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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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hochgemutem Herzen. Rede und Widerrede, Lachen und Lust erhuben sich aufs neue.
    Wealchtheow, Hrodgars Gemahlin, schritt im Saal umher und grüsste die Gäste. Um ihren Nacken trug sie goldenen Halsschmuck, ein köstliches Kleinod. Zuerst reichte sie den Becher dem König, ihn zur Heiterkeit mahnend, dann, weiter schreitend zwischen Edeln und Kriegern, bot sie jedem den Trunk, bis sie mit dem Becher auch zu Beowulf kam. Freundlich grüsste sie ihn, Walvater dankend, dass nun Befreiung von dem Landschaden zu erhoffen sei.
    Beowulf nahm den Becher aus der Königin Hand und sprach, des Kampfes begierig: "Als ich den Drachen bestieg, hab’ ich gelobt, dass ich der Dänen Sehnsucht erfüllen wolle oder enden unter des Feindes Griffen, und vollbringen will ich die Tat oder fallen in dieser Halle.
    Gut gefiel des Geaten Gelübde der Königsfrau; sie kehrte zurück zu ihrem Sitz an Hrodgars Seite, und von Heiterkeit und Freude erdröhnte die Halle, bis der König aufbrach, die Abendruhe zu suchen; wann die Nacht herniedersank, dann, wusste er, entbrannte tödlicher Kampf in Heorot! Alles Wehrvolk erhob sich, einer grüsste den andern; Hrodgar aber sprach: "Heil dir, Beowulf, deiner Hut vertrau’ ich nun der Häuser bestes. Sei eingedenk der Ehre, erweise deine Kraft und wache wider den Wüterich! Keinen Wunsch versag’ ich dir, wenn du dies Heldenwerk vollbringst."
    Dann schritt der König im Geleit seiner Helden hinaus, Wealchtheow hatte schon früher die königliche Schlafhalle gesucht; und der Gast blieb allein mit seinen Gefährten als Saalwart zurück.
4. Der Kampf.
    Beowulf legte die eiserne Brünne ab, nahm den Helm vom Haupt und reichte sein Schwert einem Krieger, der seines Heergeräts hüten sollte.
    "Nicht geringer als Grendel acht’ ich mich an Grimm und Kraft, darum will ich ihn nicht mit dem Schwert erschlagen; er weiss nichts von Waffen, so erfahren er auch in Neidingstaten ist. Waffenlos wollen wir den nächtlichen Kampf ausfechten; – Siegvater gewähre Sieg, wie gerecht ihm dünkt." Darauf legte er sich nieder auf das Polster, rings um ihn seine Gefährten. Von denen hoffte da wohl keiner die liebe Heimat je wieder zu schauen; allzuviel des Schrecklichen hatten sie von Grendel sagen hören. Bald lagen sie im Schlaf; nur Beowulf wachte.
    Da kam vom Moor her im Nebel Grendel gegen das goldziere Haus gegangen; er hoffte sicher, einen oder den andern in der Halle meuchlings zu beschleichen. Er schritt die Stufen empor; die mit eisernen Riegeln gefertigte Tür erbrach er mit gewaltigem Druck seiner Fäuste, gieriges Feuer flackerte aus seinen Augen; ein geräumiger Handsack hing ihm, aus Drachenfell, mit Zauberkünsten gefertigt, am Gürtelriemen befestigt, nieder; – da hinein pflegte er seine Beute zu stecken. Er schritt über den buntfarbigen Estrich in den Metsaal. Da sah er die schlafenden Helden liegen, und der Unhold lachte in seinem Herzen; alle dachte er zu erwürgen. Doch andres beschied ihm das Schicksal.
    Den Nächstliegenden ergriff der Räuber, riss ihn in zwei Teile, zerbiss sein Gebein, trank sein Blut und verschlang grosse Stücke des Fleisches, nur Hände und Füsse liess er übrig. Nun trat er an Beowulfs Lager und griff nach ihm; aber schnell fasste der Recke, sich auf den einen Arm stützend, des Riesen Faust mit überwältigendem Handgriff.
    Da fühlte Grendel, dass er noch nie einem Manne von so grosser Kraft begegnet war. Er erschrak in seinem Herzen und wollte zurück in die Nacht entfliehen. Doch er konnte es nicht; Beowulf hielt ihn fest gefasst, hurtig sprang er auf und, den Riesen rückwärts stossend, zerbrach er ihm die Finger und begann grimmig mit ihm zu ringen. Gern wäre der Schadenstifter entwichen in Sumpf und See.
    Die Halle schütterte von dem wütenden Kampf, aber weil sie sorglich mit Eisenklammern von aussen und innen umschmiedet war, stand sie fest; doch von den goldbeschlagenen, am Boden gefesteten Metbänken brach manche krachend zusammen. Dazu stiess Grendel ein grausiges Geschrei aus; Schrecken rüttelte die Männer, die auf dem Burgwall die brüllenden Jammerlaute des sieglosen Unholds hörten.
    Beowulfs Gefährten fuhren vom Schlaf auf und schwangen die Schwerter, ihrem lieben Herrn zu helfen; aber vergebens, kein Eisen mochte Grendel verwunden; doch kam er nicht los aus Beowulfs Händen; voll tödlichen Hasses ertrug er grässliche Schmerzen und zerrte und zog, seine Faust aus Beowulfs Griff zu befreien; da klaffte ihm eine Wunde an der Achsel, die Sehnen

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