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Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)

Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)

Titel: Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Lynn
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hatte, in den Raum rauschte. Er war von Kopf bis Fuß in olivgrünes Polyester gekleidet, und sein dichtes grauschwarzes Haar stand in alle Richtungen ab. Seine Brille war riesig und balancierte auf der äußersten Spitze seiner Nase. Während er zum Podium ging, fiel mir auf, dass er schwarz-weiß karierte Turnschuhe von Vans trug… die zu seiner Krawatte passten.
    Cam lachte leise. »Professor Drage ist… einzigartig.«
    »Das sehe ich«, murmelte ich.
    Professor Drage hatte einen Akzent, den ich nicht ganz einordnen konnte, aber seiner dunklen Haut nach zu urteilen, stammte er aus Südeuropa oder dem Nahen Osten. Der Professor stürzte sich direkt ins Thema – ohne Anwesenheitskontrolle oder Vorwarnung. Ich bemühte mich sehr, seiner Einführung in das Fachgebiet der Astronomie, seinen Maßeinheiten und Längenangaben zu folgen, während Cam sich noch tiefer in seinen Stuhl sinken ließ und seinen Block aufschlug. Sein Stift huschte in schnellen, kurzen Strichen über das Papier. Aber er machte keine Notizen.
    Er zeichnete.
    Ich legte den Kopf schräg und versuchte mich darauf zu konzentrieren, was zur Hölle eine Astronomische Einheit sein sollte. Irgendeine irre Nummer, von der ich nicht mal versuchen wollte, sie mir zu merken. Anscheinend war es die durchschnittliche Entfernung, in der die Erde um die Sonne kreist. Und das war wichtig, weil Astronomische Einheiten benutzt wurden, um die meisten Entfernungen in unserem Sonnensystem zu bestimmen. Doch immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich auf Cams Block starrte.
    Was zur Hölle zeichnete er da?
    »Die meisten von euch Kids interessiert die Astronomische Einheit nicht oder ihr habt noch nie von ihr gehört«, fuhr Professor Drage fort und wanderte von rechts nach links. »Ihr seid vertraut mit dem Begriff ›Lichtjahr‹. Obwohl ich bezweifle, dass ihr wahrhaftig versteht, was ein Lichtjahr eigentlich ist.«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass Cam Bigfoot zeichnete.
    Die Vorlesung ging weiter, bis Professor Drage plötzlich umschaltete. Damit überraschte er mich und jeden anderen bis auf Cam. Er teilte Sternenkarten aus. »Ich weiß, dass heute erst Mittwoch ist, aber hier ist schon einmal eure erste Hausaufgabe fürs Wochenende. Am Samstag soll der Himmel angeblich so klar sein wie ein Babyhintern.«
    »So klar wie ein Babyhintern?«, murmelte ich.
    Cam lachte leise.
    »Ich will, dass ihr die Corona Borealis am Himmel findet – am echten, richtigen, tatsächlichen Nachthimmel«, erklärte Professor Drage und lächelte dabei, als habe er etwas Witziges gesagt. Wir starrten ihn alle nur an. »Ihr werdet kein Teleskop brauchen. Benutzt eure Augen oder Brillen oder Kontaktlinsen oder was auch immer. Ihr könnt Freitag- oder Samstagnacht danach Ausschau halten, aber am Freitag ist wechselhaftes Wetter angesagt, also wählt klug.«
    »Moment«, meinte jemand in der ersten Reihe. »Wie benutzt man diese Karte?«
    Cam gab mir eine Karte aus dem Stapel, der durch die Reihen weitergegeben wurde, zusammen mit ein paar Seiten Rasterpapier.
    Professor Drage hielt vor der Klasse an. »Ihr schaut sie euch an.«
    Ich unterdrückte ein Lachen.
    Der Kommilitone schnaubte. »Das habe ich schon verstanden, aber halte ich sie gegen den Himmel, oder was?«
    »Sicher. Das könntet ihr tun. Oder ihr schaut euch einfach die verschiedenen Konstellationen an, prägt euch ein, wie sie aussehen, und benutzt dann Hirn und Augen, um sie am Himmel zu finden.« Der Professor hielt kurz inne. »Oder ihr benutzt Google. Ich will, dass ihr alle anfangt, euch mit der Sterndeutung vertraut zu machen. Ihr werdet dieses Semester viel Zeit damit verbringen und werdet schon bald zu schätzen wissen, dass es draußen im Moment noch warm ist. Also schnappt euch euren Partner und wählt einen Tag. Das Rasterpapier, auf das ihr die Konstellation zeichnet, wird am Montag von mir wieder eingesammelt. Das wäre alles für heute. Viel Glück, und möge die Macht des Universums heute mit euch sein.«
    Mehrere Studenten lachten, aber mir rutschte mein Herz quasi in die Knie.
    »Partner?«, fragte ich leise, während ich mich panisch im Kursraum umsah. Fast alle hatten sich umgedreht und unterhielten sich mit jemand anderem. »Wann haben wir Partner gewählt?«
    »Am Montag«, antwortete Cam, klappte seinen Block zu und schob ihn zurück in seinen Rucksack. »Du warst nicht da.«
    Mein Herz raste, und ich rutschte auf meinem Sitz nach vorne. Verdammt. Professor Drage war bereits aus dem Raum geeilt,

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