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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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in Brand gesteckt, und alles kam zugleich mit Katze, Hund und Hühnern in den Flammen um. Sie führte ein hartes, fast etwas menschenunwürdiges Dasein. Ein alter Waldbesucher wußte zu erzählen, daß er einst, als er um die Mittagstunde am Haus vorbeiging, gehört habe, wie sie über ihren brodelnden Kessel die Worte murmelte: "Alles ist Knochen ... Knochen!" Ich habe in dem Unterholz, welches dort von Eichen gebildet wird, Ziegelsteine gefunden ...Weiter unten an der Landstraße, rechterhand beim Bristerhügel, dort wo die Apfelbäume stehen, die Brister pflanzte und pflegte, lebte Brister Freemann, "ein geschickter Neger", der einst ein Sklave von Herrn Cummings war. Jetzt sind die Bäume alt und groß geworden, aber ihre Früchte haben noch immer einen seltsamen, obstweinartigen Geschmack. Erst vor kurzem las ich seine Grabschrift auf dem Friedhof zu Lincoln. Sie stand ein wenig schief, befand sich neben den unbezeichneten Gräbern einiger britischer Grenadiere, die beim Rückzug von Concord fielen, und lautete: "Sippio Brister" – er hatte eigentlich etwas Anspruch auf den Titel Scipio "Africanus" – "ein farbiger Mann", gerade als ob er nicht schwarz auf die Welt gekommen sei. Die Grabschrift erzählte mir ferner höchst eindringlich, wann er starb. So wurde ich auf indirektem Wege darüber unterrichtet, daß er je gelebt hatte. Mit ihm zusammen wohnte sein gastfreundliches Weib Fenda. Sie war eine Wahrsagerin vom harmlosen Schlage, groß, rund und schwarz, schwärzer als irgend ein anderes Kind der Nacht. Ein Stern, so dunkel wie sie, ging weder vorher noch nachher je wieder über Concord auf.
     
    Weiter am Hügel hinab, zur linken Seite an der alten Waldstraße, finden sich Spuren von dem sogenannten Haus der Familie Stratten. Ihr Obstgarten bedeckte einst den ganzen Abhang des Bristerhügels, war aber seitdem längst durch die Pechtannen vertrieben. Nur ein paar Stümpfe waren noch vorhanden, und die Schößlinge dieser alten Wurzeln dienten dazu, den wilden Stamm manchen Baumes im Dorfe zu veredeln.
     
    Noch mehr nach der Stadt zu kommt man zu Breeds Wohnung. Dieser Platz ist berühmt durch die Schandtaten eines Dämon, dessen Namen die alte Mythologie nicht kennt, der aber in unserm neuenglischen Leben eine hervorragende und erschreckende Rolle spielt und der, wie jeder mythologische Charakter, verdient, daß eines Tages seine Biographie geschrieben wird. Dieser Dämon kommt zuerst in der Gestalt eines Freundes oder eines gedungenen Knechtes, um hernach die ganze Familie zu berauben und zu ermorden. Sein Name ist: neuenglischer Rum. Über die Tragödien, die sich hier abspielten, soll dieGeschichte zunächst noch schweigen. Erst mag die Zeit ihre mildernde Wirkung ausüben und ein wenig Himmelblau sich darüber breiten. Eine vage und fragwürdige Überlieferung berichtete, hier habe ein Wirtshaus gestanden. Und die gleiche Quelle, die das Pferd erfrischte, verdünnte des Wanderers Trank ... Hier also begrüßten die Menschen einander. Hier erzählten und hörten sie Neuigkeiten, und setzten dann ihre Reise fort.
     
    Noch vor zehn Jahren stand Breeds Hütte hier. Sie war allerdings schon seit langer Zeit unbewohnt. Sie war ungefähr so groß wie mein Häuschen. Mutwillige Buben steckten sie – wenn ich nicht irre in der Nacht nach einem Wahltag – in Brand. Ich lebte damals am Ausgang des Dorfes und war gerade in Davenants Gondibert vertieft. Es war in jenem Winter, wo ich mit einer Lethargie zu kämpfen hatte, von der ich beiläufig noch immer nicht weiß, ob die Familie hereditär mit ihr belastet ist, denn ich habe einen Onkel, der beim Rasieren einschläft und der Sonntags im Keller Kartoffeln abkeimen muß, um den Feiertag wachend zu heiligen, oder ob sie darauf zurückzuführen ist, daß ich Chalmers "Anthologie englischer Dichter" durchzulesen versuchte, ohne eine Seite zu überschlagen. Das hielten meine Nervi nicht aus. Kurzum, mein Kopf war gerade auf dieses Buch herabgesunken, als die Feuerglocke ertönte, und die Spritze, von einem Schwärm aufgeregter Männer und Knaben begleitet, in höchster Eile vorbeisauste. Ich war sofort unter den Führern, denn ich hatte den Bach übersprungen. Wir glaubten, das Feuer sei sehr weit südlich hinter dem Walde – wir waren ja schon zu manchem Feuer gerannt – eine Scheune brenne, ein Laden oder ein Wohnhaus oder alles zusammen. "Das ist Bakers Scheune," schrie der eine. "Codmans Farm," behauptete ein anderer. Da stiegen frische Funken über dem

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