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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Bogen, Brünnen und Schilde hängen uns an den Wänden; ich achte sie für besser als alle hunischen."
    "Ein Wolfshaar fand ich an den Ring geknüpft," antwortete Högni: "ich meine, die Schwester warnt uns."
    Weder Gesippen noch Freunde rieten dem König, dem Gastgebot zu folgen. Glaumvör, Gunnars zweites Gemahl, und Kostbera, die reizendste aller Frauen, Högnis Weib, gingen in die Halle, grüssten die Boten und gedachten ihrer Pflicht; sie schenkten Wein und pflegten der Gäste. Der Abend war gekommen, das Saalvolk ging zur Ruh’; die Fürsten sassen noch trinkend beisammen. Wingi zeigte nun die Runen, die, wie er sagte, Gudrun geritzt habe. Kostbera war runenkundig, die Kluge nahm die Stäbe und erforschte beim flackernden Hallfeuer ihre Deutung; sie waren schwer zu erraten, zwiefacher Sinn schien darin zu liegen. Die Könige tranken überviel.
    Das gewahrte Wingi: "Atli wird alt," sagte er, "seine Söhne aber sind noch zu jung, das gewaltige Reich zu schirmen; da will er euch zu Hütern ihrer Jugend und des Reichs bestellen."
    Da nun Gunnar trunken war und sein Herz Übermutes voll, und ihm ein Reich geboten wurde, gelobte er, zu kommen und sagte das Högni.
    "Ein Königswort muss gelten, und ich werde dir folgen, ob ich’s gleich nicht eilig habe."
    "Steh auf, Fiörnir," rief aber Gunnar trotzig einem Gefolgen zu, "lass die grossen Goldhörner durch die Hände der Männer kreisen. Mögen wilde Wölfe unsres Erbes walten und zottige Bären die Saaten verwüsten, wenn Gunnar nicht heimkehrt."
3. Der Könige Fahrt.
    In der Nacht ängstigten Kostbera schwere Träume. Als der Morgen dämmerte und Högni an ihrer Seite erwachte, sprach sie: "Du schickst dich an, dein Haus zu verlassen; hüte dich! Fahr’ ein andermal; ich erriet die Runen deiner Schwester! Sie ladet euch nicht, zu kommen; verworren sind sie geritzt, als laure der Tod auf euch in Atlis Burg. Ein Stab fehlt – oder die Runen sind gefälscht."
    "Misstrauisch seid ihr Weiber. Ich will nicht danach forschen und fürchte mich nicht und käme das Schrecklichste."
    "Ich sah heut’ Nacht im Traum dein Leintuch brennen und die Lohe brauste durch unser Haus."
    "Hier liegt viel Leinwand, auf die ihr wenig acht habt; die wird bald brennen; das sahst du im Traum."
    "Und ein Bär brach in unsre Halle, mit kratzenden Pranken warf er die Bänke nieder; in seinen Rachen riss er uns alle. Wir kreischten laut; die Angst war gross."
    "Ein Wetter wird aufsteigen; du sahst einen Weissbären, da kommt Sturm von Osten."
    "Einen Aar sah ich in die Halle fliegen; er beträufte uns alle mit Blut; und mich dünkte, er war Atlis Schutzgeist."
    "Wir schlachten bald, da fliesst Blut; träumt man von Adlern, bedeutet’s oft nur einen Ochsen. Was dir auch träumte, sorge nicht," schloss Högni.
    Gunnar und Glaumvör erwachten bei Tagesgrauen, auch ihr hatten böse Träume Unheil verkündet; sie widerriet die Fahrt: "Einen Galgen sah ich dir errichtet, Gunnar; Nattern nagten an dir, dieweil du noch lebtest; was bedeutet das? Ein Speer, deuchte mich, durchstach dich, und Wölfe heulten an des Speeres beiden Enden. Was bedeutet das?"
    "Nur Jagd und Hundegebell von Atlis Meute verkündet dein Speertraum."
    "Und einen Strom sah ich in die Halle fliessen; er stieg und schwoll, die Bänke überschwemmend; euch Brüdern zerbrach er die Füsse; nichts konnte die Fluten hemmen; das bedeutet etwas! Und verstorbene Weiber, kostbar gekleidet, kamen in der Nacht hierher, wollten dich zum Gatten kiesen, luden dich, auf die Bänke zu sitzen. Weh! Die Schutzgöttinnen [Fußnote: Fylgja, vgl. J. Grimm, Mythologie.] , fürcht’ ich, schieden von dir."
    "Du warnst zu spät, nun die Fahrt beschlossen ist. Niemand mag seinem Schicksal entfliehen. Wohl deutet vieles, dass unser Leben kurz sein wird."
    Früh am leuchtenden Morgen bereiteten sich die Geladenen zur Reise. Aber ehe sie zu Ross sassen, gingen Gunnar und Högni insgeheim hin, nahmen Fafnirs Erbe und versenkten es in den Rhein; und niemals hat sich das Gold wiedergefunden.
    Selbfünft ritten die Giukungen – zwei Söhne und ein Schwager Högnis zogen mit – und gegen zwanzig Dienstmannen folgten ihnen. Die Frauen geleiteten sie bis an den Rhein. Glaumvör wandte sich zu Wingi: "Ich weiss nicht, wie du unsern guten Willen lohnst? Du warest hier ein arger Gast, wenn dort Übles geschieht."
    "Atli sollen die Riesen holen, wenn er euch belügt," verschwor sich Wingi, "am Galgen soll er reiten, hält er nicht Frieden."
    "Fahret denn selig!

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