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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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diesem Wagen veranlassen.«
    »Unter welchem Verdacht steht der Fahrer?«
    Wallander überlegte. »Teils, daß er etwas mit dem Mord an Sonja Hökberg zu tun hat. Teils kann er auch etwas darüber wissen, warum auf mich geschossen wurde.«
    »War er der Schütze?«
    »Er kann Zeuge gewesen sein«, sagte Wallander ausweichend.
    »Wo bist du jetzt?«
    »Ich sitze bei Frau Falk. Wir hören später voneinander.«
    Sie servierte Kaffee aus einer schönen blauweißen Kanne. Wallander erinnerte sich daran, daß es in seinem Elternhaus das gleiche Porzellan gab, als er klein war.
    »Erzählen Sie von dem Zufall«, sagte er, als sie sich wieder gesetzt hatte.
    »Es war ungefähr einen Monat, nachdem Tynnes wieder aufgetaucht war. Er hatte ein Auto gekauft und holte mich immer damit ab. Einer der Ärzte in meiner Abteilung sah einmal, daß er mich abholte. Am Tag danach fragte er, ob er richtig gesehen habe. Ob der Mann, der mich abgeholt habe, Tynnes Falk heiße. Als ich das bestätigte, sagte er, er habe ihn im letzten Jahr getroffen. Aber nicht irgendwo. Sondern in Afrika.«
    |306| »Wo in Afrika?«
    »In Angola. Der Arzt hatte dort als Volontär gearbeitet. Unmittelbar nachdem das Land seine Unabhängigkeit von Portugal gewonnen hatte. Bei einer Gelegenheit war er mit einem anderen Schweden zusammengetroffen. Es war spät in der Nacht in einem Restaurant. Sie hatten an verschiedenen Tischen gesessen. Aber als Tynnes bezahlen wollte, hatte er seinen schwedischen Paß hervorgezogen, in dem sein Geld steckte. Der Arzt hatte ihn angesprochen. Tynnes hatte zurückgegrüßt und seinen Namen genannt, aber nicht viel mehr. Der Arzt erinnerte sich noch an ihn. Vor allem, weil er es sonderbar gefunden hatte, daß Tynnes so abweisend war. Als sei es ihm unangenehm, als Schwede identifiziert worden zu sein.«
    »Da müssen Sie ihn doch gefragt haben, was er dort getan hat.«
    »Wie oft habe ich gedacht, ich wollte ihn fragen. Herausfinden, was er getrieben hat. Warum er nach Afrika gefahren war. Aber in gewisser Weise hatten wir uns versprochen, nicht in diesen vier Jahren zu graben. Statt dessen versuchte ich, es über andere Kanäle herauszufinden.«
    »Welche Kanäle?«
    »Ich rief verschiedene Organisationen an, die Entwicklungshelfer in Afrika hatten. Aber erst, als ich mit SIDA sprach, war ich erfolgreich. Tynnes war tatsächlich zwei Monate in Angola gewesen, um bei der Installation einer Reihe von Funkmasten mitzuwirken.«
    »Aber er war vier Jahre fort«, sagte Wallander. »Sie sprechen von zwei Monaten.«
    Eine Weile saß sie vollkommen still, versunken in einen Gedanken, bei dem Wallander sie nicht stören wollte.
    »Wir heirateten und bekamen Kinder. Abgesehen von der Begegnung mit dem Arzt in Luanda wußte ich nichts darüber, was er in diesen Jahren gemacht hatte. Und ich fragte nie. Erst jetzt, wo er tot ist und wir schon lange geschieden sind, habe ich endlich etwas darüber erfahren.«
    Sie stand auf und verließ das Zimmer. Als sie zurückkam, hatte sie ein Paket in der Hand. Etwas, was in ein zerrissenes Wachstuch eingewickelt war. Sie legte es vor Wallander auf den Tisch.
    |307| »Nach seinem Tod bin ich in den Keller gegangen. Ich wußte, daß dort ein Stahlkoffer stand. Er war verschlossen. Aber jetzt brach ich ihn auf. Außer dem hier war nichts darin als Staub.«
    Sie nickte ihm zu, das Paket zu öffnen. Wallander schlug das Wachstuch zur Seite. Vor ihm lag ein Fotoalbum in braunem Leder. Auf der ersten Seite war mit Tusche geschrieben
Angola 1973   –   1977
.
    »Ich habe mir die Bilder angesehen«, sagte sie. »Was sie genau erzählen, weiß ich nicht. Aber ich glaube, ihnen entnehmen zu können, daß Tynnes nicht nur die zwei Monate in Angola verbrachte, in denen er als Berater für SIDA arbeitete. Er war wohl wirklich fast vier Jahre da.«
    Wallander hatte das Album noch nicht geöffnet. Ihm kam ein Gedanke. »Ich bin ziemlich ungebildet. Ich weiß nicht einmal, wie die Hauptstadt von Angola heißt.«
    »Luanda.«
    Wallander nickte. In der Jackentasche hatte er die Ansichtskarte, die er unter der Tastatur gefunden hatte. Auf der er ein L und ein D erkannt hatte.
    Die Karte war in Luanda abgeschickt worden. Wer ist der Mann oder die Frau, deren Name mit C anfängt?
    Er wischte sich die Hände an einer Serviette ab.
    Dann beugte er sich vor und öffnete das Album.

|308| 24
    Das erste Bild zeigt wirre Reste eines ausgebrannten Busses. Er liegt auf der Seite neben einer Straße, die rot gefärbt ist von

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