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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Antworten gehabt. Außerdem neigte er dazu, mit seinen theoretischen politischen Kenntnissen zu brillieren. Dennoch hatte sie ihren Augen nicht getraut, als sie ihn plötzlich unter den Demonstranten entdeckte. Auf dem Plakat, das er trug, stand »Viva Cabral«. Später hatte sie selbst herausgefunden, daß Amílcar Cabral der Anführer der Befreiungsbewegung in Guinea-Bissau war. Sie war damals auf der Drottninggata so überrascht gewesen, daß sie ein paar Schritte zurückgetreten war. Er hatte sie nicht bemerkt.
    Später hatte sie ihn gefragt. Als er hörte, daß sie unter den Menschen auf dem Bürgersteig gestanden hatte, ohne daß er sie gesehen hatte, packte ihn rasende Wut. Es war das erstemal, daß er einen Wutausbruch bekam. Aber er hatte sich bald wieder beruhigt. Warum er so wütend geworden war, hatte sie nie verstanden. Aber an dem Tag hatte sie erkannt, daß es vieles gab, was sie über Tynnes Falk nicht wußte.
    »Im Juni machte ich Schluß«, sagte sie. »Nicht weil ich einen anderen getroffen hätte. Ich glaubte ganz einfach nicht mehr daran. Und sein Ausbruch damals spielte auch eine Rolle.«
    »Wie reagierte er, als Sie Schluß machten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Das wissen Sie nicht?«
    »Wir hatten uns in einem Café in Kungsträdgården getroffen. Ich sagte es, wie es war. Daß ich unsere Beziehung beenden wollte. Sie hätte doch keine Zukunft. Er hörte zu. Dann stand er auf und ging.«
    »Das war alles?«
    »Er sagte kein einziges Wort. Ich erinnere mich daran, daß sein Gesicht vollkommen ausdruckslos war. Als ich nichts mehr zu sagen hatte, ging er. Aber er legte Geld für den Kaffee auf den Tisch.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich traf ihn mehrere Jahre nicht.«
    »Wie lange?«
    |304| »Vier Jahre.«
    »Was machte er in der Zeit?«
    »Das weiß ich nicht genau.«
    Wallanders Verwunderung war merkbar gestiegen. »Sie meinen, daß er vier Jahre lang spurlos verschwunden war? Ohne daß Sie wußten, wo er war und was er tat?«
    »Ich sehe ein, daß es schwerfällt, das zu glauben. Aber genau so war es. Eine Woche nach dem Treffen in Kungsträdgården dachte ich, ich sollte mich vielleicht trotz allem noch einmal bei ihm melden. Da war er aus seinem Zimmer ausgezogen, ohne eine Anschrift zu hinterlassen. Nach einigen Wochen gelang es mir, seine Eltern auf dem Hof bei Linköping ausfindig zu machen. Aber die wußten auch nicht, wo er war. Vier Jahre lang war er fort, ohne daß ich ein Wort von ihm hörte. An der Handelshochschule hatte er aufgehört. Niemand wußte etwas. Bis er wieder auftauchte.«
    »Wann war das?«
    »Das weiß ich noch wie heute. Es war am 2.   August 1977.   Ich hatte gerade meine erste Stelle als frischexaminierte Krankenschwester angetreten. Im Krankenhaus Sabbatsberg. Plötzlich stand er vor dem Krankenhaus. Er hatte einen Blumenstrauß in der Hand. Und er lächelte. Ich hatte während der vergangenen vier Jahre eine mißglückte Beziehung erlebt. Jetzt stand er da, und ich freute mich, ihn zu sehen. Ich steckte in einer verwirrten und einsamen Lebensphase. Außerdem war meine Mutter gerade gestorben.«
    »Sie haben sich also wieder getroffen?«
    »Er fand, wir sollten heiraten. Das sagte er schon nach ein paar Tagen.«
    »Aber er muß doch erzählt haben, was er in den vier Jahren getan hat?«
    »Nein. Eben nicht. Er sagte, daß er mich nicht nach meinem Leben fragen würde. Wenn ich nicht nach seinem fragte. Wir sollten so tun, als existierten diese vier Jahre nicht.«
    Wallander sah sie fragend an. »Hatte er sich auf irgendeine Weise verändert?«
    »Nein, außer daß er braun war.«
    »Sie meinen sonnengebräunt?«
    |305| »Ja. Aber sonst war er der gleiche. Nur durch einen Zufall habe ich erfahren, wo er in diesen vier Jahren gewesen war.«
    In diesem Moment piepte Wallanders Handy. Er war unschlüssig, ob er das Gespräch annehmen sollte. Schließlich griff er doch in die Jackentasche.
    Es war Hansson. »Martinsson hat mir die Sache mit dem Auto von heute nacht hinterlassen. Die Rechner waren ausgefallen. Das Kennzeichen ist als gestohlen registriert.«
    »Der Wagen oder die Nummernschilder?«
    »Die Schilder. Von einem Volvo, der am Nobeltorg in Malmö geparkt war.«
    »Dann wissen wir das«, sagte Wallander. »Elofsson und El Sayed hatten recht. Der Wagen fuhr wirklich vorbei, um Ausschau zu halten.«
    »Ich weiß nicht recht, was ich jetzt weiter damit machen soll.«
    »Sprich mit den Kollegen in Malmö. Ich möchte, daß wir eine regionale Fahndung nach

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