
    »Yarraville«, wiederholte Birkerts. »Wer da in den Neunzigern gekauft hat, wohnt jetzt in Noosa, sitzt auf dem privaten Landungssteg, lässt die Zehen im Fluss baumeln und lacht sich scheckig.«
    »Bin für die Perspektive der Immobilienwirtschaft enorm dankbar«, sagte Villani.
    Sie aßen, Villani gab ein Zeichen, man brachte zwei Kaffee.
    »Kennt man dich hier schon?«, sagte Birkerts.
    »Zweiter Besuch. Aufmerksames Personal.«
    Birkerts Handy. »Er sitzt neben mir.« Zu Villani sagte er: »Inspector Loneregan.«
    Villani sagte: »Kumpel, ich brauche ein wenig Unterstützung, und zwar rasch. Yarraville. Nicht die ganze Katastrophe. «
    »Manchmal ist nicht die ganze Katastrophe die ganze Katastrophe«, sagte Loneregan.
    »Ein Mann. Nicht mehr jung.«

    »Sie würden staunen, wie viel Scheiße ein nicht mehr junger Mann anrichten kann.«
    »Hab verstanden«, sagte Villani. Er sagte Loneregan, um wen es sich handelte.
    »O Gott«, sagte Loneregan. »Sind Sie sicher, dass Sie das auf die Art machen wollen?«
    »Bin mir sicher.«
    Er sah die Ribarics in dem großen, leeren Lagerraum, nichts als hängendes, blutverkrustetes Fleisch, zerschnitten, durchtrennt, an die Wand geklatscht und verbrannt.
    »Ich brauche eine Stunde«, sagte Loneregan. »Hab noch was um die Ohren.«

S ie parkten hinter der Enright Lane und blieben eine Weile stumm sitzen, starker Verkehr rauschte vorbei, in einiger Entfernung eine Fehlzündung.
    »Bist du dir bei dieser Sache sicher?«, sagte Birkerts.
    »Ich schätze, schon«, sagte Villani. Er bedauerte, dass er die SOG angefordert hatte, die Sons of God. Egal, was der Mann gemacht hatte, Respekt war angebracht.
    Es war falsch.
    »Ich geh rein«, sagte er.
    Birkerts griff sich an den Ärmel seines Sakkos. »Steve, Steve, verdammt noch mal, mach’s nicht, ich lasse nicht …«
    »Sie warten hier, Detective«, sagte Villani.
    »Also, ich werde nicht …«
    »Kannst du das Wort ›Befehl‹ buchstabieren? Bleib. Ich ruf an.«
    Villani stieg aus und ging unter dem bebenden Himmel los, die hässliche kleine Straße hinunter, Türen verrammelt, Fenster verbarrikadiert, gewerbliche Müllcontainer, Abfallreste von Take-away-Essen. Es roch nach Teer und Chemikalien.
    Er stand vor der Stahltür von Nummer 12. Schweiß ließ das Hemd an seinem Brustkorb kleben. Er zupfte daran.
    Ein Klingelknopf. Er drückte drauf

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