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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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der Mansfelder sei tot, Bethlen Gabor verschwunden; was solle er von Deutschland sagen – es sei dahin, dahin. Die Engländer aber, begleitet von dem tapferen kleinen Johann Joachim von Rusdorf, hielten die Nacken steif; sie führten in Kisten mit sich dreihunderttausend Pfund Sterling in Goldplatten und Edelsteinen. Von Frankreich erschienen Gesandte; auf den Straßen von Haag ritten neben den mageren Engländern mit den strengen braunen Gewändern, den hohen steifen Filzhüten die lockenwallenden Franzosen, die freien feinen Gesichter, in losen fliegenden Kleidern, farbenstrahlend, von Hunden umtanzt. Ihre Berichterstatter und Sendboten saßen in Straßburg Ulm Nürnberg. Connétable Lesdiguières und Marquis Vieuville erklärten sich bereit, Subsidien an den Dänen und die Generalstaaten zu zahlen; sechshunderttausend Louis an Christian, eine Million französische Pfund an Holland. Freudig schwuren die Holländer, keinen Frieden mit Spanien schließen zu wollen ohne Frankreich. Brandenburgische Heere trafen ein; und plötzlich tauchten in schwarzer Attila ungarische Magnaten auf, runde Pelzmützen mit Agraffen auf dem Kopf, heftige schwarzäugige Herren, reich, mit lauter Stimme, die ihre protestantische Freiheit gegen das verschlingende Habsburg verteidigen wollten; riefen aus, wie bitter es Wallenstein ergangen sei und wie sie sich geweigert hätten, ihm Zuzug zu leisten. Die englische Delegation erhielt Briefe vom edlen Herrn Marc Antonio Padavin, dem Vertreter der venezianischen Signoria am Kaiserhof; er habe Auftrag, Vorschläge zu vermitteln nach Venedig über die von seiner Republik zu leistende Unterstützung; der tapfere geliebte Mansfelder sei tot, die dänische Majestät habe eine Schlappe erlitten; sie wollten mit Hilfe nicht zurückstehen. Aus diesen Briefen erfuhr man, daß der Bassa von Ofen und der Großtürke selber aufs stärkste gegen Habsburg zu rüsten begonnen hätten; man vertraue auf Bethlen Gabor.
    Und wie vor Weihnachten die frohen Nachrichten sich häuften, fand ein feierlicher Kirchgang statt: hinter samtgekleideten Pagen und feinen Marschällen ging zu Fuß durch die strenge Luft der besiegte Pfälzer Friedrich, barhäuptig, die hellblonden gesalbten Locken neben den vollen bläßlichen Wangen über den offenen Hals spielend, in blauem bauschigem Wams, über dem goldenen breiten Wehrgehenk leicht zusammengesunken; seine blauen Augen blickten träumerisch leer. Elisabeth lächelte aus ihrem naiven Gesicht sonnig nach allen Seiten; die Gesandten ihres Bruders gingen hinter ihr, sie machte heftige ungeduldige Schritte in ihren goldenen Schuhen; ihr weiß gepudertes Haar erhob sich steif in Etagen über dem roten strotzenden Gesicht; in einem weiten grünen Kleid quoll ihr froher Leib; sie drückte die weißbekleideten Hände geballt an die Brust.
    Die Generalstaaten, England, Ungarn, Frankreich, Brandenburg saßen mit ihnen auf den Bänken vor dem masthohen Kreuz mit dem hängenden leinenbekleideten Heiland, hörten in dem hellen ungeheizten Raum die Predigt an über das Wort: »Und du, Kapernaum, bist du nicht in den Himmel erhoben? Du wirst in die Hölle hinuntergestoßen werden.« Nicht von der Stelle zu rücken, gelobten sie, bis Habsburg, der deutsche Kaiser und Spanien, geschlagen und vernichtet sei; sie hätten unermeßliche Zeit und würden Gottes Mühlen gut mahlen lassen. »Dahin ist es gekommen mit Deutschland«, erklärten sie, »daß fremde Herrscher zur Überwachung und Anordnung seiner inneren Angelegenheiten berufen sind. Der Bund ist gegen Habsburg geschlossen wegen Bruchs des Rechtsfriedens, Verletzung der Reichsverfassung, der beschworenen Wahlkapitulation des Kaisers. Es ist dahin gekommen, daß ein hochgeborener deutscher Fürst, geächtet, vogelfrei erklärt ohne Gericht, bei fremden Nationen hat Schutz suchen müssen. Da den benachbarten Staaten an Erhaltung des Friedens, der Verfassung und beschworenen Wahlkapitulation gelegen ist, sehen sie sich gezwungen, den rasenden unerträglichen Lauf dieser bösen Absichten und Unterdrückungen durch Aufrechterhaltung der Reichsfreiheit zu hemmen, dem unverkennbaren Ruin entgegenzutreten.«
    Der Dänenkönig trieb seine Werbungen auf dreißigtausend Mann zu Fuß und achttausend Reiter; zu Hamburg erlegte England monatlich dreihunderttausend Gulden; achtzigtausend zahlten die Generalstaaten. Aus Venedig trat Graf Heinrich Matthias Thurn, der Böhme, der Hauptrebell, capo di guerra, in dänische Dienste. Fünf

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