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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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festgesetzt«, erklärte der Sicherheitsbeauftragte. »Der Duizhang, die höheren Offiziere, viele Älteste, alle wurden festgenommen und entführt!«
    »So etwas hat es noch nie gegeben, Mensch Kao Chih«, ertönte die scharfe, papierene Stimme eines der sich nähernden Roug. Die Offiziere verneigten sich respektvoll, auch Kao Chih und Silveira, und der älteste Roug nickte förmlich, als er in ein paar Schritten Abstand stehen blieb, flankiert von zwei jungen Roug, die Waffen mit langen, segmentierten Läufen trugen.
    »Ich grüße Sie, verehrte Schirmherren«, sagte Kao Chih und bemühte sich, nicht die Eskorte anzustarren. Der Anblick bewaffneter Roug war vollkommen neu für ihn.
    »Und ich grüße Sie, Mensch Kao Chih und Baltazar Silveira«, erwiderte der Roug. »Ich bin Mandator Reen vom Hohen Index. Ich glaube, Sie überbringen eine Nachricht von Qabakri - wir werden Sie bald anhören. Zunächst
aber möchte ich Sie über die bedrohlichen Vorgänge der letzten Zeit in Kenntnis setzen.«
    Kao Chih runzelte die Stirn. »Dann geht es also nicht allein um eine Entführung.«
    »Wenn wir Glück haben, ist dies eine Geiselnahme«, sagte der Roug und zog ein kleines braunes, rhombusförmiges Gerät aus der Tasche, das sich zu einem dünnen, quadratischen, steifen Display entfaltete. Mit einem seiner langen, messingfarbenen Finger tippte er auf den unteren Rand, dann reichte er das Gerät Kao Chih. Auf dem Display liefen Videoaufzeichnungen der Überwachungskameras von verschiedenen Orten auf Vergeltung . Panische Menschen versuchten sich in Sicherheit zu bringen, als bewaffnete Eindringlinge, Ezgara-Kämpfer, die er aus eigener Erfahrung kannte, durch die Halle der Vielen Stimmen und über Gänge rannten und Treppen hochstürmten. Dann sah man die Anführer der Menschensippe, die mit Handschellen und zugeklebtem Mund durch Gänge geleitet wurden, die Augen angstvoll geweitet. Duizhang Kang Lo war darunter, Tan Hua und auch der Voth-Pilot Yash, der auf seinen kurzen Beinen und mit zornigem Blick einherstolperte. Insgesamt handelte es sich um etwa fünfundzwanzig Gefangene.
    »Einige Stunden, nachdem Sie nach Scheiterhaufen aufgebrochen sind«, sagte Mandator Reen, »ist das Kriegsschiff der Hegemonie mit den Potenziaten an Bord gestartet. Eins Komma fünf Stunden später tauchte ein kleineres Raumschiff im System auf und behauptete, das Wartungsdock auf Agmedra’a in Anspruch nehmen zu wollen. Auf dem Weg zum Orbit verschwand es von den Sensordisplays. Offenbar war es mit einer speziellen Stealthtechnologie ausgestattet. Dann tauchte es in der Nähe dieses Asteroidenschiffs wieder auf, und die Besatzung verschaffte
sich mit den soeben dokumentierten Folgen gewaltsam Zutritt.
    Ein solch schwerer Übergriff ist nicht hinnehmbar. Die Ezgara haben die Systemgrenzen verletzt, sich der legitimen Ortung und Identifizierung entzogen, die in zivilisierten Gesellschaften üblichen Regeln missachtet und sich eines gewaltsamen Eindringens und der Entführung unter unserem Schutz stehender Intelligenzen schuldig gemacht. Ein solcher Affront verlangt, dass unverzüglich die Verfolgung aufgenommen wird mit dem Ziel, eine angemessene Entschuldigung zu erhalten. Die Verstöße werden natürlich nicht ohne Folgen bleiben.«
    »Mein Raumschiff ist S2-tauglich«, sagte Silveira. »Es ist zwar nur unzureichend bewaffnet, aber es könnte den Ezagara sicherlich bis zu deren Flugziel folgen. Ich stelle Ihnen mein Schiff und mich selbst gerne zur Verfügung.«
    Mandator Reen musterte den Erdsphäre-Agenten mit seinem unergründlichen Blick. Seine Augen waren hinter feinen Drahtnetzen verborgen, der Mund hinter einem stumpfen, kupferfarbenen Gitter. Kao Chih aber hatte gesehen, wie Qabakri sein Äußeres und auch die Kleidung verändert hatte, deshalb fragte er sich unwillkürlich, ob diese Erscheinung vielleicht mehr Show war als sonst was.
    »Mensch Silveira, Ihr Angebot ist sehr freundlich, aber wir möchten zunächst hören, was Ihr Begleiter auf Scheiterhaufen in Erfahrung gebracht hat.« Mandator Reen wandte sich an Kao Chih. »Ich bitte Sie, Mensch Kao Chih, mir von Ihrer Unternehmung zu berichten. Außerdem wüsste ich gern, was Mandator Qabakri dazu bewogen hat, dortzubleiben.«
    Kao Chih schilderte dem Roug und den schweigend abwartenden Offizieren die wichtigsten Ereignisse der Reise.
Als er auf seine letzte Unterredung mit Qabakri zu sprechen kam, verzichtete er darauf, dessen Fähigkeit zur Verwandlung und den Umstand zu

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