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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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ihm die scharfen Schatten der umliegenden kleinen Steine auf, die zur Sonne hinwiesen …
    Er sprang auf und schaute nach oben. Der Himmel wurde überstrahlt von einem bereits verblassenden Lichthof. Er setzte das Fernglas an, verstellte die Schärfe, doch die verblassende Lichtquelle blieb diffus. Allenfalls waren darin funkelnde Fragmente wahrzunehmen.
    »Was geht da vor, Chef?«, fragte Rory. »Wir leben noch, nicht dass ich mich beklagen wollte.«
    »Ich glaube«, sagte Greg, durch das Fernglas blickend, »soeben hat jemand das brolturanische Schlachtschiff gesprengt.«
    Grinsend reichte er das Fernglas Rory, der es gleich ansetzte und den blassen Lichtfleck anvisierte. »Das da?«
    »Genau.«
    »Wow, das ist ja der Hammer!« Rory lachte laut. »Jawoll! Was meinen Sie, wer das war? Die Herakles vielleicht?«
    »Schon möglich. Aber das werden wir erst dann wissen, wenn wir im Berg sind und mit dem Wächter geplaudert haben.«

    Greg fiel eine Bewegung an den unteren Berghängen ins Auge. Er beschirmte die Augen und blickte nach unten. Aus dieser Höhe sah es so aus, als zögen sich die DFK-Soldaten zur Landestelle der Truppentransporter zurück, die sich mit offenen Luken absenkten. Er setzte erneut das Fernglas an. Tatsächlich, die Menschen kletterten eilig in die Transporter, die kaum, dass sie aufgesetzt hatten, auch schon wieder abhoben.
    Greg lachte. »Sie ziehen sich zurück! … Ich meine, sie ziehen sich nicht nur zurück, sie überlassen uns das Schlachtfeld.«
    Rory lachte wie ein Irrer und tanzte einen Jig, dann rief er den abziehenden Soldaten Beschimpfungen hinterher und schleuderte ihnen ein paar Steine nach.
    Trotz seines momentanen Gefühlsüberschwangs wunderte sich Greg über die Aktion - selbst wenn das Schlachtschiff, die Läuterer , vernichtet worden war, erklärte das noch immer nicht den Abbruch des Angriffs.
    Minuten später hatte der letzte Truppentransporter abgehoben und flog hinter den anderen her zur Küste. Greg blickte ihm stirnrunzelnd nach und seufzte.
    »Kommen Sie, Rory. Wir müssen nachschauen, wie es da drinnen aussieht.«
    Unvermittelt ernst geworden, nickte Rory, dann kletterten sie über die herabgestürzten Steine zu der Stelle, wo zuvor ein Pfad zum dreißig Meter entfernten Eingang der Uvovo-Feste geführt hatte. Jetzt endete er ein paar Meter weiter am Rand eines schüsselförmigen Kraters. Die Oberfläche war geschwärzt, verkrustet mit rußigem Erdreich und glasiger Gesteinsschmelze. Dampf stieg vom Grund auf, und das abkühlende Gestein knisterte vernehmlich. Unglaublicherweise befand sich vor ihnen in der geschwungenen Wand eine große, quadratische Öffnung, deren Ränder
leicht verzogen waren. Das Innere war rußig und dunkel, doch am Rand standen mehrere Gestalten und winkten laut rufend. Bedeutete das etwa, dass der Rest der Feste unversehrt war?
    Während er noch überlegte, wie er den Abgrund überwinden sollte, ertönte ein durchdringendes Schwirren, das immer lauter wurde. Dann gelangte ein Raumfahrzeug mit blauen Flügeln in Sicht, flog eine scharfe Kurve und stieß auf den Ort der Zerstörung herab. Als es darüber hinwegflog, wurde es langsamer, dann zog es hoch und flog nach Osten davon. Greg schaute ihm durchs Fernglas hinterher, betrachtete die W-förmigen Tragflächen und das darauf angebrachte Symbol. Es handelte sich um eine Spirale mit einem schmalen Winkel, dessen Spitze deren Mittelpunkt berührte. Es hatte keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem Symbol der Erdsphäre, erinnerte ihn aber an etwas anderes, an eine Unterhaltung mit dem Xenospezialisten der Herakles , der eine Bemerkung über die Spiralweisen von Buranji gemacht hatte …

TEIL DREI

26 Kao Chih
    Der Rückflug zur Heimatwelt der Roug dauerte in der schnelleren Hyperraumschicht 2 etwa drei Stunden, doch Kao Chih kam es viel länger vor. Die Ungeduld setzte ihm zu. Immer wieder ließ er seine Eindrücke von Scheiterhaufen Revue passieren, die bittere Armut, die Verzweiflung, den erniedrigenden Schmutz, die Menschen, die wie Tiere in einem Käfig lebten, während ihre Peiniger sie ausquetschten bis aufs Blut. Silveira hatte seine Kameraaufzeichnungen bereits in das System des kleinen Spionageschiffs überspielt und versprochen, den Anführern und Angehörigen der Menschensippe eine Kopie zur Verfügung zu stellen. Eine weitere Kopie würden die Rougführer erhalten, als Erklärung für Qabakris Entscheidung, auf Scheiterhaufen zu bleiben.
    Ich hätte an seiner Stelle bleiben sollen,

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