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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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nehmen.
    Guttormur bekam einen heftigen Hustenanfall, trat aber weiterhin das Gaspedal durch, bis der Mercedes ebenfalls hustete, und am Ende glückte es: Während Guttormur nach Luft schnappte, sprang der Mercedes an. Guttormur fuhr los und beeilte sich, um die nächste Ecke zu kommen. Dann drosselte er das Tempo. Es war unnötig, sich wegen erhöhter Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer anhalten zu lassen. Was ihn auf die Idee brachte, nach der Ladyburn-Flasche im Handschuhfach zu greifen; Ladyburn war heute Abend seine gute Fee. Er klemmte sie zwischen seine Schenkel und öffnete den Verschluss.
    Als Sigrún ihn verlassen hatte, hatte er geheult und sie gefragt, warum sie ihn denn überhaupt geheiratet hätte, wenn sie jetzt behauptete, ihn nie wirklich geliebt zu haben. Ich fand dich immer so angenehm feminin, hatte sie gesagt.
    Feminin!
    Wie viele Frauen in dieser Welt sammelten schon Malt Whisky? Und wie viele Frauen hätten es gewagt, aus Rache durchs Feuer zu gehen?
     
    Das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus. Als Polizei und Feuerwehr eintrafen, stand das Erdgeschoss komplett in Flammen. Da war offensichtlich nichts mehr zu retten, aber Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten wurden ins Gebäude geschickt, um sich davon zu überzeugen, dass sich im ersten Stock niemand mehr aufhielt. Dort befand sich eine Praxis für chinesische Medizin mit Massage und Akupunktur. Zum Glück schienen alle Patienten und Angestellten schon längst nach Hause gegangen zu sein.
    Da die Einsatzzentrale der Polizei die Information erhalten hatte, es handele sich um Brandstiftung, wurde auch die Bereitschaft der Kripo zum Tatort gerufen: Helgi Filippusson und der neue Mitarbeiter, Karl Ágústsson.
    Helgi vertiefte sich eine Weile in das fantastische Schauspiel, ein großes Gebäude in Flammen aufgehen zu sehen. Er beneidete seine Kollegen von der Feuerwehr um ihr routiniertes Auftreten, als sie zum Angriff auf die wütende Naturgewalt bliesen. Karl hingegen saß ruhig im Auto und sprach mit der Einsatzzentrale, erstens, um mitzuteilen, dass Kripobeamte am Tatort eingetroffen seien, und zweitens, um in Erfahrung zu bringen, wie der Brand gemeldet worden war.
     
    Karl musste seinen Kollegen wegzerren, damit er sich von dem Anblick des Feuers löste.
    »Was soll denn das?«, fragte Helgi. »Ich will mir das hier ansehen.«
    Helgi ließ sich widerwillig von Karl zum Auto schleppen, während der gerade versuchte, ihm zu erklären, Zeugen der Brandstiftung hätten den Täter verfolgt und säßen nun im Auto vor einem Haus, in dem dieser verschwunden sei.
    »Welche Zeugen?«, fragte Helgi, verärgert darüber, dass er beim Beobachten des spannenden Kampfes der Feuerwehrleute gegen das Feuer gestört worden war.
    »Zwei junge Männer haben beobachtet, wie ein Mann ins Erdgeschoss eingebrochen ist. Sie haben die Flammen gesehen und einen wegfahrenden Wagen verfolgt. Deshalb wissen wir, wo sich der Täter aufhält. Wir müssen uns beeilen und ihn festnehmen. Schließlich kommt es nicht oft vor, dass innerhalb von einer halben Stunde der Brandstifter festgenommen und die Tat aufgeklärt wird. Das bringt ein fettes Lob, wenn wir ihn erwischen.«
    »Sollten wir nicht lieber einen Streifenwagen hinschicken?«, fragte Helgi, unbeeindruckt von dem fetten Lob, das sein Kollege in Aussicht gestellt hatte. »Oder das Sondereinsatzkommando rufen? Dieser Mann ist offenbar nicht ganz normal.«
    »Die Streife hat genug mit der Überwachung des Brandorts zu tun«, entgegnete Karl. »Es sind zwei zusätzliche Wagen unterwegs. Ich rufe kein Sondereinsatzkommando, bevor ich mich nicht davon überzeugt habe, dass wir diesen Typen nicht auch alleine festnehmen können. Beeilen wir uns. Die Jungs sitzen im Auto vor dem Haus und halten Telefonkontakt mit uns.« Er presste sein Handy ans Ohr und rief: »Hallo, hallo, bist du noch dran?«
    Krummi erzählte am anderen Ende der Leitung aufgeregt, dass sie gesehen hätten, wie der Mann ins Haus gegangen sei. Aber er musste passen, als Karl ihn nach Straßennamen und Hausnummer fragte. Die Jungs hatten keine Ahnung, wie die Straße hieß. »Das ist irgendwo hier in Breiðholt«, sagte Krummi.
    »Oberes oder unteres Breiðholt?«
    »Keine Ahnung. Ich wohne in Kópavogur.«
    »Wir fahren nach Breiðholt«, sagte Karl zu Helgi, der sich ans Steuer setzte und losfuhr. Dann befahl er Krummi, auszusteigen und auf das nächste Straßenschild zu schauen. »Aber einer von euch bleibt ruhig im Wagen sitzen

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