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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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gedauert, sie davon zu überzeugen, dass wir nicht gekommen sind, um die Kleine zu töten.«
    So lange gar nichts, und dann alles auf einmal.
    »Ist sie da?«, fragte Villani,
    »Nein, Chef. Sie ist drüben in Heathcote. Sie ist bei der Tochter des Typs untergekrochen. Aber sie fliegt heute nach Hause. Ihr Flug geht in zwei Stunden. Austrian Airlines. Nach Wien.«
    »Wer bringt sie hin?«
    »Der Schwiegersohn des Typs und dessen Bruder.«
    »Niddrie«, sagte Villani. »Also los. Tulla. Wir treffen uns am Depot Drive. Das ist zwischen Centre und Service. Unter den Bäumen, in Blickrichtung Westen. Wir wollen sie ohne Wirbel auflesen.«

    Zu Birkerts sagte er: »Tullamarine. Das Prosilio-Mädchen.«
    Auf dem ganzen Weg dachte er an Lizzie.
    In den Sekunden, als er beschloss, sie nicht abzuholen, hatte er sie getötet. Als er sie der Arrestzelle überantwortete, hatte er sie getötet.

S ie fuhren den Departure Drive hoch, Villani und Birkerts auf den Vordersitzen, und parkten nicht weit von den internationalen Abflügen. Binnen Sekunden tauchten zwei Sicherheitsleute auf.
    Villani zeigte ihnen die Marke. »Inspector Villani, Morddezernat. «
    Die Wachleute verschwanden.
    »Sag Tommo, er soll die Abflugzeit rauskriegen«, sagte Villani. »Schick Dove her.«
    Birkerts stieg aus, ging nach hinten und sprach mit Dove und Tomasic. Tomasic stieg aus, rückte seinen Anzug zurecht und entfernte sich auf dem breiten Gehsteig.
    Dove und Birkerts stiegen ein, Dove hinten.
    »Fahren die hier vor und setzen sie ab, oder was?«, fragte Villani.
    »Keine Ahnung«, sagte Dove. »Ich würde sagen, sie parken irgendwo und begleiten sie zu Fuß. Sie kann kein Englisch, sie hat Angst.«
    Villani überlegte, was zu tun war. Ob sie zu Fuß kamen oder im Wagen, war nicht so wichtig.
    »Wir machen Folgendes«, sagte er. »Birk, du und Tommo, ihr wartet im Gebäude hinter der ersten Tür. Wir sind drinnen, hinter der zweiten. Warnt diese Securityschnösel schon mal vor. Sagt ihnen, sie sollen gefälligst außer Sichtweite bleiben. «
    »Chef«, sagte Birkerts.

    »Ob sie allein oder mit den Brüdern ankommt, wir fangen sie gleich hinter der Tür ab, durch die sie den Terminal betritt«, sagte Villani. »Wir zeigen unsere Marken, wir wollen weder ihr noch sonst wem Angst machen. Sagt ›Polizei‹ so fürsorglich wie möglich. Wie einen Segen.«
    »Herrje, das ist aber nun wirklich ziemlich viel verlangt«, sagte Birkerts.
    Sie stiegen aus, fingen sofort an zu schwitzen, Tomasic kam aus dem Terminal. »Abflug um halb zwei«, sagte er. »Innerhalb der nächsten vierzig Minuten müsste sie eignetlich einchecken. «
    »Folge mir, mein Junge«, sagte Birkerts.
    Die Abflughalle war kühl, überfüllt, lange Schlangen, zwei große Gruppen japanischer Männer, schlanke Frauen in Sportklamotten, vielleicht ein Hockeyteam.
    Villani schaute durch die gläserne Wand in Richtung des Parkplatzes, von dort würden sie kommen, falls die Brüder bei ihr waren. Er spürte die Angst, die Anspannung in seinem Solarplexus. Das alles geschah zu schnell, eigentlich sollten sie in Kompaniestärke hier sein. Eigentlich sollten sie gar nicht hier sein, sondern die SOG.
    Das alles an einem Tag.
    »Chef«, sagte Dove eindringlich. »Da.«
    Er wies auf das mehrstöckige Parkhaus auf der anderen Straßenseite.
    Zwei stämmige Männer, jung, T-Shirts, Cargohosen, Sonnenbrillen, einer hatte Flip-Flops an. Sie standen ein gutes Stück hinter der Kreuzung.
    Lizzie.
    Sie stand zwischen ihnen, reichte ihnen kaum bis an die Schultern, die Haare hatte sie unter eine Baseballmütze gesteckt, sie trug Jeans und ein weißes, kragenloses Hemd, ein Kind hinter einer großen, dunklen Brille, eine Tasche in der Hand, eine blaue Sporttasche mit seitlicher Klappe.

    Die Fußgängerampel wurde grün, sie gingen los.
    Villani sah nach links von den dreien über die Straße hinweg, die überdachte Bushaltestelle. Hinter einem Bus mit Gepäckanhänger schob sich ein schwarzes Auto auf die Straße, zwanzig, dreißig Meter von der Kreuzung entfernt.
    Neben ihm, auf der entfernteren Seite, befand sich ein Motorrad, auf dem zwei Leute saßen, beide hatten Integralhelme auf, der Sozius legte die linke Hand auf das Dach des schwarzen Autos.
    In diesem Augenblick wusste Villani Bescheid. O Gott, nein.
    »Der Wagen, das Bike!« Villani sprang zwischen zwei Frauen hindurch, die gerade durch die Tür kamen, riss im Laufen die Waffe aus dem Holster.
    Das Mädchen sah das Motorrad, den Wagen, ihr Mund

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