Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
lose Backen nicht zu vergessen, kräftige Fäuste, die Sünder anzupacken und hin und her zu schleudern, Eisen und Haken, das Feuer zu schüren.
    Die Böcke laufen herum, nicht jene, auf denen Satanas und die Hexen reiten, sondern andere, heilsame, die die Sünder auf die Hörner packen, spießen, sich durch die Luft zuwerfen und so sich die Zeit vertreiben mit Ballspiel. Für die Stolzen und Übermütigen springen dürre Affen herum, die sich anklammern an ihre Röcke und Wämser von hinten, mit beiden Händen ihnen unter die Achseln greifen, mit den Beinen vorn über den Bauch, und nun kitzeln, kitzeln, daß sie lachen. Ja, jetzt können sie lachen, brüllen, sich winden, daß sie blau werden und bersten. Und vor ihnen steht ein Teufel, schlägt ihnen ins Maul, schreit: Ruhe! hält dem Affen einen Krug hin, damit er nicht verdürstet. Was ist das für ein Gelächter in der Hölle! Fürwahr ein anderes als das sanfte melodische in unserm Himmelreich. Ein Tier ist da und kriecht herum, dessen Bauch an hundert Quadratmeilen mißt. Seine Schnauze ist die eines Hundes, sein Leib weiß und fett wie eines Schweines, seine Füße grün mit knotigen kolbigen Zehen wie ein Frosch. Es sitzt da, das Untier, in einer Ecke, und immer wenn die Hölle vor ihm recht dick voll ist, bückt es sich mit einem knallenden Schnalzer, schluckt hundert Verdammte, läßt sie in Schlund und Magen herumwirbeln, da wühlen sie in Sudel, Wust, Lauge, dann würgt es sie wieder aus, holt die hundert wieder und noch zehn-, zwanzigmal, bis es satt ist, und speit sie dann auf einen Patzen hin. So spült sich das Tier den Rachen, schnappt zum Rest mit den warzigen lappigen Lippen die hundert an den Füßen, schleudert sie im Kreis, bis sie trokken sind, dann läßt es sie los.
    »Soll ich euch von den Teufelsschlossern erzählen, die die Menschen schmieden, als wenn sie Schmiedeeisen wären, von den Tischlern, die die leibhaftigen Menschen zersägen und sich Stühle und Schemel aus ihnen machen, um sich darauf zu setzen bei ihren Untaten. Da müßte ja der Christ ein Narr sein, der derartiges erdulden wollte aus purer Halsstarrigkeit. Aber dumm sind meine Lutheraner nicht, sie sind mit vielen Wassern gewaschen und mit den meisten die unter ihnen, die sich Gelehrte, Prädikanten schelten und fromme Seelen verlocken. Für sie ist eine besondere Strafe erfunden, damit sie, die im irdischen Leben etwas Besonderes waren, sich auch dort dessen rühmen können. Da hängen so zierliche Seilchen von der Decke der Hölle herunter, versteht ihr recht, Seilchen, nicht viele, denn gar so viele sind nicht so schlimm. Nicht gut kann man die Seilchen sehen, denn ein Dunst, ein Nebel, ein Wrasen wie aus einem Kochtopf steigt immer von unten auf. Und wenn die Teufel nun so einen erwischt haben, so eine abgelebte alte Prädikantenmißgeburt, die vermeinte, flugs und unversehens in den paradiesischen Vorraum zu schlüpfen, so heben sie ihn sacht auf ein bequemes Schemelchen, binden ihn an zwei Seilchen, ziehen ihn hoch und lassen nun den Wrasen gehen, verkleben ihm auch schön die Ohren mit Pech. Und täglich kommt zu einer Stunde ein Teufel, nimmt ihm das Pech aus den Ohren heraus und tut mit ihm disputieren, damit sein hoher Witz sich nicht abstumpft. Das scheint euch nichts? Oh, oh! Das lebt, das sieht nichts, das hört nichts. Vom Dampf verschrumpfeln sie wie Äpfel, sie sitzen den ganzen Tag in der warmen Nässe wie Waschfrauen, tropfen, ziehen keinen Zug gute Luft und werden nicht trocken. Mögen sie sich umgucken, mögen sie in den Rauch hineinschnappen, ob’s nicht wo was zu sehen gebe: ist nichts zu sehen. Sie tropfen, verschrumpfeln, verfaulen in langer Weile. Nur eine Nadel steckt in der Rücklehne des Schemels, die bohrt sich in ihre Rücken, wenn sie einschlafen wollen. Möchten nur recht viel von ihnen kommen, wären die geplagten Teufel froh genug und hätten ihre Ergötzlichkeit. Wie sie sich drehen auf ihren Schemeln, möchtet ihr sehen, wie sie rasen, nicht trocken werden, den Dampf wegblasen wollen und unten kochen sie immer weiter, wie sie schäumen gleich den wütenden Ebern, wie sie sich anfallen in der Einsamkeit da oben an den beiden Seilchen schwebend an der Decke der Hölle, sich die Knöchel zerbeißen, sich gern umbrächten, wenn sie nur könnten. Da ist nichts in ihnen als Schäumen und Rache, Geschrei, Gewein, bis sie müde werden, und wenn sie wieder frisch sind, dann sehen sie wieder nur sich und es ist nichts.«
    In den neugläubigen

Weitere Kostenlose Bücher