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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Farmer glauben möchten, der Wald sei einer Gottheit geweiht. Der Römer vollzog ein Sühnopfer und betete: Welchem Gott oder welcher Göttin auch immer Du geweiht seist, o Hain – laß deine Gnade walten über mir, meiner Familie, meinen Nachkommen ...
     
    Es ist bemerkenswert, wie hoch selbst heutzutage in diesem neuen Lande das Holz im Preise steht, und daß dieser Preis konstanterund allgemeiner verbreitet ist als der des Goldes. Trotz aller Entdeckungen und Erfindungen will kein Mensch einen Holzstoß missen. Holz ist für uns geradeso kostbar wie für unsere sächsischen und normannischen Vorfahren. Sie machten ihre Bogen daraus, wir unsere Gewehrkolben. Michaux berichtete vor mehr als dreißig Jahren, daß der Preis für Feuerholz in Newyork und Philadelphia "sich mit dem für das beste Holz in Paris bezahlten Preis beinahe deckt, ihn bisweilen sogar übersteigt, obwohl die gewaltige Metropole jährlich mehr als dreihunderttausend Klafter verbraucht und in einer Ausdehnung von dreihundert Meilen von bebauten Feldern umgeben ist." In Concord steigt der Preis des Holzes beständig; immer handelt es sich nur darum, wieviel mehr in diesem Jahr als im Vorjahr bezahlt werden muß. Mechaniker und Handwerker, die persönlich durch keinen anderen Anlaß in den Wald gelockt werden, finden sich unfehlbar ein, wenn Holz verauktioniert wird, ja, sie zahlen sogar eine große Summe für die Erlaubnis, nach dem Holzfäller Nachlese halten zu dürfen. Schon seit vielen Jahren versorgen sich die Menschen aus den Wäldern mit Brennholz und mit Materialien für ihre Kunsterzeugnisse. Der Neuengländer und der Neuholländer, der Perser und der Kette, der Farmer und Robin Hood Goody Blake und Harry Gill, der Bauer und der Prinz, der Gelehrte und der Wilde: sie alle gebrauchen überall in der Welt ein paar Holzscheite aus dem Walde, um sich zu wärmen und um ihre Nahrung zu kochen. Auch ich konnte ohne dieselben nicht fertig werden.
     
    Jedermann blickt gewissermaßen mit Zuneigung auf seinen Holzstoß. Ich liebe es, den meinigen vor meinem Fenster zu haben, und je mehr Späne mich an meine angenehme Arbeit erinnern, desto besser. Ich besaß eine alte Axt, auf welche niemand Anspruch erhob. Mit ihr hackte ich von Zeit zu Zeit an Wintertagen an der Sonnenseite des Hauses auf den Stümpfen, die ich aus meinem Bohnenfeld gegraben hatte, herum. Wie mir mein Rosselenker damals beim Pflügen prophezeit hatte, wärmten sie mich zweimal: zuerst als ich sie hackte und dann, als ich sie ins Feuer legte. Mehr Wärme konnte kein Brennmaterial abgeben. Was übrigens die Axt anbetrifft, sohatte man mir geraten, sie beim Dorfschmied ausbessern zu lassen. Ich besserte aber den Schmied nicht auf, machte ihr selbst einen Nußbaumstiel aus dem Walde, so daß sie wieder gebrauchsfähig wurde. Sie war zwar stumpf, aber Griff und Schneide waren wohl ineinander gefügt.
     
    Ein paar dicke Stücke mit Pech durchtränkten Tannenholzes waren ein großer Schatz. Es ist interessant sich zu vergegenwärtigen, wieviel von dieser Feuernahrung noch in den Eingeweiden der Erde verborgen ist. In früheren Jahren hatte ich oft "Inspektionsreisen" über einen kahlen Hügelabhang hin gemacht, auf dem vor Zeiten ein Pechtannenwald stand. Die kräftigsten Wurzeln hatte ich dort herausgeholt. Sie sind nahezu unverwüstlich. Selbst die Stümpfe, die wenigstens dreißig bis vierzig Jahre alt waren, besaßen noch gesundes Mark, obwohl der Splint schon zu Pflanzenerde zerfallen war, wie durch die kreisförmigen Abschuppungen der dicken Rinde bewiesen wurde, die in gleicher Höhe mit dem Erdboden, etwa vier bis fünf Zoll vom Mark des Baumes entfernt, sich befanden. Mit Axt und Schaufel wurde diese Mine durchforscht und das markige Magazin, das so gelb wie Rindsfett aussieht oder einer Goldader tief unten in der Erde gleicht, weiter verfolgt. Gewöhnlich machte ich mein Feuer mit trockenen Blättern aus dem Walde an, die ich in großer Menge in meinem Schuppen angehäuft hatte, bevor der Schnee einsetzte. Der Holzhauer benutzt, wenn er im Walde wohnt, grüne feingespaltene Nußbaumspäne dazu. Hier und da verwandte ich auch diese. Wenn die Dorfbewohner jenseits des Horizontes ihre Feuer anzündeten, dann pflegte auch ich die verschiedenen wilden Bewohner des Waldentales durch einen rauchigen Strom aus meinem Kamin zu benachrichtigen, daß ich erwacht sei. –
     
       
     
    "Leichtbeschwingter Rauch, ikarischer Vogel,
"Wenn Du zu sonnigen Höhen schwebst,
"Schmelzen

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