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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich noch etwas einfallen lassen, um sie zu beruhigen. Aber was sollte er schon sagen? Wie konnte er Menschen Sicherheit schenken, die soeben miterleben mußten, wie ihr nächster Nachbar brutal ermordet worden war? Und die nichts anderes tun konnten, als auf den Tod eines weiteren Menschen zu warten?
    »Das Pferd«, sagte er. »Wer gibt ihm Heu?«
    »Das machen wir schon«, antwortete der alte Mann. »Es soll bekommen, was es braucht.«
    Wallander trat in die kalte Morgendämmerung hinaus. Der Wind war stärker geworden, und er duckte sich, als er zu seinem |21| Auto ging. Eigentlich sollte er dableiben und den Kriminaltechnikern zur Hand gehen. Aber er fror, ihm war schlecht, und er wollte deshalb nicht länger bleiben als unbedingt notwendig. Außerdem hatte er durchs Fenster sehen können, daß Rydberg mit dem Einsatzwagen rausgekommen war. Das bedeutete, daß die Techniker nicht eher ihre Arbeit beenden würden, bis sie jeden einzelnen Lehmklumpen am Tatort umgedreht und untersucht hatten. Rydberg, der in wenigen Jahren pensioniert werden würde, war ein leidenschaftlicher Polizist. Auch wenn er mitunter ein wenig pedantisch und allzu langsam erscheinen mochte, so war er doch ein Garant dafür, daß die Untersuchung eines Tatorts mit der erforderlichen Gründlichkeit vorgenommen wurde.
    Rydberg war Rheumatiker und mußte deshalb einen Stock benutzen. In diesem Moment kam er ihm hinkend über den Hof hinweg entgegen.
    »Das war wahrlich kein schöner Anblick«, meinte er. »Da drinnen sieht’s ja aus wie in einem Schlachthof.«
    »Du bist nicht der erste, der das sagt«, erwiderte Kurt Wallander.
    Rydberg sah ernst aus.
    »Haben wir irgendeinen Anhaltspunkt, dem wir nachgehen können?«
    Kurt Wallander schüttelte den Kopf.
    »Absolut gar nichts?« Es lag etwas Flehendes in Rydbergs Stimme.
    »Die Nachbarn haben weder etwas gesehen noch gehört. Ich glaube, daß es ganz normale Einbrecher waren.«
    »Nennst du diese wahnsinnige Brutalität etwa normal?«
    Rydberg war erregt, und Wallander bereute seine Wortwahl.
    »Ich meine natürlich, daß wir es in diesem Fall mit selten widerwärtigen Personen zu tun haben, von der Sorte, die davon lebt, daß sie abgelegene Höfe aufsucht, auf denen einsame, alte Menschen wohnen.«
    |22| »Die hier müssen wir unbedingt schnappen«, sagte Rydberg. »Bevor sie wieder zuschlagen.«
    »Ja«, antwortete Kurt Wallander. »Selbst wenn wir in diesem Jahr keinen anderen schnappen sollten; die hier müssen wir finden.«
    Er setzte sich in den Wagen und fuhr davon. Auf dem schmalen Feldweg wäre er in einer Kurve fast mit einem anderen Auto kollidiert, das ihm mit zu hoher Geschwindigkeit entgegenkam. Er erkannte den Fahrer. Es handelte sich um einen Journalisten, der für eine der großen Tageszeitungen arbeitete und immer dann auftauchte, wenn etwas von überregionalem Interesse in der Gegend um Ystad geschah.
    Wallander fuhr ein paarmal kreuz und quer durch Lenarp. In den Fenstern brannte Licht, aber es waren noch keine Menschen auf den Straßen.
    Was werden sie wohl denken, wenn sie es erfahren? grübelte er.
    Er war niedergeschlagen. Der Anblick dieser alten Frau mit der Schlinge um den Hals ließ ihm keine Ruhe. Er konnte diese Art von Grausamkeit einfach nicht fassen. Wer konnte so etwas nur getan haben? Warum dann nicht einfach der alten Frau mit einer Axt den Schädel einschlagen, so daß alles innerhalb einer Sekunde vorüber war? Warum statt dessen diese Tortur?
    Er versuchte, sich den Gang der Ermittlungen im Kopf zurechtzulegen, während er durch das kleine Dorf fuhr. An der Straßenkreuzung in Richtung Blentarp hielt er den Wagen an, drehte bei laufendem Motor die Heizung auf, weil er fror, und betrachtete dann völlig unbeweglich dasitzend den Horizont.
    Er war derjenige, der die Ermittlungsarbeiten leiten würde, das wußte er. Ein anderer kam wohl kaum in Frage. Neben Rydberg war er der Kriminalpolizist mit der größten Erfahrung in Ystad, obwohl er erst zweiundvierzig Jahre alt war.
    Ein Großteil der Ermittlungen würde Routine sein. Die Untersuchung des Tatorts, die Befragung der Leute, die in Lenarp |23| und entlang der Straßen wohnten, die als mögliche Fluchtwege für die Einbrecher in Frage kamen. Hat jemand etwas Verdächtiges bemerkt? Etwas Ungewöhnliches? Die üblichen Fragen gingen ihm durch den Kopf.
    Aber Kurt Wallander wußte nur zu gut, daß Raubüberfälle auf dem flachen Land oft nur schwer zu lösen waren.
    Das einzige, worauf sich momentan hoffen

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