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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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einigen Überlieferungen hat nämlich Atli Grimhild zu Gast geladen und, da sie sich weigert, ihm zum Horte zu verhelfen, getötet, was den Giukungen unbekannt sein muss, als auch sie die Einladung annehmen.] ergriffst du und mordetest sie um des Goldes willen; – in der Höhle musste sie verhungern. Ich lache, willst du klagen; den Göttern Dank, dass es dir über ergeht."
    "Wehret dem Weibe den Harm, ihr Mannen," befahl Atli, "ergreifet Högni und schneidet ihm das Herz auf! Den grimmen Gunnar bindet an den Galgenpfahl; im Wurmgarten sollen ihn die Schlangen nagen."
    "Tu’, wie dich gelüstet," rief Högni, "ich habe schon Schlimmeres ausgehalten. Solang ich heil war, widerstand ich euch; – nun bin ich in deiner Gewalt."
    Gudrun aber eilte hinaus zu ihren Söhnen und sagte, sie möchten des Vaters Knie umfassen und der Könige Leben erbitten; doch die Knaben schlugen der Mutter die Bitte ab. –
    Inzwischen sandte Atli einen Boten zu Gunnar; ob er das Leben erkaufen wolle mit Sigurds Gold.
    "Zuvor will ich Högnis Herz blutend in der Hand halten," antwortete der Stolze.
    Atli winkte den Schergen ans Werk. Der Burgwart raunte ihnen zu: "Lasst uns Högnis schonen und den blöden Knecht Hialli greifen; – der ist alt und wie lang er auch lebt, – er bleibt stets ein armer Tropf."
    Hialli stand in der Küche bei den Kesseln, als sie ihn suchten; er klagte und kroch in alle Winkel, bis sie ihn fingen; noch ehe er die Spitze des Messers fühlte, schrie er laut; das Schmählichste wolle er vollführen und sich glücklich schätzen, käm’ er davon.
    "Lasst ihn laufen," sagte Högni, "mir ist das ein geringes Spiel; – und wer möchte länger solch Gewinsel mit anhören!"
    Dennoch töteten sie den Knecht und trugen sein blutend Herz zu Gunnar.
    "Das ist eines Knechtes Herz; wie zittert es in der Schüssel! Zweimal so stark zitterte es, da es noch in der Brust lag," sprach der König.
    Nun blieb keine Wahl mehr; Atlis Befehl musste geschehen.
    Högni lachte laut dazu und erduldete die Todesqual, ohne einen Schrei auszustossen. Sie brachten das blutige Herz zu Gunnar. "Des kühnen Högni Herz," rief er, "halt’ ich hier in Händen; kaum zittert das auf der Schüssel, und niemals hat es gebebt, da Högni es in der Brust trug. Nun weiss niemand ausser mir, wo der Hort ruht, und niemals, Atli, wirst du das erfahren."
    "Auf! Schirrt den Wagen! In den Wurmgarten mit ihm," befahl da Atli.
    Gudrun vernahm den grausigen Befehl; sie drängte die Tränen zurück, als sie in die Halle trat. "Also ergeh’ es dir, Atli, wie du Gunnar die Eide hieltest, die oft gelobten, die bei der Mittagssonne, bei Odins Berg und Ullrs Ring geschworenen."
    Aber Atli stieg zu Ross; inmitten seiner Speerträger ritt er auf die Heide, wo ein umhegtes Gebüsch lag, von Schlangen und Nattern durchkrochen; unter ihren Bissen sollte Gunnar sterben. An den Händen gefesselt, wurde der stolze Mann in den Garten geführt. Gudrun liess ihm heimlich eine Harfe senden. Einsam, zorngemut, schlug er die Saiten mit den Zehen, wie sonst mit der Hand, und so schön klang sein Spiel, dass Männer und Frauen weinten, die es fernhin hörten; die Schlangen aber, die zischend gegen ihn aufbäumten, schliefen darüber ein; nur eine grosse Natter, alt und scheusslich, die fuhr gegen ihn und biss ihm bis tief ins Herz. Da starb Gunnar im trotzigen Heldenmut.
6. Gudruns Rache.
    Und Atli wandte seinen Hengst; – bald scholl seiner Speerträger Lärmen, wildes Rufen und das Gedräng von Rossen im Burghof; – sie waren von der Heide zurückgekommen. –
    Nun dünkte sich Atli gross, als er vor Gudrun hintrat. Höhnend sprach er: "Tot liegen deine Brüder, und du selbst hast Schuld, dass es so erging."
    "Frohen Sinnes kommst du, mir den Mord zu verkünden? Reue wird über dich kommen; das Unheil weicht nicht mehr von dir; – es sei denn, dass ich sterbe."
    "Dafür weiss ich Rat; mit Mägden, Kleinodien und Silber tröst’ ich dich." –
    "Das meine nicht; ich sage nein! Galt ich vorher für grimmig – nun bin ich’s gewiss. Meiner Brüder Mord wirst du mir nie sühnen! – Was du auch bietest – mir ist’s leidig. Doch" – fuhr sie sich bezwingend fort – "des Mannes Übergewalt beugt den Willen der Frau; du magst hier allein aller Dinge walten."
    Töricht traute ihr der König, als sie so wider ihr eignes Herz redete.
    Er liess die Toten aus der Halle schaffen und feierlich bestatten; auch Högnis und Gunnars Leichen erwies er die letzten Ehren, dann kehrte er

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