Wait for You: Roman (Wait for You-Serie) (German Edition)
Blick an seiner attraktiven Kinnlinie hängen und der Art, wie seine Haare um seine Schläfen spielten. Was zur Hölle? Cam starrte mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. »Avery?«
»Los, erzähl«, drängte Jacob.
Brit nickte. »Begabungen sind cool.«
»Das können sie zumindest sein.« Cam senkte seinen Blick, und ich schnappte kurz nach Luft. Dann lehnte er sich vor, bis unsere Münder nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Ich konnte Jacobs Keuchen hören. »Erzähl mir, wo deine Begabungen liegen, Süße.«
»Süße«, murmelte Jacob mit einem leisen Seufzen.
»Tanzen«, platzte ich heraus. »Ich habe getanzt. Habe früher getanzt.«
Cam wirkte neugierig. »Welche Art von Tanz?«
»Weiß nicht.« Ich packte mir die Tüte Skittles und kippte den Rest in meine Hand. »Ballett, Jazzdance, Stepptanz, zeitgenössischer Tanz – so was eben.«
»Ehrlich?«, rief Jacob. »Ich habe mit sechs Jahren mal Stepptanz gemacht, für ungefähr einen Monat, aber dann habe ich beschlossen, dass ich lieber Feuerwehrmann oder etwas Ähnliches werde. Dieser Dreck war echt anstrengend.«
Brit feixte. »Ich habe es mal mit Ballett versucht, habe aber schnell rausgefunden, dass ich weder Körperkoordination noch Eleganz besitze. Ich kann nur mit dem Hintern wackeln. Warst du gut?«
Ich zuckte unangenehm berührt mit den Schultern. »Ich hatte ungefähr zehn Jahre Unterricht, bin bei ein paar Wettbewerben angetreten und hatte eine Menge Aufführungen.«
»Dann warst du gut!«, erklärte Brit. »Ich wette, du konntest jede Menge Drehungen und schräge Moves.«
Ich hatte sogar massenweise solche Sachen gekonnt und war auch unglaublich beweglich gewesen, aber das, worin ich wirklich gut gewesen war, waren die Drehungen – die tour fouett é – angeblich die schwierigste Abfolge von Drehungen im Ballett.
Cam hatte eine Weile geschwiegen, was wirklich seltsam war. »Meine Schwester hat getanzt, seitdem sie ungefähr fünf ist. Sie tanzt immer noch. Ich glaube, sie würde denjenigen umbringen, der versucht, sie davon abzuhalten.«
Ich warf mir die restlichen Skittles in den Mund und nickte. »Tanzen kann abhängig machen, wenn es einem gefällt.«
»Oder gut darin ist«, warf Brit ein.
Cam stieß mich mit der Schulter an. »Warum hast du aufgehört?«
Ich hatte das Tanzen geliebt – alles daran. Das Training, die Proben und besonders die Aufregung vor dem Moment, in dem man auf die Bühne trat. Nichts war damit vergleichbar, hinter der Bühne darauf zu warten, dass der eigene Name aufgerufen wurde; mit diesem ersten Atemzug, wenn man mitten auf die Bühne und ins Scheinwerferlicht trat. Dann folgte dieser Moment der Ruhe, wenn man die Augen schloss und darauf wartete, dass die Musik erklang, während man genau wusste, dass alle einen ansahen.
Ich zuckte mit den Achseln und griff nach den restlichen M & M s. »Wahrscheinlich war ich es einfach leid«, sagte ich schließlich. Das war eine üble Lüge. Ich vermisste das Tanzen mehr als alles andere. Aber ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wenn Leute mich anstarrten. »Tanzt deine Schwester in Wettbewerben?«
Er nickte. »Sie ist schon überall herumgereist und hat den Sommer mit einem Stipendium auf der Joffrey Ballet School verbracht.«
»Heiliger Bimbam«, keuchte ich und riss die Augen auf. »Sie muss verdammt gut sein.«
Cam lächelte stolz. »Das ist sie.«
Neid breitete sich wie ein aggressives Krebsgeschwür in mir aus. Das hätte ich sein können, die da an einer der bekanntesten Ballettschulen der Welt tanzte. Ich hätte es sein sollen. Aber ich war es nicht, und damit musste ich irgendwie klarkommen.
Danach lief kein großes Gespräch mehr, zumindest nicht mit mir. Cam plauderte noch ein wenig mit Brit und Jacob, während ich gedankenverloren dasaß, bis es Zeit wurde, zum nächsten Kurs aufzubrechen. Wir einigten uns auf einen Termin für das nächste Lerntreffen, dann verabschiedete ich mich.
Cam folgte mir in den Sonnenschein und die kühle Brise, die davon kündete, dass bald kältere Zeiten anbrechen würden. Er schwieg, als wir zur Knutti Hall gingen. Manchmal tat er das, und ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was er während dieser ruhigen Augenblicke dachte.
In diesem Moment, als wir die befahrene Straße überquerten und einer Gruppe Studenten zuwinkten, die vor dem Byrd Center stand, fiel mir auf, dass er jetzt ganz anders war als vorhin, als ich ihn mit den zwei Mädchen gesehen hatte. Das störte
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