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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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englischschottische Regimenter setzten unter Karl Morgan über den schäumenden Kanal, drei Regimenter Schotten ließen sich von Christian anwerben. Graf Ludwig von Montgomery trieb viertausend Franzosen in Marsch nach Norden. Ein schwedischer Gesandter erschien, der König Gustav Adolf versichere den Bund seiner Sympathie; er stünde noch in Polen in Kämpfen; man möge ihm Zeit lassen, er würde rechtzeitig kommen.

    AUF DIE Werbungen der Obersten waren von Wallenstein vorzustrecken zwischen sechshunderttausend und einer Million Gulden. Während der Unglückstage in Ungarn waren von eigenen meuternden Truppen der Feldzeugmeister Graf Schlick und del Maestro gefangen an Bethlen Gabor abgegeben worden; ihre Auslösung erforderte hunderttausend Reichstaler. Die Ausarbeitung eines Verpflegungssatzes für die einzulagernden Truppen übernahm der Serbe Michna, der hündisch am Herzog hing; jeder einquartierten Kompagnie waren zunächst seitens der Bevölkerung siebenhundert Gulden zum Unterhalt zu reichen. De Witte spannte seine Einbildungskraft und Energie an, nützte seine Beziehungen zu Bassewi aus, an die reichen Geldquellen der portugiesischen Juden in Hamburg heranzukommen; die Herren Fernandes Cardoso und Henrique Rodrigues wurden gewonnen; sie beherrschten den Handel mit ostindischem Kattun Gewürzen Rohrzucker, hatten die Hamburger Bank begründet; auch der junge Diego Teixeira wurde sondiert. Indem sie Geld auf den Namen de Wittes Bassewis und des reichen Friedländers hergaben, drangen sie darauf, daß das Unternehmen auf die größte und sicherste Basis gestellt werde; De Witte wies darauf hin, daß er, Michna und der Herzog persönlich mit ganzem Hab und Gut beteiligt wären.
    Von Prag wurde das Gerücht ausgesprengt, es ginge auf das Reich zu, man werde plündern wie nie. Um die Galgen herum schlichen die Werber, in die Wunderhöfe der Bettler; ließen Regimentsspiel erklingen, stellten sich vor die Zunftstuben, Gesellenhäuser. Es gab niemand, der zu schwach war, und niemand, der verworfen war. Über die verschneiten Felder fegten sie, hoben Lebensmüde hinter Gartenhecken auf, spähten an Flußläufen entlang. Sie mieteten sich Gauklertruppen, um Menschen anzulocken, Quacksalber Feldscherer Handleser liefen neben ihnen. Sie erzählten von Wunderdingen, die sich begeben sollten im kommenden Frühling und Sommer, der deutsche Kaiser ziehe aus Wien mit erstickender Macht gegen die Niedersachsen, Dänen; Wallenstein sei sein Feldherr, der halb Böhmen besitze und geschworen hätte, sie sollten ihm nicht entgehen oder er wolle in die Hölle fahren. Die Kranken, dienstlosen Söldner, Bettler rafften sich aus den Gassen, von den Kirchhöfen auf, ließen ihre Krücken und Schnappsäcke liegen, der finsteren Verstumpfung, dem Gram entrissen. Wilder sprangen sie vor der Trommel, sie waren die Herren, Totschlag und Diebstahl haschten vergeblich nach ihnen, es gab Ehren; entwischt waren sie, es gab Fahnen und wilde Federn, Pferde, Fräulein, Würfel, Wein, Fraß, Musik. Bürger und Bauern mußten erbleichen; konnten ihre Güter taxieren; die Söldner taxierten noch einmal. Mit Grauen sahen die Dörfer die Scharen von den Musterplätzen kommen, fahnenschwingend klimpernd singend säbelgegürtet buntfedrig, herrliches Geld in dem Säckel. Der Römische Kaiser rief auf. Wie sie tosten, als gute Brüder taten. Daß den Bauernburschen die Herzen gegen die Rippen hämmerten, Vikar und Diakon sich erbarmten; hinaus: auf ein Jahr, nur ein Jahr. Viele Nester leer, Sensen ohne Hände, alte Männer an den Pflügen, Krieg. Wie ein heftiger Wind, der die Bäume schüttelt, reife Früchte abnimmt, hinwirft vor die Füße zum Mitnehmen. Trübe Ehen wurden zerschlagen, die Männer nahmen die Pike und Muskete, fühlten sich frei vor dem Tod. Die Türen der Frauenhäuser wurden erbrochen, die Weiber strömten den Sammelplätzen zu, wo die Mannheit auf die große Wanderschaft ging, heute alles, morgen nichts, übermorgen verfault. Mit Erschütterung drang der Trommelschlag an die Herzen der Studenten, in den Bursen, Stiftern; über die Folianten blickten sie weg an die Fenster, ihre Lauten und Flöten ließen sie liegen, schlichen nicht aus den Winkeln, waren nicht lustig, nicht traurig, wagten sich nicht hervor an die eisigkühle klangdurchtobte farbenschwingende Luft; bis sie die Hände an die Ohren schlugen, wild an den Häusern der Lehrer und der Liebsten vorbeirannten, davon; tonlos vor dem Werbekorporal, blaß: »Da bin ich.«

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