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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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an.
    »Dich hab ich schon gesehen«, sagte er. »Im Fernsehen. Und in den Zeitungen. Ich lese nie Zeitungen. Deshalb muß es auf einer Titelseite gewesen sein. Oder einem Aushänger. Der gesuchte Bulle. Der Leute erschießt, ohne erst um Erlaubnis zu bitten. Wie heißt du, hast du gesagt? Wahlgren?«
    »Wallander. Bist du Peter Hjelm?«
    »Yes.«
    »Ich will mit dir reden.«
    Der nackte Mann machte eine vielsagende Geste in Richtung Wohnungsinneres. Wallander nahm an, er wolle andeuten, er habe Damenbesuch.
    »Es ist nicht zu ändern«, sagte Wallander. »Möglicherweise dauert es auch nicht lange.«
    Hjelm ließ ihn unwillig in den Flur treten.
    |293| »Zieh dir was an«, sagte Wallander im Befehlston.
    Hjelm zuckte die Schultern, riß einen Mantel von einem Kleiderbügel und zog ihn über. Als habe Wallander darum gebeten, zog er sich auch einen alten Hut bis über die Ohren.
    Wallander folgte ihm durch einen langen Flur. Es war eine altmodische und geräumige Wohnung, in der Hjelm wohnte. Wallander hatte manchmal davon geträumt, eine solche Wohnung in Ystad zu finden. Bei einer Gelegenheit hatte er sich nach einer der großen Wohnungen in dem roten Haus am Markt erkundigt, in dem die Buchhandlung lag. Aber er war entsetzt gewesen, als er den Preis hörte. Als sie ins Wohnzimmer kamen, sah Wallander zu seiner Verblüffung einen nackten Mann, der sich ein Laken umgewickelt hatte. In Wallanders vereinfachter und zuweilen vorurteilsbeladener Weltsicht mußte ein nackter Mann, der eine Tür öffnete und mit vielsagender Geste ins Wohnungsinnere deutete, eine nackte Frau bei sich haben, aber keinen nackten Mann. Um seine Verlegenheit zu verbergen, schlug Wallander einen barschen, behördlichen Ton an. Er zog sich einen Stuhl heran und machte Hjelm ein Zeichen, sich ihm gegenüberzusetzen.
    »Wer sind Sie?« fragte er dann den anderen Mann, der bedeutend jünger war als Hjelm.
    »Geert versteht kein Schwedisch«, sagte Hjelm. »Er kommt aus Amsterdam und ist nur vorübergehend auf Besuch, sozusagen.«
    »Sag ihm, ich will seinen Ausweis sehen«, sagte Wallander. »Sofort.«
    Hjelm sprach ein sehr schlechtes Englisch, bedeutend schlechter als Wallander. Der Mann im Laken verschwand und kam mit einem holländischen Führerschein zurück. Wie üblich hatte Wallander nichts zum Schreiben bei sich. Er merkte sich den Nachnamen des Mannes, van Loenen, und reichte ihm den Führerschein zurück. Dann stellte er ein paar kurze Fragen. Van Loenen behauptete, er sei Kellner in einem Café in Amsterdam, und dort habe er auch Peter Hjelm getroffen. Er sei das dritte Mal in Malmö. Er wolle zwei Tage später mit dem Zug nach Amsterdam zurückfahren. Danach bat Wallander ihn, den Raum zu verlassen. Hjelm hatte sich in seinem Mantel auf den Fußboden gesetzt und den Hut tief in die Stirn gezogen. Wallander wurde wütend. »Nimm |294| den Hut ab!« schnauzte er Hjelm an. »Und setz dich auf einen Stuhl. Sonst lasse ich einen Wagen kommen und nehme dich mit ins Präsidium.«
    Hjelm tat, was ihm gesagt wurde. Er warf den Hut in hohem Bogen von sich, so daß er zwischen zwei Blumentöpfen in einer Fensternische landete. Wallander war noch immer wütend, als er seine Fragen stellte. So wütend, daß ihm der Schweiß ausbrach.
    »Björn Fredman ist tot«, sagte er brutal. »Aber das weißt du vielleicht schon?«
    Hjelm wurde still. Er hatte es nicht gewußt.
    »Er ist ermordet worden«, fuhr Wallander fort. »Jemand hat ihm außerdem Säure in die Augen gegossen. Und ihm ein Stück seiner Kopfhaut abgeschnitten. Das ist vor drei Tagen passiert. Jetzt suchen wir nach der Person, die das getan hat. Der Täter hat vorher schon zwei Personen getötet. Einen ehemaligen Politiker mit Namen Wetterstedt und einen Kunsthändler, der Arne Carlman hieß. Aber das hast du vielleicht mitbekommen?«
    Hjelm nickte langsam. Wallander versuchte, seine Reaktion zu deuten, aber ohne Erfolg.
    »Jetzt ist mir klar, warum Björn nicht ans Telefon gegangen ist«, sagte Hjelm nach einer Weile. »Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, ihn anzurufen. Und heute morgen auch.«
    »Was wolltest du von ihm?«
    »Ich wollte ihn zum Essen einladen.«
    Wallander war klar, daß Hjelm log. Weil er immer noch wütend war über Hjelms arrogante Haltung, fiel es ihm leicht, ihn härter anzufassen. Nur zweimal in seinen vielen Jahren als Polizist hatte er die Beherrschung verloren und Personen, die er verhörte, geschlagen. Meistens konnte er seine Wut beherrschen.
    »Lüg mich

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