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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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hören."
    Da starb Gudrun und wurde verbrannt.
    Die beiden Rächer fanden Erp auf ihrem Weg, auf einem Rosse reitend; er war klein von Gestalt und unschön, aber der Mutter Liebling. Ihn hatte es fortgetrieben zur Schwesterrache, noch ehe die Mutter dazu mahnte.
    "Euch Blöde musste die Mutter erst mahnen," rief er vorwurfsvoll, "mich mahnte der Schwester Blut."
    "Wie willst du, fuchsiger Knirps, uns Hilfe leisten?" fragte zornig Sörli.
    "Wie eine Hand der andern, wie ein Fuss dem andern."
    "Wie soll uns das helfen! Das dünkt mich verächtlich," rief Hamdir, und, ergrimmt ob seiner stolzen Vermahnung, erschlugen sie den Bruder.
    Sie ritten weiter. Kurz darauf strauchelte Hamdir, er hielt sich mit der Hand und sagte: "Erp sprach wahr; hätte die Hand mich nicht gehalten, wäre ich gefallen."
    Und nicht lange, so stolperte Sörli und glitt aus mit einem Fuss, doch stützte er sich noch mit dem andern. "Nun wär’ ich gefallen, hätte der Fuss mir nicht geholfen," sprach er, und sie gestanden sich, dass sie übel getan hatten, ihren Bruder zu erschlagen.
    Sie kamen zu König Ermenrichs Burg und stürmten in seinen Saal, wo er beim Weine sass mit seinen Mannen und sich wenig vor den Rächern fürchtete. Streit und Kampf entbrannte; Hamdir hieb Ermenrich die Hände ab, Sörli die Füsse. "Abgehauen wäre nun auch Ermenrichs Haupt, wäre Erp hier, den wir erschlugen," sprach Hamdir.
    Sie wehrten sich tapfer gegen die wilde Überzahl, kein Eisen verletzte sie. Da trat ein einäugiger Mann in Mantel und Schlapphut unter die Goten und rief: "Werft Steine auf sie."
    Da fielen sie; Sörli an des Saales Schwelle, Hamdir an des Hauses Rücken.
    Fortleben aber wird der Ruhm des Heldentrotzes der Wölsungen und Giukungen, wo immer Menschen davon hören.

Zweites Buch
Beowulf.
I. Von den Schildingen.
1. Schild.
    In Urtagen schwamm über die See ein Schiff an die Küste Dänemarks; Schilde deckten den Bordrand, oben vom Mastbaum flatterte ein golden Banner.
    Unten, daran gelehnt, sass schlafend ein Knabe, Waffen lagen rings um ihn; der war eines Gottes [Fußnote: Als dieser Gott wird bald Freyr, bald Odin angenommen; er heisst Skef, d. h. Skeaf: Schaube, Getreidehaufe; nach andrer Überlieferung heisst der Angespülte selbst Skeaf, weil er auf dem Schiff auf Getreideschauben gebettet lag. Jedenfalls ist jener Gott ein Gott der Fruchtbarkeit, also Freyr, oder Odin als Wunschgott; auch an Thor hat man, um der Getreidegarben willen, gedacht.] Sohn, Schild hiess er bei den Menschen. Unter Staunen liefen die Leute herbei; heiliger Schauer und freudige Hoffnung ergriffen sie, als sie nun den von den Göttern ihnen Zugesendeten aufnahmen. Er wuchs gross, gewann Würde und Macht und wurde König der Gerdänen.
    Lang waren sie getreu Heremod, ihrem König, gefolgt; als er aber im Alter finster, gabenkarg und blutgierig wurde, liessen sie von ihm.
    Nun schützte Schild die Dänen gegen ihre Feinde, mehrte ihre Macht und teilte ihnen Schätze aus; einen guten König nannten sie ihn. Lange lebte er, und liess Land und Reich seinen Nachkommen, den Schildingen. Und als er schied, trugen seine Gefolgen den Toten als brandende Ufer, wie er selber geboten hatte. Sie rüsteten ein Schiff aus mit Schilden und Waffen, sie legten ihren lieben Herrn, den Schatzspender, an den Mastbaum und häuften um ihn köstliche Schätze und Kleinodien; das goldene Banner banden sie ihm zu Häupten und schoben das Schiff hinaus auf die See; die ihn einst hergetragen hatte, entführte ihn wieder, und niemand weiss, wer ihn empfing.
2. Heorot.
    König Hrodgar, Healfdens Sohn, einem Urenkel Schilds, folgte Heerglück und Waffenruhm, so dass Gesippen und Volk ihm gern dienten. Er liess ein prächtiges Hallgebäude aufführen mit einem grossen Metsaal; Heorot, d. i. Hirsch, nannten sie den Saal wegen seiner hohen Zinnen.
    An den Wänden hingen kostbare Waffen, Heergerät und Schatzstücke aller Art. Die hartholzigen Tische und Bänke waren goldbeschlagen und, wo sie standen, deckten den gestampften Estrich Holzdielen.
    Auf dem Hochsitz sass da Hrodgar im Kreise seiner Degen und teilte Baugen (Ringe), Waffen und Gewande unter die Dänen aus. Von fern und nah kamen sie nach der gastlichen Heorot gezogen. Dort lebte sich’s ohne Sorge in Lust und Frieden. Das Methorn kreiste, Harfenschlag erklang, Sänger sangen ihre Lieder und weithin schallte jeglichen Tag der Jubel.
3. Grendel.
    Den hörte tief im Sumpfwald ein Unhold, der in Moor und Meer hauste; Grendel hiess er bei

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