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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Landkreisen ließen die Werber die Parole »Deutscher Kaiser« gehen, mit Macht suchten sie Protestanten zu gewinnen, Wallenstein hatte mit den stärksten Ausdrücken darauf gedrungen; er hatte befohlen, Anlauf- und Anrittgeld zu verdoppeln, wenn es Lutheraner und Calvinisten gälte. Heftig sprudelten und schäumten die frommen Kreise der Erblande dagegen, schwer konnten sich die jesuitischen Gesellschaften beruhigen. Der Herzog gab kein Wort der Erklärung; er wollte auch Lutheraner im Heer, hieß es in Prag. Von der Wiener Hofkammer und dem Geheimen Ratskolleg wurde auf des Friedländers schlaue Taktik hierin hingewiesen; er verfahre nach der allgemeinen Direktive, den Oppositionsmächten den Vorwand der Religion zu benehmen; man dürfe nicht länger sagen, die garantierte Religionsfreiheit werde vom Kaiser bedroht. Der Herzog zog lutherische Offiziere in sehr großer Zahl an sich; kaiserliche Oberstpatente gab er ihnen. Die zu Bruck seinen Erklärungen beigewohnt hatten, begriffen scheu, daß sich seine finsteren furchtbaren Ideen vom Kaisertum dahinter regten: der Kaiser über Deutschland, und sonst nichts. Nichts von Kirche.
    An seinen Wagen spannte er die ungeheuerlichen Wildgestalten der Herzöge von Lauenburg. Die verschuldeten Reichsfürsten, lahm daliegend, buckelten sich hoch und schüttelten sich, sie ließen sich die langen starken Leinen Wallensteins überwerfen. Der Mansfelder, abenteuerlich, bezaubernd vorübertosend, hatte ihnen ins Herz gestochen, die Zungen klebten ihnen am Gaumen vor Gier. Rudolf Maximilian, der Sachsen-Lauenburger, ein haarschaukelnder Kentaur, langschenklig, stieß seine Fahnen im Erzstift Mainz in den Boden, ließ die rotblutigen Glotzaugen rollen, donnerte, schrie, kehlte Spießgesellen heran, Grauen verbreitend. Er war eine Röhre, ein Rinnsal, ein Kanal, Wein und Biere flossen von Morgen bis Abend über ihn; er war wie ein Schwimmer, ertrank nicht drin, schlug um sich, wie ein Fisch. Der Fürstbischof suchte ihn zu besänftigen, ließ ihm Proviant, Fourage zufahren; er stopfte, was man ihm gab, ohne zu danken, behielt den Hunger. Seine Backen blaurot geädert; die Söldner sahen es mit Freude. Reich war das goldene Mainz. Kleine Detachements erbrachen Kirchen; wie Rudolf Max sagte, aus Verzweiflung. Und eines Sonntags machte sich der Herzog selbst auf, ging auf Lüttich zu. Da hatten seine Leute trefflich geworben, und als sein Quartiermeister kein Handgeld weiter hatte und die Reiter ins Saufen kamen, schenkte Max ihnen den Markt von Lüttich und die sechs einstrahlenden Hauptstraßen. Die Pferde standen parat. Die Bürger waren auf der Hut. Als man einige Pikeniere totgeschlagen hatte, andere aus Schenken Weinfässer fortrollten auf geraubte Karren und Wagen, wurden die widerstrebenden Bürger, die sich zu Hilfe kamen, umringt. Mordiogeschrei und Getümmel in die Finsternis hinein. Alarm die Glocken. Bei Morgengrauen saß das Untier, der barhäuptige Herzog, flüchtig in der Sakristei des Sankt-Lambrecht-Klosters auf den Stufen; die mitleidigen Mönche wichen angstvoll vor ihm aus, dem schnaubenden schweißflutenden, der sich entstellt den Brustharnisch schlug. Der Bürgermeister von Lüttich nahm sich drohend und höhnisch seiner an, heimlich in der Frühe zu ihm gelassen. Knirschend mußte der Lauenburger sich gefangen geben. Pferde Wagen Leute Soldateska im Stich gelassen. Knirschend mußte er sich vom Bürgermeister und Stadtsekretär die Knie binden lassen. Dann wie ein Kalb in den Sack gesteckt, auf einen Packwagen des Klosters geworfen, von Mönchen gefahren aus der tumultuierenden Stadt über die Grenze. Fünfhundert Gulden hatte er dem Bürgermeister aus seinem Säckel geben müssen. In Mainz wurde er nicht stiller, warb sechstausend Mann zu Fuß, eintausendfünfhundert zu Pferd.
    Sein Freund war der Herr von Gürzenich, Adam Wilhelm Schelhard Dorenwert; er hatte das Patent, in der Wetterau und den Nachbarquartieren ein Regiment zu Fuß aufzurichten, ferner zu seinen auf den Fuß gebrachten vier Kornetten Kürassiere sechs Kompagnien Arkebusierreiter. Eine Kartätschenkugel steckte ihm aus einem Gefecht in Ungarn mit dem Grafen Zrinyi in der Leber; sein Blut floß gelb. Nichts hatte er; auf sein ausgeschlagenes Auge und die Kugel im Bauch schoß ihm der Herzog von Friedland Anritt- und Laufgeld vor; davon warf der Gürzenich vor die Soldaten keinen Heller, die Ausrüstung beschaffte er; Lohn hieß er sie sich selber holen. Auf einem stämmigen Rumpf mit krummen

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