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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Emissär den Ausgang der Streitigkeiten berichten hörte.
    Am Nachmittag strömten in sein Quartier gegenüber dem Bischofspalast die Besucher; Kardinal Rocci umarmte ihn mit hahnenmäßigem Geschrei, zuletzt bewegte sich der kleine Pater Joseph herum. In Widerwillen schleuderte gegen ihn Lamormain heraus: er hätte seine Hände nicht dabei gehabt, der Beschluß sei fertig bei Ferdinand gewesen. Worauf sich Joseph mit Freudenschreien zurückzog, in seiner Kurzsichtigkeit gegen die Tür stoßend: das sei ja herrlich, der Kaiser sei also von sich aus den Franzosen geneigt.
    Lamormain beichtete bei den Jesuiten; er war verbrannt. Er nahm sogleich Abschied vom Kaiser, um seinem Drang zu folgen, den kranken Fürsten Eggenberg in Göppingen aufzusuchen, dessen Seele er mit dem Bericht von dem Entscheid Ferdinands erquickte.
    Nach Göppingen war Eggenberg gefahren, die Todesstille in Istrien war ihm unerträglich; in der letzten Woche hatte er sich unter der Qual der Ungeduld, Sorge, ja Reue zwingen müssen, nicht nach Regensburg zu reisen. Lamormain traf den grämlichen alten Mann in Reisevorbereitungen. Und so tief erquickte der Pater ihn, daß er weinte. Er pries das Geschick des Hauses Habsburg; der gute Genius sei nicht entschwunden und habe den Kaiser berührt. Erst als er gebetet hatte, wollte er Lamormain weiter anhören, sprudelte aber selber glückselig, welche Gefahr vom Erzhause abgewendet sei. Immer wieder warf er sich auf die Knie, betete, jubelte, umarmte den stillen Pater: »Ich hab’s gewagt. Gott war mit mir.« Nun werde bald der allgemeine edle Friede kommen, nach dem sich Kaiserhaus und Fürsten und nicht zuletzt das arme ausgesogene Land sehnten.
    Erst an den nächsten Tagen merkte der Fürst Eggenberg, daß der alte Jesuitenpater zerstreuter und unruhiger als sonst war, von ihm Tröstliches einsog. Und als er tagelang neben ihm spaziert war zu dem Quell und durch die Felder, erfaßte der Fürst, daß der stammelnde Lamormain um sich selbst in Angst war. Stöhnend fast wie ein Tier brachte im Walde Lamormain eines Abends hervor, daß er das gütige nachgiebige und machtbewußte Gesicht des Kaisers nicht vergessen könne; er hätte ihn verführen wollen. Der Kaiser hätte ihn beschämt, verächtlich beiseite gelassen. Er schäme sich. Wie ein Begnadeter hätte er ihn, den Sünder, angeblickt.

    ÜBER DIE hügeligen bewaldeten Straßen die Donau entlang brausten die Kroatenschwärme des Isolani. Von Regensburg her kam das Rufen, Fahnenschwenken, rastlose Trommeln; erst einzelne Patrouillenreiter, dann, mitgerissen, Wachen, halbe Fähnlein. Überall schrien sie sich zu, winkten mit den Händen. Aufbruch! Bagage warfen sie auf den Boden; Heuschober angezündet als Signale für die zerstreuten Fouragemacher. Hinter ihnen der Schwall des Staubs und die Öde. Wie ein Igel wulstete sich der Schwarm ein, stülpte sich südwärts um. In stummem Bangen ließen sie die leeren Dörfer zurück, halb erloschene Lagerfeuer, brüllendes, angebundenes, weidendes Vieh. An Kaufwagen, Händlern, Reisenden, die nach Regensburg wollten, flogen sie vorbei; Wiehern, Peitschenknallen, Klappern der Waffen im Nu verschollen. Hinüber ins Augsburgische. In einer Herberge, in den Waldrand gedrückt, dicht vor den Augsburger Toren, Oberst Max Wallenstein. Um den Wald ballte es sich tobend zusammen, Isolani drang mit triefendem verwüstetem Gesicht zu ihm hinein, der Oberst lag, ohne Stiefel, betrunken in seiner Kammer, lallte, geiferte plötzlich ernüchtert den Kroaten an, schlug sich vor Stirn und Brust. Aufgesprungen, die Schreibtafel des Isolani nahm er an sich, band sie sich um den Hals. Zum Kroaten und seinem Leutnant: sie wollten zusammen reiten. Käme er nicht durch, sollten sie die Tafel zum Herzog tragen, ihn liegenlassen, wo er liege und wenn’s in einem Wassertümpel wäre. Gestiefelt, Hut und Wehrgehenk, aufgesessen.
    Max wippend auf dem Pferde rechts, links, in die Höhe wie ein Korkstück auf brodelndem Wasser; bald nur in einem Schimmer von Bewußtsein; stumpf lernten seine Lippen: »Es ist vorbei, wir sind hin.« Pferdewechsel. Die Nacht durchrast. »Es ist vorbei, wir sind hin.« Vormittags durch die weiten lärmenden Truppenansammlungen in Memmingen hinein. Gezogen vor den Herzog: »Es ist vorbei, es ist hin.«
    Während Max schlafend fiel, als er die Tafel abgegeben hatte, ächzte Isolani, ob sie absatteln sollten. Dann erst sah der Herzog den schnarchenden Obersten unten an, schrie: »Raus!« Der ließ sich

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