Wallenstein (German Edition)
Die Mönche in den Klöstern auf dem flachen Lande horchten auf, senkten betend ihre Köpfe tiefer; draußen vor den Gittern standen die älteren Brüder und Oberen sorgenvoll, die Züge schwärmten trotzig und lachend, windgetragen, vorbei; durch die vollen Speicher Scheunen Ställe gingen die Mönche, sahen stumm im Refektorium die kostbaren Kelche Bilder, verriegelten die Gitter, beteten um den Segen Gottes.
Wallensteins Werber ritten nach Polen, Kosaken aufzubieten; in Wallonien brachen sie ein, in Lothringen, sein Geld floß nach Ungarn Kroatien Dalmatien, riß die Menschen zum Würfelspiel nach Deutschland gewaltsam, massenhaft. Er lockte die Zusammenbrechenden aus Böhmens Not her; die Werber stachelten: »Was jammert Ihr. Ihr werdet’s nicht ändern! Seid Herren, rasch, rasch, Herren, mit der Pike und Muskete!« Stöhnend folgte ihnen, was den Jammer satt hatte, verfluchte sein Schicksal, seine Heimat; mit hineingerissen in ein finster freudiges niederbrechendes Ungewitter; ihre Füße schwangen. Wollten abrechnen; Deutschland war da; abrechnen, daß kein Tröpfchen Fett auf der Milch schwamm.
In den Kirchen fingen die Priester für Wallenstein zu werben an. Auf die protestierenden Zyklopen und Pelagier ging es, auf die Epikureer, Beschützer der Säue, die Calvinisten, Blutsäufer, Herrgottsfresser. »Was wollen sie mit dem Evangelium des Markus Lukas Matthäus Johannes? Den Heiland und sein Werk in Grund und Boden kritisieren, spintisieren, destillieren, die Quacksalber am Leib unserer heiligen Kirche. Das Evangelium ist zäh, frisch, ledern, für überscharfe spitze Zähne; die Kirche läßt es euch gut abhängen, daß es mürbe wird, gibt’s in den Rauchfang, stellt sich als gute Metzgerin dazu, hackt euch heraus, was gut schmeckt und nährt; immer kochen wir euch ein Süppchen, schmoren, braten, daß euch der Magen sich wälzt. Seht hin auf die Lutheraner und Calvinisten; sie gehen herum mit herben sauren Mienen; der Darm ist ihnen überlastet, sie können’s nicht verdauen und lassen doch nicht davon. Ich will euch purgieren, liebe Seelen, daß ihr alle keine schmähliche Not leidet. Wer auf Erden hat das beste Himmelreich, der Lutheraner und Ketzer oder der Katholik? Nun ist es ja schon unglaublich, daß Ketzer ein besseres Himmelreich haben sollen als fromme Katholiken. Wer sagt überhaupt, daß Ketzer in den Himmel kommen, wo doch die Hölle ihnen besser ansteht? Aber nehmen wir an, gesetzt wir täten’s, sie seien Christenmenschen, die unwissentlich sündigen. Sie haben noch nicht geschleckt an unsern Zuckerwaren, ihnen ist das Manna noch nicht ins Maul geloffen, das uns täglich so herzlich befriedigt; bei jeglicher Jahreszeit und Witterung; sobald wir nur die Augen aufreißen, fängt das Manna an zu fließen, ein unbeschreiblicher, erschreckender Überfluß – nur jenen Elenden nicht, die zu faul sind, sich in ihren Betten wälzen und unser gottgefälliges Frühläuten gar als Störung ihrer lästerlichen Ruhe betrachten. So also, sage ich, ist diesen unwissentlichen Sündern entweder das Fegefeuer oder bestenfalls ein Vorraum zum Paradies bereitet. Geduldet werden sie, vielleicht nicht sehr geplagt, Behaglichkeit, etwas flauer Spaß ist alles, was ihnen gelegentlich, sonntäglich blüht. Das also wäre so der Fall, wenn es so wäre, wie es sollte und sie unwissentlich sündigten. Aber es ist gesorgt dafür, daß der Andrang im Vorraum nicht gar zu groß ist. Aus allen Ständen hat der Heiland und Herr Menschen berufen, um Raum zu schaffen. Sie haben sich nicht gescheut, die frommen Männer und echten Papisten, die Fahnenschwinger und Kreuzesträger, die Sünder und ihr schmutziges, struppiges Fell anzupacken. Sie sind es, die die Sünde wissentlich machen. Jetzt geht ein Jubel durch die Welt; es ist zu Ende mit dem lauen Zupacken, ja einen Stoß kriegen sie von rückwärts ins Kreuz, der sagt: aufgepaßt! Aus Gnade und Mildtätigkeit tun sie so, die wahren Papisten, damit das Zittern und Zähneschnarren über die verdammlichen Lutherbuben komme, daß die Reue sie zusammenpreßt und wie erbärmliche lächerliche Klümpchen in den Richtstuhl und Beichtstuhl treibt, flehend, man möchte sie aufheben, ihnen das Paradies öffnen. Und wahrlich, genug Überwindung gehört dazu, sie aufzuheben. Jetzt ist nicht mehr Zeit, vom protestantischen Himmelreich zu sprechen. Der Satan ist informiert; er hat Auftrag, grimmig für Vorrat zu sorgen an Knechten Messern Kübeln Bottichen Holz Blasebälgen, auch
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