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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Herrn. Nehmt denn eure Waffen auf, ich will euch den Weg weisen. Auch werd’ ich meinen Mitwächter mahnen, dass man am Strand euer Schiff hüte und seiner wohl achte, bis es euch wieder zur Wedernmark [Fußnote: Auch ein Name für das Land der Geaten.] trägt. Möge jeder Held heil seine Tat vollbringen."
    Das Schiff blieb in der Bucht am Anker liegen, die Helden aber schritten hinter dem Seewart her – von ihren Helmen glänzten goldene Eberbilder, – bis sie in der Ferne die goldgeschmückte Heorot schimmern sahen. Da wies ihnen der Wächter den nächsten Weg und wandte sein Ross: "Fahrt im Schutze der Götter; ich muss zurück an die See und Wache halten gegen räuberische Feinde."
3. Begrüssung.
    Mit bunten Steinen war der Weg gepflastert, den sie hinanstiegen; die Brünnen erglänzten, die Panzerringe klirrten, als sie in den Königshof geschritten kamen. In der Vorhalle lehnten sie ihre harten Schilde an die Mauer, die grauen Eschen-Gere stellten sie zusammen, mit den Eisenspitzen nach oben, und als sie auf die Bänke niedersassen, kam ein Bote Hrodgars – Wulfgar, der Wendeln Fürst – und befragte sie um ihr Begehr.
    "Von wo führt ihr Wehr und Waffen her? Noch nie zuvor sah ich Männer mutigeren Ansehns; als Verbannte kommt ihr nicht; – zu tapferen Taten trieb’s euch wohl her?"
    "Wir sind Hygelaks Hallgenossen; – Beowulf ist mein Name und meine Botschaft will ich selbst deinem König sagen, wenn er vergönnt, dass wir ihn begrüssen dürfen."
    "Ich will den König der Dänen fragen, ob er deine Bitte gewähren will und dir die Antwort sogleich künden," antwortete Wulfgar und eilte in die Halle.
    Der weisshaarige Fürst sass auf dem Hochsitz im Kreise seiner Edlen; Wulfgar neigte sich vor ihm und sprach: "Von fern her über die See kamen Geatenleute gefahren; Beowulf nennen sie ihren Gefolgsherrn; sie bitten, mit dir, mein König, reden zu dürfen; weig’re es ihnen nicht; sie scheinen deiner Gunst und Gegenrede wohl würdig zu sein, zumeist ihr Führer."
    Der König antwortete: "Beowulf? Ich kannte ihn, da er noch ein Knabe war und Ekgtheow, seinen Vater, dem Hredel, der Geatenkönig, die einzige Tochter zum Weibe gab. So fuhr Beowulf nun übers Meer, den alten Freund aufzusuchen? Seefahrer sagten mir, dass er in der Faust die Kraft von dreissig Männern habe. Mir ahnt, Allvater sandte ihn uns wider Grendel. Seiner Kühnheit will ich lohnen. Bitte sie nun eilends, einzutreten, und melde ihnen, dass sie uns willkommen sind."
    Wulfgar ging und tat, wie ihm geheissen war: "So kommt nun in Helm und Brünne; Schild und Speer lasst einstweilen hier zurück."
    Beowulf erhob sich mit seinen Genossen, – nur einige blieben in der Vorhalle und hüteten das Heergerät – folgte Wulfgar in den Saal, ging vor Hrodgars Hochsitz und begrüsste den König: "Heil dir, Hrodgar! – Ich bin Hygelaks Schwestersohn und Gefolgsmann. Von Grendel und seinen Übeltaten hörte ich; Seefahrer erzählten mir, die schöne Heorot stehe leer und nutzlos allen Recken, sobald die Sonne gesunken sei. Da rieten mir unsres Volkes Edelinge, dich aufzusuchen. Sie kennen meine Kraft; oft sahen sie mich blutig aus der Schlacht kommen, wie ich fünf Feinde band; Riesen hab’ ich erschlagen und nachts in den Wellen die Wasserelben getroffen. Nun will ich, einer allein, mit Grendel, dem ungetümen Riesen ins Gericht gehen. Versage du, Schirm der Kämpen, diese Bitte nicht; lass mich mit meinen Speergenossen Heorot des Greuels reinigen. Und weil, wie ich hörte, der Unhold keine Waffen scheut, so gelobe ich – so wahr Hygelak, mein Herr, mir seine Huld bewahre! – weder Schwert noch Brünne, noch goldgebordeten Schild in dem Kampfe zu tragen; mit der blossen Faust will ich den Feind ergreifen und Leid gegen Leid ums Leben ringen. Wen von uns dann der Tod dahinrafft, der trage sein Geschick. Sicherlich, wenn er’s vermag, wird Grendel uns Geaten fressen, wie er Dänen tat. Trifft mich der Tod, so brauchst du um meinen Leib nicht mehr bedacht sein; er wird ihn wegschleppen und in seinem Bau verschlingen, den Leichenbrand dir sparend. Sende Hygelak, wenn ich im Kampfe falle, die meine Brust beschirmte, die beste der Brünnen, das köstlichste Heergerät; sie ist Hredels Nachlass; und Wielands [Fußnote: Vgl. unten Wielandssage.] Werk. Das Schicksal geht seinen Weg."
    "Also Kämpfens halber kommst du, Freund Beowulf, und um die Ehre zu mehren," antwortete der König. "So war auch dein Vater; als ich, obwohl noch ein Jüngling, hier zu

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