Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
eines Dichters in den Sinn:
"Leuchtende Flamme, laß nimmer mir erblassen
"Dein teures, lebenswarmes Mitgefühl!
"Nur meine Hoffnung schoß so hoch wie Du empor,
"So tief wie Du sank nur mein Glück in dunkle Nacht.
"Warum bist Du von Haus und Herd verbannt?
"Du, die wir alle froh begrüßen, alle lieben?
"War Dein Leben für unser ödes Alltagsgrau
"Zu seltsam und Phantastisch? Hielt Dein heller Schein
"Geheimnisvoll mit unserer Seele Zwiesprach?
"Scheutest Du Dich, Dein Innerstes zu offenbaren?
"Kein flücht'ger Schatten zittert an dem Herde, wo wir sitzen ...
"Nichts kümmert, nichts erheitert uns ...
"Ein Feuer wärmt uns Händ' und Füße – das genügt!
"An diese dichte, festverschlossene Feuerstätte
"Setzt sich die Gegenwart – und schlummert ein.
"Vor Geistern, die aus früherer Zeiten Dämmerlicht
"Beim Zitterschein des alten Holzes hervor sich stahlen
"Um mit uns zu schwätzen, hat sie keine Furcht."
Frühere Bewohner und Besuch im Winter
Ich überstand einige lustige Schneestürme und brachte manch behaglichen Abend an meinem Kamin zu, während draußen die Schneeflocken wild herumstoben und selbst der Eule Schrei verstummte. Wochenlang traf ich auf meinen Spaziergängen nur ab und zu einen jener Menschen, die in den Wald gekommen waren, um Holz zu fällen und es im Schlitten zur Stadt zu bringen. Mit Hilfe der Elemente gelang es mir übrigens, in den tiefsten Schnee einen Pfad zu machen. Der Wind blies nämlich in meine ersten Fußstapfen Eichenblätter hinein, die dort liegen blieben, Sonnenstrahlen absorbierten und dadurch den Schnee zum Schmelzen brachten. Auf diese Weise erhielt ich nicht nur einen trockenen Weg für meine Füße, sondern auch – durch die dunkele Linie – einen Führer in der Nacht. Wollte ich Menschen um mich sehen, so mußte ich schon die früheren Bewohner dieser Wälder heraufbeschwören. In der Erinnerung vieler meiner Mitbürger klingt noch das Lachen und Geplauder nach, das von den Anwohnern jener Landstraße, in deren Nähe sich mein Haus befand, herüberschallte. Die Wälder, die diese Straße einfaßten, waren hier und da durch kleine Gärten und Häuschen getüpfelt und eingekerbt, obwohl sie damals noch mehr durch den Wald verborgen wurde wie heute. Ich kann mich selbst noch an Stellen erinnern, wo die Tannen zu gleicher Zeit beide Seiten des Wagens streiften, weiß auch noch, daß Frauen und Kinder, wenn sie allein und zu Fuß nach Lincoln gehen mußten, sich fürchteten und oft einen großen Teil der Entfernung laufend zurücklegten. Obwohl dieser meistens von Holzfällern befahrene Weg, der die benachbarten Dörfer verband, im großen und ganzen nur recht primitiv war, so erfreute er doch einst den Wanderer mehr als jetzt durch seineMannigfaltigkeit und blieb länger in der Erinnerung haften. Wo jetzt wohlbegrenzte und offene Felder vom Dorf zum Walde sich erstrecken, lief die Straße damals durch einen Ahornsumpf; ihr Fundament wurde durch Stämme gebildet, deren Überreste zweifellos noch jetzt unter der staubigen Landstraße zwischen der Strattenfarm – jetzt ist diese zum Armenhaus umgewandelt – und dem Bristerhügel liegen.
Östlich von meinem Bohnenfeld, jenseits der Landstraße wohnte Cato Ingraham, der Sklave von Duncan Ingraham, Esquire, einem Herrn aus Concord. Der baute seinem Sklaven ein Haus und gab ihm die Erlaubnis, im Waldenwald zu wohnen. Also: Cato Concordiensis, nicht Uticensis. Es soll ein Guineaneger gewesen sein. Ein paar Menschen können sich noch an sein Fleckchen Erde unter den Wallnußbäumen erinnern, die er wachsen ließ, um sie im Alter eventuell verwerten zu können. Doch ein jüngerer, weißer Spekulant ward schließlich der Eigentümer. Jetzt wohnt auch dieser schon in einem gerade so engen Haus wie Cato, dessen halbverschüttetes Kellerloch noch vorhanden ist. Nur wenige kennen es, weil es vor den Augen des Wanderers durch einen Kranz aus Fichten verborgen wird. Jetzt ist es mit glattem Sumach ( Rhus glabra ) angefüllt, und eine der am frühesten blühenden Goldrutenarten ( Solidago stricta ) wächst hier in verschwenderischer Fülle.
Gerade hier, im Winkel des Feldes, doch mehr nach der Stadt zu, hatte Zilpa, ein farbiges Weib, ihre kleine Hütte, wo sie Leinwand für die Stadtleute spann. Ihr schriller Gesang hallte durch den Waldenwald, denn sie hatte eine laute, merkwürdige Stimme. 1812 wurde während des Krieges in ihrer Abwesenheit ihr Haus von englischen Soldaten (Gefangenen auf Ehrenwort)
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