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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er. »Steht die Uhrzeit schon fest?«
    »Ich schlage vor, um eins.«
    Wallander notierte es auf seinem Block.
    Die Besprechung war bald vorüber. Die Aufgaben wurden verteilt. Alle hatten das Gefühl, daß die polizeilichen Ermittlungen so schnell wie möglich abgeschlossen werden mußten. Das Verbrechen war beklemmend. Keiner wollte mehr als nötig darin graben. Wallander würde einen Besuch im Elternhaus von Sonja Hökberg machen. Martinsson und Ann-Britt Höglund würden mit Eva Persson und ihren Eltern sprechen.
    Der Raum leerte sich. Wallander spürte, daß seine Erkältung jetzt ausbrach. Bestenfalls wird es mir gelingen, einen Journalisten anzustecken, dachte er, während er seine Taschen nach Papiertaschentüchern durchsuchte.
    Im Flur begegnete er Nyberg, der Stiefel und einen dicken Overall trug. Sein Haar stand zu Berge, und wie üblich war er schlechter Laune.
    »Ihr habt das Messer gefunden, habe ich gehört.«
    »Die Kommune hat offensichtlich kein Geld mehr, um im Herbst zu fegen«, antwortete Nyberg. »Wir haben da draußen kopfgestanden und im Laub gegraben. Aber am Ende haben wir es gefunden.«
    »Was für ein Messer war es?«
    »Ein Küchenmesser. Ziemlich lang. Sie muß mit solcher Kraft zugestoßen haben, daß die Spitze an einer Rippe abgebrochen ist. Das Messer ist von richtig schlechter Qualität.«
    |57| Wallander schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht zu glauben«, sagte Nyberg. »Gibt es überhaupt keinen Respekt vor Menschenleben mehr? Wieviel Geld haben sie denn gekriegt?«
    »Das wissen wir noch nicht. Ungefähr sechshundert Kronen. Kaum viel mehr. Lundberg hatte gerade erst seine Schicht begonnen. Er hatte nie viel Wechselgeld bei sich, wenn er anfing.«
    Nyberg murmelte etwas Unverständliches und verschwand. Wallander ging in sein Zimmer. Er blieb unentschlossen sitzen. Sein Hals schmerzte. Mit einem Seufzer schlug er die Ermittlungsmappe auf. Sonja Hökberg wohnte im Westen der Stadt. Er notierte sich die Adresse, stand auf und nahm seine Jacke. Als er in den Flur hinaustrat, klingelte sein Telefon. Er ging zurück. Es war Linda. Im Hintergrund konnte er Küchengeräusche hören.
    »Ich habe heute morgen deine Nachricht gehört«, sagte sie.
    »Heute morgen?«
    »Ich habe die Nacht nicht zu Hause geschlafen.«
    Wallander war klug genug, nicht zu fragen, wo sie die Nacht verbracht habe. Er wußte aus Erfahrung, daß es dazu führen konnte, daß sie böse wurde und einfach auflegte.
    »Es war nichts Wichtiges«, sagte er. »Ich wollte nur hören,wie es dir geht.«
    »Gut. Und dir?«
    »Ein bißchen erkältet. Sonst alles wie immer. Ich wollte fragen, ob du nicht bald einmal herkommst.«
    »Ich schaffe es nicht.«
    »Aber ich kann dir die Reise bezahlen.«
    »Ich sage doch, daß ich es nicht schaffe. Es geht nicht ums Geld.«
    Wallander sah ein, daß er sie nicht überreden konnte. Sie war genauso stur wie er selbst.
    »Wie geht es dir eigentlich?« fragte sie noch einmal. »Hast du gar keinen Kontakt mit Baiba mehr?«
    »Das ist schon lange vorbei. Das weißt du doch.«
    »Es ist nicht gut für dich, wenn du so herumhängst.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du weißt schon, was ich meine. Du fängst schon an, mit so |58| einer klagenden Stimme zu reden. Das hast du früher nicht getan.«
    »Ich jammere doch nicht.«
    »Genau wie jetzt gerade. Aber ich habe einen Vorschlag. Ich finde, du solltest eine Kontaktvermittlung zu Rate ziehen.«
    »Kontaktvermittlung?«
    »Wo du jemand finden kannst. Sonst wirst du ein nörgeliger Alter, der sich fragt, warum ich nachts nicht zu Hause schlafe.«
    Sie sieht direkt durch mich hindurch, dachte Wallander. Direkt hindurch. »Du meinst also, ich sollte eine Annonce aufgeben?«
    »Ja. Oder eine Vermittlung zu Rate ziehen.«
    »Das werde ich nie tun.«
    »Warum nicht?«
    »Ich glaube nicht daran.«
    »Und warum nicht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es war nur ein Tip. Denk darüber nach. Jetzt muß ich arbeiten.«
    »Wo bist du?«
    »Im Restaurant. Wir öffnen um zehn.«
    Sie sagte hej, und das Gespräch war vorüber. Wallander fragte sich, wo sie die Nacht geschlafen hatte. Vor einigen Jahren hatte Linda einen Freund aus Kenia, der in Lund Medizin studierte. Aber das war zu Ende gegangen. Danach hatte er nie besonders viel über ihre Freunde gewußt. Außer daß sie offenbar in regelmäßigen Abständen wechselten. Er verspürte einen Stich von Irritation und Eifersucht. Dann verließ er sein Zimmer. Der Gedanke an eine Annonce oder eine

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