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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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Flur«, antwortete Guttormur. »Hier ist alles an seinem Platz.«
    Karl holte die Schlüssel und schmiss die Haustür ins Schloss. Sie gingen zum Auto.
    Als sie näher kamen, setzten sich die beiden Jungen in den Toyota, mit dem sie gekommen waren. Karl wunderte sich darüber, dass die Neugier der beiden plötzlich verschwunden war, kam dann aber darauf, dass sie vermeiden wollten, dass der Mann, den sie verraten hatten, ihre Gesichter sähe.
    Helgi öffnete die hintere Wagentür. Es war ein ziviler Streifenwagen, ein Volvo neueren Baujahrs.
    Bevor Guttormur einstieg, zögerte er einen Moment, räusperte sich und sagte:
    »Danke, dass ihr mich abgeholt habt …«
    »Keine Ursache, mein Freund«, sagte Karl.
    »… so schnell«, sagte Guttormur und setzte sich auf den Rücksitz.
    Helgi schlug die Tür zu, blickte dann zu seinem lächelnden Kollegen und hielt sich die Nase zu, um seinen Ekel vor dem Benzingestank zum Ausdruck zu bringen. Das Benzin verflog rasch und bildete Gase, die sich blitzschnell im ganzen Auto ausbreiteten. Die Verteilung war allerdings ungleichmäßig; die meisten Gase befanden sich selbstverständlich an der Quelle, also an Guttormur; auf der Oberfläche seiner Kleidung enthielten die Gase über 8 % Benzin, verdünnten sich jedoch, je weiter sie sich von dem Mann entfernten.
    Ein winziger Funke genügte, um Benzin zu entzünden. Das wusste Guttormur.
    Urplötzlich passierte alles gleichzeitig: Der Insasse auf dem Rücksitz stand in hellen Flammen, bevor die Anwesenden begriffen hatten, was geschehen war. Das Raummaß des Wagens betrug etwa drei Kubikmeter. Leicht entzündbare Gase schwebten durch das Wageninnere. Als sich dieses Gasgemisch durch den Funken eines Feuerzeugs entzündete, entstand eine extrem schnelle chemische Reaktion.
    Innerhalb von einer Sekunde entflammten die Benzingase.
    In derselben Sekunde fing Guttormurs Kleidung Feuer, und er stand in Flammen. Einen Augenblick später entzündete sich schließlich alles im Auto, was brennen konnte. Die Luft in dem geschlossenen Raum dehnte sich aus und vervielfältigte sich, da die Temperatur in Sekundenschnelle von 11° auf ungefähr 600° Celsius anstieg und gleichzeitig mit gewaltiger Kraft einen Ausweg suchte, sodass die Fahrertür aufschlug und Helgi umschmiss, der sie gerade öffnen und sich ans Steuer setzen wollte.
    Als es Karl gelang, die Hintertür des Wagens zu öffnen, war es schon zu spät. Feuerzungen und gewaltige Hitze hinderten ihn daran, zu Guttormur zu gelangen. Helgi lag auf der Straße und hielt seinen Oberschenkel umfasst. Die Jungen in dem Toyota starrten in einigen Metern Entfernung entsetzt aus dem Autofenster. Karl erkannte, dass der Mann nicht zu retten war, und brüllte die Jungen an, sich in Sicherheit zu bringen, aber sie hörten ihn nicht.
    »Ich kann nicht aufstehen«, stöhnte Helgi. »Ich glaub, mein Bein ist gebrochen.«
    Die Jungen waren aus dem Wagen gestiegen.
    »Helft mir mit dem Mann«, schrie Karl. Zu dritt konnten sie Helgi weg von dem brennenden Auto hinter einen LKW schleifen, der in einigermaßen sicherer Entfernung am Straßenrand stand.
    Die Explosion des Tanks, mit der Karl rechnete, ließ auf sich warten. Er hatte bereits den Notruf 112 benachrichtigt. Jetzt starrte er in das Flammenmeer im Auto und meinte zu erkennen, wie der Insasse noch versuchte, sich aufzurichten und auf den Fahrersitz zu klettern. Vielleicht war es aber auch nur eine Täuschung. Was hätte er tun sollen? Was hatte er falsch gemacht? Was konnte er jetzt noch tun?
    Die Explosion war viel gewaltiger, als sie erwartet hatten. Die eine Hälfte des Dachs wurde vom Auto gerissen und landete auf dem Bürgersteig. Die Frontscheibe des Toyotas, der drei, vier Meter hinter dem Volvo stand, zersplitterte in tausend Stücke, und überall regneten Glassplitter und Autoteile nieder.
    Im selben Moment begann es zu schneien.

3. T AG

Schönheit ist das erste Geschenk, das die Natur den Frauen gibt, und das erste, das sie ihnen wieder wegnimmt.
    Fay Weldon

33
Frau – Satan
    Man sagt es über Kinder, aber es gilt auch für Erwachsene: Schlechte Laune kommt von Erschöpfung, Anspannung, Hunger oder Schlafmangel. Víkingur war erschöpft, angespannt, hungrig und müde und spürte, wie die schlechte Laune in ihm rumorte. Seine Kollegen konnten sich glücklich schätzen, dass sich Víkingurs schlechte Laune in erster Linie nach innen, nicht nach außen richtete.
    Der Einsatzruf kam, kurz nachdem er eingeschlafen war, und als er vor die

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