Wallander 08 - Die Brandmauer
Hökbergs Handtasche. Es ist und bleibt verschwunden.«
»Sind wir sicher, daß sie eins hatte?«
»Eva Persson hat es bestätigt. Ein kleines dunkelblaues mit einem Gummiband darum.«
»Dann können wir also davon ausgehen, daß derjenige, der sie getötet und anschließend ihre Tasche fortgeworfen hat, es an sich genommen hat.«
»Das ist wahrscheinlich.«
»Die Frage ist nur, was für Namen und Nummern darin standen.«
Sie zuckte mit den Schultern. Wallander betrachtete sie genauer. »Wie geht es dir eigentlich?«
»Wie es einem eben so geht. Aber oft geht es einem schlechter, als man es verdient.«
Damit ging sie in ihr Zimmer und machte die Tür zu. Wallander zögerte. Ging aber trotzdem zur Tür und klopfte.
Als er ihre Antwort hörte, öffnete er und trat ein. »Wir haben noch mehr zu besprechen«, sagte er.
»Ich weiß. Entschuldige bitte.«
»Warum? Du hast es ja selbst gesagt. Es geht einem oft schlechter, als man es verdient.«
Er setzte sich auf ihren Besucherstuhl. Wie immer herrschte perfekte Ordnung im Zimmer. »Wir müssen die Sache mit der Vergewaltigung klären«, sagte er. »Außerdem habe ich noch immer nicht mit Sonja Hökbergs Mutter gesprochen.«
»Sie ist eine schwierige Person«, sagte Ann-Britt. »Sie trauert natürlich um ihre Tochter. Aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, daß sie Angst vor ihr hatte.«
|401| »Warum denn?«
»Nur so ein Gefühl. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Und ihr Bruder? Erik?«
»Emil. Er macht einen sehr robusten Eindruck. Aber erschüttert ist er natürlich auch.«
»Ich habe um halb neun ein Gespräch mit Viktorsson«, fuhr Wallander fort. »Aber gleich danach fahre ich zu ihnen. Ich nehme an, sie ist aus Höör zurück?«
»Sie planen die Beerdigung. Es ist alles ziemlich gräßlich.«
Wallander stand auf. »Du mußt Bescheid sagen, wenn du reden möchtest.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht im Moment.«
In der Tür wandte er sich um. »Was passiert eigentlich mit Eva Persson?«
»Ich weiß es nicht.«
»Auch wenn Sonja Hökberg die Schuld bekommt, wird ihr Leben zerstört sein.«
Ann-Britt verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, ob ich dir da zustimme. Eva Persson scheint einer von diesen Menschen zu sein, an denen alles abprallt. Wie man so werden kann, ist mir unbegreiflich.«
Wallander dachte schweigend über ihre Worte nach. Was er jetzt nicht verstand, würde er vielleicht später verstehen. »Hast du Martinsson gesehen?« fragte er.
»Ich traf ihn, als ich kam.«
»Er ist nicht in seinem Zimmer.«
»Ich habe gesehen, daß er zu Lisa ging.«
»So früh ist sie doch sonst nie hier?«
»Sie hatten eine Sitzung.«
Etwas in ihrer Stimme veranlaßte Wallander stehenzubleiben. Sie sah ihn an und schien zu zögern. Dann machte sie ihm ein Zeichen, wieder hereinzukommen und die Tür zu schließen.
»Was für eine Sitzung denn?«
»Manchmal wundere ich mich über dich«, sagte sie. »Du siehst und hörst alles. Du bist ein tüchtiger Polizist und weißt, wie du deine Kollegen motivieren kannst. Aber gleichzeitig kommt es mir vor, als wärst du nahezu blind.«
|402| Wallander spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Er sagte nichts. Wartete nur auf die Fortsetzung.
»Du sprichst immer gut von Martinsson. Und er tritt in deine Fußstapfen. Ihr arbeitet gut zusammen.«
»Ich befürchte immer, daß er von allem genug hat und aufhört.«
»Das tut er nicht.«
»Das sagt er jedenfalls zu mir. Aber er ist tatsächlich ein guter Polizist.«
Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Ich sollte das hier vielleicht nicht sagen. Aber ich tue es trotzdem. Du vertraust ihm zu sehr.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, daß er dich hintergeht. Was, glaubst du, tut er bei Lisa? Sie reden darüber, daß es vielleicht an der Zeit ist, hier gewisse Änderungen vorzunehmen. Die auf deine Kosten gehen und Martinsson den Weg ebnen.«
Wallander glaubte, nicht richtig zu hören. »Auf welche Art und Weise hintergeht er mich?«
Sie warf ärgerlich einen Brieföffner zur Seite. »Es hat eine Zeitlang gedauert, bis ich es gemerkt habe. Aber Martinsson intrigiert. Er ist verschlagen und geschickt. Er geht zu Lisa und beklagt sich darüber, wie du diese Ermittlung leitest.«
»Meint er, daß ich sie falsch handhabe?«
»So direkt drückt er sich nicht aus. Er gibt nur eine vage Unzufriedenheit zu erkennen. Schwache Leitung, eigentümliche Prioritäten. Außerdem ist er schnurstracks zu Lisa gegangen und hat ihr erzählt, daß du Robert Modins Hilfe
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