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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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meinen Helm nach oben über den Hinterkopf. Er tat das gleiche, und wir konnten miteinander sprechen.
    »Was hatte das eben überhaupt zu bedeuten?« fragte ich ihn aufgeregt.
    »Das könnten die Räuber gewesen sein«, antwortete er in ernstem Ton, als wäre er Miltiades persönlich, der gerade einen feindlichen Verband abschätzte. »Vielleicht aber auch nur ein paar aufgeschreckte Schafe oder so was, ich habe keine Ahnung. Jedenfalls glaube ich nicht, daß der Taxiarchos allzu erfreut ist.«
    Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen, und mein rechter Arm schien völlig taub zu sein. »Was machen wir jetzt?« fragte ich ängstlich. »Ich meine, gehen wir überhaupt weiter, oder was?«
    »Natürlich marschieren wir weiter«, entgegnete Artemidoros. »Wart erst mal ab, bis du an ein paar richtigen Schlachten teilgenommen hast. Als ich das erstemal in einem Kampf war, haben wir einige Reiter herankommen sehen – eine riesige Staubwolke war das, 236
    und wir hatten schreckliche Angst. Ich habe mir das ganze Bein vollgepinkelt, so was hatte ich noch nie erlebt.
    Tatsächlich waren das aber nur unsere eigenen Leute. Als wir endlich den Feind zu sehen bekamen, waren wir alle vom Hin- und Hermarschieren in der Hitze so kaputt, daß wir gar keine Angst mehr hatten, sondern nur noch froh waren, es hinter uns zu bringen. Das hier ist nur reine Routine.«
    Während wir weitermarschierten, fühlte ich mich allmählich unerträglich müde – meine Beine wurden immer schwächer, und ich mußte mich auf der Schulter des kleinen Zeus abstützen. Offensichtlich war auch das wegen des zuvor erlittenen Schocks ganz normal, aber dadurch wurde die Sache nicht leichter. Als ich Artemidoros fragte, ob mit weiteren Schwierigkeiten zu rechnen sei, stützte er sich auf seine enorme militärische Erfahrung und antwortete, nein, wahrscheinlich nicht.
    Wir waren an der Seite eines Ausläufer vorbei in einen engen Hohlweg gekommen, wobei sich die Hauptmasse des Berges zu unserer Rechten und eine Art Schutzwall aus nacktem Fels zu unserer Linken befanden. Genau solch eine Stelle kannte ich noch vom Parnesgebirge her, wo ich als Junge oft unter einem krummgewachsenen alten Feigenbaum gelegen und mir vorgestellt hatte, ein athenischer Heerführer zu sein, wobei das spartanische Heer so dumm gewesen war, geradewegs in diese perfekte natürliche Falle hineinzulaufen. Die endgültige Aufstellung der Soldaten, für die ich mich damals nach etwa einjährigem, immer wieder unterbrochenem Nachdenken entschieden hatte, bestand darin, meine schweren 237
    Fußtruppen an beiden Enden zu postieren (wie Leonidas am Thermopylenpaß) und die leichten Fußtruppen auf die Anhöhen zu beiden Seiten zu stellen, um sie von dort aus Speere schleudern und werfen zu lassen.
    Vielleicht hätte ich lieber ein Heerführer werden sollen.
    Ich wollte gerade dem kleinen Zeus die Geschichte erzählen, als ich einen leichten Schlag auf meinen Schild spürte, wie den ersten Regentropfen auf einem Dach. Es gab über die ganze Reihe verteilt noch andere Schläge, und wir sahen uns um. Dann sank einer auf die Knie, hob sich den Schild vors Gesicht, und uns wurde klar, was vor sich ging; wir wurden von Schleuderern beschossen, die auf der Bergwand postiert waren. Diesmal war ich nicht annähernd so erschrocken; nach der Anspannung der vergangenen paar Stunden war dieser Angriff sogar fast so etwas wie eine angenehme Erleichterung. Worauf ich nicht gefaßt war, waren die Schleuderbolzen, die von der anderen Seite des Hohlwegs kamen. Ich riß mich so gut wie möglich zusammen und steckte den Kopf in die Mulde des Schilds, wurde aber nicht getroffen, obwohl ich zu beiden Seiten von mir Schleuderbolzen auf den Boden niederprasseln hörte.
    »Setz deinen Helm auf, du Narr!« zischte mir jemand ins Ohr, und mir fiel ein, daß ich meinen Helm noch immer auf dem Hinterkopf sitzen hatte. Als ich die Hand heben wollte, knallte mir irgend etwas gegen den Unterarm. Ich fluchte, wobei ich sämtliche Götter anrief, die mir in den Sinn kamen. Dann erst bemerkte ich, daß der Schlag nicht besonders heftig gewesen war, denn ich konnte noch alle Finger und auch alles andere bewegen.
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    Moment mal, sagte mir meine innere Stimme, die sind bestimmt außer Reichweite.
    Einen Augenblick lang dachte ich darüber nach und blickte dann links von mir nach oben. Tatsächlich machte ich gegen den Himmel eine Gestalt aus; einen Jungen, vielleicht dreizehn Jahre alt, der gerade seine Schleuder lud. Er

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