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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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herrschen begann – denn Heorogar, mein älterer Bruder, lag tot –, suchte Ekgtheow einmal Schutz bei uns Dänen. Da hab’ ich mit Gold seine Fehde gesühnt und beigelegt. – Es fällt meinem Herzen schwer, zu sagen, wie viel Hohn und Bosheit Grendel in diesem Saal wider mich ausübt; mein Burg- und Heervolk ist hingeschwunden, durch Grendel weggetilgt. – Gar oft erboten sich bei der schäumenden Schale die Weigande, hier zur Nacht ihn mit dem Schwert zu erwarten; aber, wann der Tag hereinglänzte, war die Methalle mit Geifer beschmutzt, von Blut überflossen standen alle Bankdielen. Ich hatte der Tapfern um so weniger. Sitze nun zum Schmaus, und wecke beim Met den Männern Sinn und Siegeslust, wie dein Herz dich treibt."
    Da wurde den Gästen eine Bank geräumt, wo sie sich zu frohem Ergötzen niederliessen. Der König setzte Beowulf an die Seite seiner Söhne. Ein Degen ging umher mit dem schöngeschmückten Älkrug und schenkte ihnen den schieren [Fußnote: Reinen, ungemischten.] Trank. Dazwischen sang ein Sänger sein heiteres Lied, und wie einst widerhallte Heorot von dem Jubel der edlen Dänen und Wedern.
    Hunferd, des Königs erster Sänger, hub da ein Streitlied an; ihm war Beowulfs Ankunft leid; denn er liebte es nicht, dass ihn ein andrer an Ruhm übertreffe.
    "Bist du der Beowulf, der einst im Wettkampf mit Breka durch die See schwamm? Wo ihr tollkühn in vermessenem Mut euer Leben in den tiefen Wassern wagtet? Weder Freund noch Feind konnten euch abhalten. Da rudertet ihr in den Sund, masset die Meeresstrassen, schlugt die Wasser mit den Händen, über die Tiefen gleitend. Die winterkalte See stürmte und brauste; sieben Nächte schwammt ihr im Wasser. Breka besiegte dich; er hatte mehr Kraft. Die Hochflut warf ihn am nächsten Morgen ans Land, von wo er in seine Heimat eilte, in das Land der Brondinge, wo er über Burg und Volk gebietet. Darum, fürcht’ ich, wird es dir schlecht ergehn, – wie tapfer du dich auch immer im Streite hieltest – wenn du es wagst, hier zur Nacht Grendel zu erwarten."
    "Freund Hunferd," entgegnete Beowulf, "was du doch – biertrunken – alles von Breka und seinem Sieg zu erzählen weisst! Fürwahr, ich sage dir, dass ich in jenem Wettstreit mehr vollbracht habe denn irgend ein Mann. Als halberwachsene Knaben gelobten und verbanden wir uns, in der See einmal unser Leben zu wagen; das hielten wir. Das nackte Schwert führten wir in der Hand, da wir in den Wellen schwammen, uns damit der Wale zu erwehren. Weder Breka konnte weg von mir, voranschwimmen, noch wollte ich von ihm fort. Fünf Nächte blieben wir zusammen in der See, bis uns die Flut trennte. Rollende Wogen, eisiges Wetter, neblige Nacht und Nordwind wüteten gegen mich. Kalt waren die Wellen, und Seeungeheuer stiegen auf; dagegen schützte mir die Brust meine geflochtene, golddurchwirkte Brünne. Ein Seetier zog mich hinab mit seinen Griffen; ich erstach den Unhold mit dem Schwert. Sie bedrängten mich hart, die Ungetüme; doch ich diente ihnen mit dem Eisen, wie’s ihnen gebührte. Rottenweise lagen sie am andern Morgen zur Ebbezeit tot auf dem Sand. Die hemmten keinen seefahrenden Mann mehr! – Da kam von Osten licht, des Gottes blinkendes Zeichen, die See ward ruhig; nun konnt’ ich die windigen Küsten erkennen; oft rettet das Schicksal kühnen Mann, wenn seine Kraft es wert ist. Neun Nicker hab’ ich erschlagen; nie hört’ ich von schlimmerem Kampf noch von bedrängterem Mann, und dennoch entging ich den Klauen meiner Angreifer, so müd’ ich war; dann warf mich die Flut bei den Finnen ans Land. – Von dir, Hunferd, hab’ ich nichts dergleichen gehört, und nichts von dem Schreck deines Schwertes! Nicht Breka, noch du, keiner von euch hat je solche Taten vollbracht; – ich sage es nicht aus Ruhmrede. Freilich, du hast deine eignen Brüder erschlagen; das wirst du in Hel büssen so witzig du bist! Wahrlich, Sohn Ekglafs! Nie hätte der arge Grendel so viel Greuel wider deinen Herrn hier verübt, wäre dir Herz und Sinn so schwertgrimm, als du wähnst! Der Unhold fand es wohl aus, dass er eure, der Siegschildinge, Schwerter nicht zu scheuen hat; keinen der Dänenleute verschont er ja; nach Lust bekriegt er sie, würgend und schändend und keinen Widerstand fürchtend. Nun soll ihm ein Geate im Kampf begegnen! Dann eile wieder freudig, wer mag, hierher zur Methalle, sobald das Morgenlicht über die Erde scheint und von Mittag die schimmernde Sonne."
    Die Verheissung hörte Hrodgar mit

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