Wallander 05 - Die falsche Fährte
nicht an«, sagte er. »Deine einzige Chance, mich in absehbarer Zeit durch diese Tür hinausgehen zu sehen, ist, daß du klar und deutlich und vor allem wahrheitsgemäß meine Fragen beantwortest. Andernfalls gibt es hier ein Höllenspektakel. Wir haben es mit einem wahnsinnigen Serienmörder zu tun. Und das heißt, daß die Polizei über spezielle Befugnisse verfügt.«
Das letzte stimmte natürlich nicht. Aber Wallander sah, daß es auf Hjelm einen gewissen Eindruck machte.
|295| »Ich habe ihn angerufen, um mit ihm über eine Sache zu reden, die wir am Laufen hatten.«
»Was für eine Sache?«
»Ein bißchen Import und Export. Er schuldete mir ein wenig Geld.«
»Wie wenig?«
»Wenig. Ungefähr hunderttausend Kronen. Mehr nicht.«
Für Wallander entsprach diese kleine Summe vielen Monatsgehältern. Das machte ihn noch wütender. »Deine Geschäfte mit Fredman lassen wir erst einmal außen vor. Das ist Sache der Polizei in Malmö. Ich will wissen, ob du dir denken kannst, wer Fredman möglicherweise getötet hat.«
»Ich jedenfalls nicht.«
»Das glaube ich auch nicht. Gibt es sonst jemand?«
Wallander sah, daß Hjelm sich wirklich anstrengte nachzudenken. »Ich weiß nicht«, antwortete er schließlich.
»Du hast gezögert?«
»Björn hat vieles gemacht, wovon ich nichts weiß.«
»Was zum Beispiel?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich will eine vernünftige Antwort!«
»Aber verdammich. Ich
weiß
es nicht. Wir haben einen Teil Geschäfte zusammen gemacht. Was Fredman in der übrigen Zeit getrieben hat, kann ich doch nicht wissen. In dieser Branche soll man nicht zuviel wissen. Man soll auch nicht zuwenig wissen. Aber das ist eine andere Sache.«
»Gib mir einen Tip, was er gemacht haben könnte!«
»Ich glaube, er hat Inkasso-Sachen gemacht.«
»Er war also, was man einen Torpedo nennt?«
»Ungefähr.«
»Wer waren seine Auftraggeber?«
»Weiß nicht.«
»Lüg nicht!«
»Ich lüge nicht. Ich weiß es wirklich nicht.«
Wallander glaubte ihm fast. »Und was noch?«
»Er tat ziemlich geheimnisvoll. War viel auf Reisen. Und wenn er zurückkam, war er braun. Und hatte Souvenirs dabei.«
|296| »Wohin ist er gefahren?«
»Das hat er nie gesagt. Aber nach den Reisen war er immer gut bei Kasse.«
Björn Fredmans Paß, dachte Wallander. Den haben wir nicht gefunden.
»Wer außer dir kannte Björn Fredman noch?«
»Das müssen viele sein.«
»Wer kannte ihn so gut wie du?«
»Keiner.«
»Hatte er eine Frau?«
»Was für eine Frage! Klar hatte er Frauen!«
»Gab es eine besondere?«
»Er wechselte häufig.«
»Warum wechselte er?«
»Warum wechselt man? Warum wechsle ich? Warum trifft man sich den einen Tag mit einem aus Amsterdam und den nächsten mit einem aus Bjärred?«
»Bjärred?«
»Nur als Beispiel, verdammich! Halmstad von mir aus, wenn dir das lieber ist!«
Wallander hielt inne und betrachtete Hjelm stirnrunzelnd. Er empfand einen instinktiven Widerwillen gegen ihn. Gegen einen Dieb, der hunderttausend Kronen als wenig Geld ansah.
»Gustaf Wetterstedt«, sagte er dann. »Und Arne Carlman. Ich habe dir angesehen, daß du von ihrem Tod gewußt hast.«
»Ich lese keine Zeitungen. Aber ich sehe fern.«
»Kannst du dich erinnern, ob Björn Fredman jemals ihre Namen genannt hat?«
»Hat er nicht.«
»Kannst du es vergessen haben? Kann es sein, daß er sie trotz allem kannte?«
Hjelm saß über eine Minute schweigend da. Wallander wartete.
»Ich bin mir ziemlich sicher«, sagte er dann. »Aber möglicherweise kannte er sie ja, ohne daß ich davon wußte.«
»Dieser Mann, der noch frei herumläuft, ist gefährlich«, sagte Wallander. »Er ist eiskalt und berechnend. Und wahnsinnig. Er hat |297| Fredman Säure in die Augen gegossen. Das muß unvorstellbar qualvoll gewesen sein. Verstehst du, was ich meine?«
»Ja.«
»Ich will, daß du ein bißchen Beinarbeit für mich leistest. Verbreite, daß die Polizei eine Verbindung zwischen diesen drei Männern sucht. Ich nehme an, du bist mit mir einig, daß wir diesen Wahnsinnigen aus dem Verkehr ziehen müssen. Der deinem Kumpel Säure in die Augen gießt.«
Hjelm schnitt eine Grimasse des Ekels. »Klar.«
Wallander stand auf. »Ruf Kommissar Forsfält an«, sagte er. »Oder melde dich bei mir. In Ystad. Alles, was dir einfällt, ist wichtig.«
»Björn hatte eine Freundin, die Marianne heißt«, sagte Hjelm. »Sie wohnt drüben am Triangel.«
»Wie heißt sie weiter?«
»Eriksson, glaube ich.«
»Was macht sie?«
»Ich weiß
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