Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen
Und folg’ euch der Sieg!" sprach Kostbera aus holdem Herzen, und Högni rief zurück: "Seid wohlgemut, wie es auch ergehe."
Dann folgte er den Recken ins Schiff. Die Frauen schauten ihnen nach, bis sie entschwanden; da schied das Schicksal ihre Wege.
Die Recken begannen so kräftig zu rudern, dass die Ruderstangen zerbrachen, die Ruderpflöcke barsten. Unangebunden blieb das Boot liegen, als sie ans Land stiegen.
Sie liessen ihre Rosse über die Berge durch den dunklen Wald und bebautes Land rennen. Endlich sahen sie Atlis Burg ragen. Kriegsvolk stand auf den Wällen, Wächter an den Pforten. Klirrend flogen die Riegel auf, als Högni ans Tor pochte. Da rief Wingi, vom bösen Gewissen getrieben: "Bleibet fern dem Hause! Leicht lieft ihr ins Garn und gleich erschlägt man euch."
Aber Högni gedachte nicht, zu weichen; er scheute vor nichts, wenn es galt, Mut zu erproben: "Du wirst und nicht schrecken! Fahre zur Hel, meineidiger Verräter."
Und zornig schwang er das Schlachtbeil und schlug ihn nieder.
4. Der Kampf.
Sie ritten ein in die Burg.
Atli sass in seiner Halle beim Wein, als Boten die Ankunft der Gäste meldeten. Er fuhr in die Brünne und schritt mit einer Schar Gerüsteter den eintretenden Giukungen entgegen: "Seid willkommen," rief er, "und gebet das Gold her, das mir zukommt, Sigurds Hort, der nun Gudrun gebührt."
"Niemals!" antwortete Gunnar. "Und willst du uns Kampf bieten, so sollst du uns tapfer finden, ehe wir fallen."
"Lang hab’ ich gelobt, euch zu erschlagen; über das Gold will ich schalten und das Neidingswerk rächen, dass ihr Brunhild und Sigurd betrogt."
"Wenig hat uns geschadet, was du lang beschlossen hast," rief Högni, "wir aber liessen schon deinen treulosen Sendboten zur Hel fahren."
Zornig hörten’s die Burgleute; sie hoben die Langbogen und sausend schwirrte ein Schwarm von Pfeilen auf die Giukungen. Der Lärm drang bis zu Gudrun in ihre Kammer. Wild riss sie ihre Halsketten ab und schleuderte sie an den Boden, dass sie klirrend zersprangen. Sie schritt hinaus, riss zornig die Hallentür auf und furchtlos trat sie zwischen die Streitenden, umarmte und liebkoste ihre Brüder und sprach: "Ich sandt’ euch ein Sinnbild zur Warnung! Dem Schicksal widersteht man nicht; ihr kamet doch! Verraten bist du, Gunnar! Was wollt ihr nun tun wider Atlis List?"
"Nun ist’s zu spät, Schwester! Zu weit ist’s die an den Rhein, unsre Scharen zu rufen."
Mit klugen Worten versuchte Gudrun die Grimmherzigen zu versöhnen, aber sie achteten nicht darauf; alle riefen: "Nein!"
Da sah sie den Kampf beginnen; sie warf den Mantel ab, fasste ein Schwert und schwang es an der Brüder Seite und ging vorwärts wie der tapferste Mann; einen Bruder Atlis traf sie, dass er nicht mehr aufstand, dem andern hieb sie den Fuss ab und ihre Hände zitterten nicht. Gunnar und Högni gingen todbringend durch Atlis Scharen, ihre jungen Blutsfreunde folgten ihnen tapfer, und so gewaltig drangen die Giukungen vor, dass Atli sich in einen festen Turm flüchtete und die Tür hinter sich zuschlug. Das Fechten währte vom Morgen bis Abend; in der Nacht ruhte es, um am andern Tag heftiger wieder zu entbrennen. Hof und Halle flossen von Blut. Gudrun liess Feuer an den Saal legen; sie kämpfte nicht mehr; aussenstehend erwartete sie, wie alles enden werde, und mit so heisser Wut tobte das Schlachten und Morden, dass bald alle Gefolgen Gunnars tot lagen; auch Kostberas Söhne und ihr Bruder fielen da. Nur die beiden Brüder widerstanden noch tapfer. Atli harrte in sicherm Turme des Ausgangs. Eine übermächtige Schar griff nun Gunnar an; lange schirmte ihn Högni, Tote auf Tote türmend; endlich überwältigten die übermächtigen Feinde Gunnar, fingen ihn lebendig, banden ihn und führten ihn weg.
Högni aber kämpfte unerschrocken fort; sieben Männer erschlug er, den achten warf er ins Feuer, wie er zuvor schon manchem getan hatte. Alle nannten ihn den gewaltigsten Kämpen, aber zuletzt – blutend, kampfmüde, – erlag auch er der Überzahl und wurde gebunden.
5. Der Könige Tod.
Da schritten Atli und Gudrun wieder in die Halle: "Übel sieht’s hier aus," sprach Atli. "Erschlagen meine Kämpen, tot liegen meine Brüder! Das dank’ ich dir, Gudrun. Ich hatte herrliche Schwäger, ich leugne es nicht, verderbliches Weib. Wir stimmten selten, seit ich dich nahm, überein; du wirktest stets dagegen, dass ich den Hort gewann, und meiner Schwester Tod hast du verschuldet." –
"Meine Mutter [Fußnote: Nach
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