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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Kurs auf öffentliche wohlbewachte Häfen hin nehmen, Trockendocks aufsuchen, wo sie für diese Welt notdürftig wieder zusammengehämmert werden, und wo keine natürlichen Strömungen vorhanden sind, um sie zu individualisieren.
     
    Walden hat, soviel ich weiß, keinen anderen Zufluß oder Abfluß als durch Regen, Schnee und Verdunstung. Doch könnten vielleicht mit Thermometer und Schnur solche Stellen in der Tiefe des Teiches gefunden werden, denn wo das Wasser einfließt, wird es im Sommer wahrscheinlich am kühlsten, im Winter am wärmsten sein. Als im Jahre 1846/47 Leute im Teich Eis hackten, wurden einzelne Blöcke, die ans Ufer gebracht waren von den Arbeitern, die sie aufstapelten, zurückgewiesen, da sie nicht dick genug waren, um mit den anderen ohne Schwierigkeit geschichtet zu werden. Auf diese Weise entdeckten diese Leute, daß an einer kleinen Stelle das Eis etwa zwei bis drei Zoll dünner war als anderswo. Dadurch wurden sie veranlaßt, hier einen Zufluß anzunehmen. Sie zeigten mir noch einen anderen Platz, wo sie einen "Leck" vermuteten, durch welchen der Teich nach der benachbarten Wiese einen Abfluß habe. Sie fuhren mich auf einer Eisscholle dorthin, um mir das Loch zu zeigen. Es war eine kleine Aushöhlung in zehn Fuß tiefem Wasser. Ich kann übrigens die volle Verantwortung dafür übernehmen, daß der Teich nicht "gelötet" zu werden braucht, falls sich nicht etwa ein größerer "Leck" als dieser findet. Man hat auch folgenden Vorschlag gemacht: Wenn solch ein Leck und durch ihn tatsächlich eine Verbindung mit der Wiese existiert, so ist es vielleicht möglich, den Zusammenhang dadurch nachzuweisen, daß man gefärbtes Pulver oder Sägespäne an seine Öffnung bringt und außerdem einen Filtrierstein über der Wiesenquelle befestigt. So mag es gelingen, kleine Teilchen, die durch die Strömung dorthin geschleppt sind, im Filter aufzufangen...
     
    Während ich meine Vermessungen machte, schwankte das sechzehn Zoll dicke Eis unter dem leichten Winde wie Wasser. Es ist allgemeinbekannt, daß eine Wasserwage auf dem Eis nicht verwendet werden kann. Sechzehneinhalb Fuß vom Ufer entfernt betrug die größte Schwankung, die durch eine am Ufer aufgestellte und mit einem auf dem Eise befindlichen Meßstabe verbundene Wasserwage gefunden wurde, dreiviertel Zoll. Mitten auf dem Teiche war die Schwankung vielleicht noch größer. Wer weiß, vielleicht könnten wir auch eine Schwankung der Erdrinde entdecken, wenn unsere Instrumente fein genug wären. Wenn zwei Beine des Gestells einer Wasserwage auf dem Lande standen und das dritte auf dem Eis sich befand, ferner das Visier über das Eis hinüber eingestellt war, so machte eine noch so unendlich kleine Schwankung des Eises an einem Baum des jenseitigen Ufers einen Unterschied von mehreren Fuß aus. Als ich zum Peilen Löcher in das Eis schnitt, fand ich drei bis vier Zoll hohes Wasser unter dem tiefen Schnee auf dem Eis. Er hatte es so weit hinabgedrückt. Das Wasser begann aber sofort in diese Löcher hineinzulaufen, floß zwei Tage in tiefen Strömen dahin, die das Eis nach jeder Richtung aushöhlten. Sie trugen hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich dazu bei, die Oberfläche des Teiches trocken zu legen. Und je mehr Wasser einfloß, desto mehr hob es und trug es das Eis. Wenn man ein Loch in den Boden eines Schiffes schneidet, um das Wasser herauszulassen, so ist das ein ähnlicher Vorgang. Wenn diese Löcher zufrieren, dann Regengüsse niederfallen und schließlich ein neuer Frost alles mit frischem, glattem Eis überzieht, so ist dieses unter der Oberfläche prächtig mit dunklen Ornamenten geschmückt, die in der Form etwas an Spinnweben erinnern und die man wohl als Eisrosetten bezeichnen könnte. Sie wurden durch die Kanälchen gebildet, welche das von allen Richtungen durch das Loch strömende Wasser ins Eis gegraben hatte. Bisweilen sah ich auch, wenn das Eis mit seichten Pfützen bedeckt war, meinen eigenen Schatten doppelt. Der eine stand auf dem Kopf des andern, der eine auf dem Eis, der andere auf den Bäumen oder am Abhang des Hügels.
     
    Noch ists kalter Januar, Eis und Schnee sind noch dick und fest: da kommt der schlaue Gastwirt aus dem Dorf herbei, um Eis zumKühlen seiner Sommergetränke zu holen. Wie außerordentlich, ja beinahe wie betrübend klug er ist, der jetzt im Januar der Julihitze und dem Julidurst vorbeugt – im Winterüberzieher und mit Fausthandschuhen! Als wenn es jetzt nichts Wichtigeres zu tun gebe!

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