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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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über die laufende Ermittlung sprach. Im Normalfall wäre es Wallander schwergefallen, seine Ungeduld zu beherrschen, doch in Forsfälts Gesellschaft war es leicht. Wallander hörte mit wachsender Faszination zu, wie der alte Polizeibeamte ihm gegenüber von einer alten Schmiede erzählte, die er restaurierte. Erst zum Kaffee ließ er es zu, daß sie wieder auf die Ermittlung zurückkamen. Er versprach, noch am selben Tag Marianne Eriksson zu vernehmen. Interessanter aber war die Entdeckung, daß Louise Fredman seit drei Jahren in einer psychiatrischen Klinik war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Forsfält. »Aber ich vermute, sie ist in Lund. Im St.-Lars-Krankenhaus. Da landen die schwereren Fälle, glaube ich.«
    »Es ist schwierig, all die Barrieren zu überwinden, mit denen man konfrontiert wird, wenn es um Einsichtnahme in Krankengeschichten geht«, sagte Wallander. »Natürlich ist es gut so. Doch ich glaube, diese Sache mit Louise Fredman ist wirklich wichtig. |300| Nicht zuletzt in Anbetracht der Tatsache, daß ihre Familie nicht die Wahrheit gesagt hat.«
    »Ist das nicht eher normal?« wandte Forsfält ein. »Psychische Krankheiten in der Familie erwähnt man nicht gerne. Ich hatte eine Tante, die immer wieder in Nervenheilanstalten eingeliefert wurde. Ich erinnere mich, daß im Beisein Außenstehender so gut wie nie über sie gesprochen wurde. Es galt als Schande.«
    »Ich werde einen der Staatsanwälte in Ystad bitten, mit Malmö Kontakt aufzunehmen«, sagte Wallander. »Hier kommt man ohne alle möglichen Formalitäten nicht weiter.«
    »Worauf willst du dich berufen?« fragte Forsfält.
    Wallander dachte nach. »Ich weiß nicht. Ich habe den Verdacht, daß Björn Fredman sie vielleicht mißbraucht hat.«
    »Das reicht nicht aus«, sagte Forsfält entschieden.
    »Ich weiß«, erwiderte Wallander. »Irgendwie muß ich behaupten, daß es von äußerster Wichtigkeit für die ganze Mordermittlung ist, Informationen über Louise Fredman zu bekommen. Über sie und von ihr.«
    »Inwiefern glaubst du, daß sie dir helfen kann?«
    Wallander hob die Arme. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht wird überhaupt nichts klarer, wenn wir wissen, warum sie da in der geschlossenen Abteilung ist. Vielleicht ist sie gar nicht in der Lage, ein Gespräch mit einem anderen Menschen zu führen.«
    Forsfält nickte nachdenklich. Wallander wußte, daß Forsfälts Einwände berechtigt waren. Er konnte jedoch nicht von seiner Intuition absehen, die ihm sagte, daß Louise Fredman in der Ermittlung eine wichtige Person war. Aber mit Forsfält führte man keine Gespräche über Intuitionen und Ahnungen.
    Wallander bezahlte für sie beide. Als sie wieder ins Präsidium kamen, ging Forsfält in die Anmeldung und holte einen schwarzen Plastiksack. »Hier hast du ein paar Kilo Papier, auf dem Björn Fredmans unruhiges Leben ziemlich gut zusammengefaßt ist«, sagte er und lachte.
    Dann wurde er plötzlich ernst, als sei sein Lachen unpassend gewesen. »Armes Schwein«, sagte er. »Er muß furchtbare Qualen ausgestanden haben. Was kann er nur getan haben, um das zu verdienen?«
    |301| »Genau das ist die Frage«, sagte Wallander. »Was hat er getan? Was hat Wetterstedt getan? Und Carlman? Und wem haben sie etwas getan?«
    »Skalpe und Säure in die Augen. Wohin soll das eigentlich noch führen?«
    »Laut Reichspolizeibehörde zu einer Gesellschaft, in der ein Polizeibezirk wie Ystad nicht unbedingt am Wochenende besetzt sein muß«, sagte Wallander.
    Forsfält schwieg eine Weile, bevor er antwortete.
    »Ich glaube kaum, daß das die angemessene Reaktion auf die Entwicklung ist.«
    »Sag das unserem obersten Chef«, meinte Wallander.
    »Was kann der schon machen?« wandte Forsfält ein. »Der untersteht einem Aufsichtsrat. Und dahinter stehen die Politiker.«
    »Er kann auf jeden Fall sagen, was Sache ist«, sagte Wallander. »Und zurücktreten, wenn es zu weit geht.«
    »Vielleicht«, meinte Forsfält zerstreut.
    »Danke für die Hilfe«, sagte Wallander. »Und besonders für die Erzählung von deiner Schmiede.«
    »Du solltest einmal raufkommen und mich besuchen«, sagte Forsfält. »Ob Schweden so phantastisch ist, wie man überall lesen kann, weiß ich nicht. Aber das Land ist noch immer groß. Und schön. Und erstaunlich unberührt. Wenn man nur richtig hinsieht.«
    »Marianne Eriksson«, erinnerte Wallander.
    »Ich sehe sofort zu, ob ich sie finde«, sagte Forsfält. »Ich rufe dich am Nachmittag an.«
    Wallander schloß seinen

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