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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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erwähnen, dass er menschliche Gestalt angenommen hatte.
    »Mandator Qabakri zeigt Initiative«, sagte Reen. »Er ruft uns unsere Pflicht, andere zu beschützen, in Erinnerung, die uns von unseren Ahnen, den Vorläufern, auferlegt wurde. Demgemäß haben die Assessoren die einschlägigen Quellen durchforstet, die Mandatoren haben die Nachforschungen ausgeweitet, und die Kontiguale haben entschieden, dass unser Schutz sowohl den Menschen auf Scheiterhaufen und den Entführten zusteht.
    Das führt mich zu Ihnen, Mensch Silveira, und Ihrem Angebot, den ruchlosen Ezgara bis zu ihrem Flugziel zu folgen. Ein freundliches Angebot, das ich leider zurückweisen muss, da Sie Ihr Schiff brauchen werden, um zu Ihrem Herkunftsort zurückzukehren und eine Botschaft an Ihre Vorgesetzten und die Regierung zu überbringen, die Vox Humana.«
    Alle musterten Silveira bestürzt. Kao Chih verspürte auf einmal eine Beengung in der Brust.
    »Habe ich richtig gehört?«, sagte er. »Sagen Sie, dass ich mich verhört habe.«
    Silveira blickte zu seinem Raumschiff hinüber, als schätzte er seine Fluchtchancen ein, dann wandte er sich den skeptischen Vertretern von Vergeltung zu. Er seufzte und schüttelte betrübt den Kopf, doch ehe er etwas sagen konnte, ergriff Mandator Reen das Wort.
    »Ihr richtiger Name lautet Ricard Silveira. Sie wurden geboren auf der unabhängigen Kolonie Mournival, sind einundvierzig Erdjahre alt, unverheiratet und kinderlos und arbeiten als freier Mitarbeiter für den Geheimdienst der Vox Humana. Unsere Assessoren sind ausgesprochen
tüchtig und gründlich. Und jetzt sagen Sie endlich die Wahrheit.«
    Tiefer Unmut lag in Silveiras Blick, als er die Achseln zuckte.
    »Es verhält sich so, wie Sie sagen.«
    »Dann haben Sie also keinerlei Verbindung zur Erdsphäre«, sagte Kao Chih bedächtig. »Und auch keine Möglichkeit, auf Darien oder Scheiterhaufen zu intervenieren, hab ich Recht?«
    »Der Präsidentin der Erdsphäre und ihrer Regierung ist Darien völlig gleichgültig«, entgegnete Silveira. »Nichts, aber auch gar nichts könnte sie dazu bewegen, sich gegen die Interessen der Hegemonie zu stellen.«
    »Sie hingegen sind mit der Absicht nach Darien gekommen, die Bereitschaft der Kolonisten zum Beitritt zur Vox Humana zu sondieren. Und dann haben Sie von den Kolonisten auf Scheiterhaufen gehört«, sagte der Roug. »Die Kolonisten gehören der asiatischen Untergruppe Ihrer Spezies an, und Ihnen ist klargeworden, dass es viel einfacher wäre, sie aus der Gewalt eines Monoclans, einer unternehmerisch tätigen Gruppe, zu befreien, als Darien von seinen Besatzern. Vor allem aber würde auf diese Weise das Wohlwollen der dem Erdsphäre-Überrat angehörenden Chinesischen Konföderation gewonnen. Dies könnte sogar dazu führen, dass die vor Jahrzehnten gegen die Vox Humana verhängten Sanktionen aufgehoben werden.«
    Kao Chih nickte. »Vor dem Aufbruch von Darien hat er sich uns gegenüber ganz ähnlich geäußert.«
    »Das stützt unsere Sichtweise. Nun, Mensch Silveira, wir verlangen von Ihnen Folgendes: Kehren Sie zu Ihren Vorgesetzten auf der Zentrumswelt der Vox Humana zurück und übermitteln Sie Ihre gesammelten Daten; informieren
Sie sie über die Lage auf Scheiterhaufen und teilen Sie ihnen mit, dass der Hohe Index der Roug Bescheid weiß über Ihre Machenschaften und Motive. Dennoch sind wir bereit, der Vox Humana bei der Befreiung der Kolonisten von Scheiterhaufen zu helfen, die binnen weniger Tage stattfinden muss.«
    »Was ist, wenn ich mich weigere?«
    »Dann haben wir freie Hand«, sagte der Roug. »Wir werden Ihre jetzigen und früheren Machenschaften sowie Ihre Identität öffentlich machen, komplett mit Zahn-, Pupillen- und DNA-Charakteristika. Wir können jeden Winkel des Schichtnetzes erreichen.«
    »In Zukunft dürften Sie Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden«, bemerkte Kao Chih.
    »Im Falle Ihres Einverständnisses würden Sie natürlich ein Vermittlungshonorar bekommen«, sagte Mandator Reen, »zu überweisen auf ein Konto Ihrer Wahl.«
    Silveira überlegte einen Moment, dann nickte er.
    »Also gut, Mandator Reen, ich bin gerne bereit, bei der Vox Humana für Sie zu vermitteln. Ich werde ihr alle Informationen übermitteln, die Sie aufgeführt haben.«
    »Sehr schön. Dann sollten Sie unverzüglich aufbrechen.«
    Silveira nickte dem Roug zu, dann sah er Kao Chih an und sagte: »Ich möchte mich bei Ihnen für meine Unaufrichtigkeit entschuldigen.«
    Kao Chih verschränkte nur wortlos die

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