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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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in Anspruch nehmen wolltest.«
    Wallander war verblüfft. »Ich kann einfach nicht glauben, was du da sagst.«
    »Das solltest du aber. Ich hoffe nur, du respektierst, daß ich dir das hier im Vertrauen erzählt habe.«
    Wallander nickte. Seine Magenkrämpfe hatten sich verstärkt.
    »Ich finde, du solltest das wissen. Sonst war nichts.«
    Wallander sah sie an. »Vielleicht meinst du das gleiche?«
    »Dann hätte ich es gesagt. Und zwar dir. Ohne Umwege.«
    »Und Hansson? Und Nyberg?«
    |403| »Das hier ist Martinssons Ding. Er hat es auf den Thron abgesehen. Sonst niemand.«
    »Aber er hat doch immer wieder beteuert, daß er nicht einmal weiß, ob er in der Lage ist, als Kriminalbeamter weiterzumachen?«
    »Du sprichst so oft davon, daß man der Oberfläche nicht trauen darf und darunter gucken muß. Aber von Martinsson hast du nie etwas anderes wahrgenommen als die Oberfläche. Ich habe darunter geschaut. Und was ich sehe, gefällt mir gar nicht.«
    Wallander war wie gelähmt. Die Freude, die ihn beim Erwachen erfüllt hatte, war verschwunden.
    Langsam kochte die Wut in ihm hoch. »Ich nehme ihn mir vor«, sagte er. »Ich nehme ihn mir vor, und zwar jetzt sofort.«
    »Das wäre unklug.«
    »Wie soll ich mit einem solchen Menschen weiter zusammenarbeiten?«
    »Das weiß ich nicht. Aber du mußt eine andere Gelegenheit abwarten. Wenn du jetzt auf ihn losgehst, lieferst du ihm nur neue Argumente. Daß du aus dem Gleichgewicht bist. Daß die Ohrfeige, die du Eva Persson gegeben hast, kein Zufall war.«
    »Weißt du vielleicht auch, daß Lisa überlegt, ob sie mich vom Dienst suspendiert?«
    »Das ist nicht Lisa«, sagte Ann-Britt bitter. »Es ist Martinssons Vorschlag.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Er hat einen schwachen Punkt«, sagte sie. »Er vertraut mir. Er glaubt, ich stünde auf seiner Seite. Obwohl ich ihm gesagt habe, daß er aufhören soll, hinter deinem Rücken zu agieren.«
    Wallander war aufgestanden.
    »Warte ab, bevor du etwas gegen ihn unternimmst«, wiederholte sie. »Versuch statt dessen, daran zu denken, daß du einen Vorteil ihm gegenüber hast, weil ich dir alles erzählt habe. Nutze diesen Vorteil, wenn die Zeit reif ist.«
    Wallander sah ein, daß sie recht hatte.
    Er ging auf direktem Weg in sein Zimmer. Seine Empörung hatte einen Trauerrand. Er hätte dies vielleicht jemand anderem zugetraut. Aber nicht Martinsson. Auf keinen Fall Martinsson.
    |404| Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn in seinen Gedanken. Es war Viktorsson, der sich fragte, wo er steckte. Wallander ging hinüber in die Abteilung der Staatsanwälte. Er fürchtete, Martinsson auf dem Flur zu treffen. Aber der saß sicher schon zusammen mit Robert Modin am Runnerströms Torg.
    Das Gespräch mit Viktorsson dauerte nicht lange. Wallander verbannte jeden Gedanken an das, was Ann-Britt ihm erzählt hatte, und lieferte Viktorsson einen kurzen, aber exakten Lagebericht, an welchem Punkt der Ermittlung sie sich befanden und welchen Richtlinien sie meinten folgen zu sollen. Viktorsson stellte ein paar knappe Fragen, hatte aber sonst nichts anzumerken. »Verstehe ich dich richtig, wenn ich sage, daß es keine direkten Verdächtigten gibt?«
    »Ja.«
    »Was glaubst du eigentlich in Falks Rechner finden zu können?«
    »Das weiß ich nicht. Aber alles deutet darauf hin, daß wir zumindest irgendeine Form von Motiv erkennen können.«
    »Hat Falk Straftaten begangen?«
    »Nicht daß wir wüßten.«
    Viktorsson kratzte sich die Stirn.
    »Kennt ihr euch eigentlich genug in diesen Dingen aus? Sollten nicht die Experten vom Reichskrim eingeschaltet werden?«
    »Wir haben schon einen lokalen Experten hinzugezogen. Aber wir haben beschlossen, Stockholm zu informieren.«
    »Tut das so schnell wie möglich. Die könnten sonst sauer werden. Was ist das für ein lokaler Experte, den ihr da habt?«
    »Er heißt Robert Modin.«
    »Und er beherrscht sein Fach?«
    »Besser als die meisten.«
    Wallander dachte, daß er gerade einen großen Fehler begangen hatte. Er hätte Viktorsson genau sagen sollen, wie es sich verhielt. Daß Robert Modin ein vorbestrafter Hacker war. Doch jetzt war es zu spät. Wallander hatte sich dafür entschieden, die Ermittlung zu schützen, nicht sich selbst. Er hatte den ersten Schritt in eine Richtung getan, die ihn geradewegs in eine persönliche Katastrophe führen konnte. Wenn er bisher nicht Gefahr gelaufen war, |405| suspendiert zu werden, dann tat er es jetzt. Und Martinsson würde sämtliche Argumente in die

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