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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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forttragen.
    Sieben Tage lang ließ Wallenstein alle Arbeit liegen. Gelähmt vor Wut an Armen und Beinen. Er hätte alles erwarten müssen, denn Zenno hatte diesen Ausgang berechnet, aber er hatte es nicht geglaubt. Und als Zenno zu ihm kam, um wieder eine Berechnung vorzutragen, schoß der Herzog eine Pistole hinter ihm ab. Jetzt trampelte er nicht auf seinen Hut, sondern zerriß ihn. Er war völlig blind. Die Truppen auf Regensburg werfen, den Kollegialtag gefangennehmen, den Kaiser aufheben. Er traf mit Neumann und Max einige lahme Vorbereitungen. Bis er selbst alles hinwarf, die Herren davonjagte. Er war dem unheimlichen, zu plötzlichen Gedanken nicht gewachsen.
    Sie hatten ihn. Zum zweiten, dritten Male. Nachdem er ihnen das Reich wiederhergestellt hatte. Zum Zerknirschen des eigenen Gebeins und Eingeweides.
    Er hatte nie etwas Persönliches für den Kaiser empfunden. Der war der erwählte Regierer des Heiligen Römischen Reiches, dem er diente. Das riß jetzt an ihm; der Damm geborsten; der Kaiser war etwas, das ihn angriff. Er konnte sich dazu nicht finden. Er mußte, er mußte den Kaiser und das ganze Pack schlagen, wenn er leben wollte.
    Und wie er reglos in seiner Kammer saß und sich zusammenhielt, heulte es in ihm, daß sie ihm noch Hunderttausende, Millionen schuldeten. Und es labte, labte ihn. Noch Millionen. Sie waren ihn nicht los. Sie konnten sich ihm nicht entziehen.
    Oder sie – konnten – auch das wagen. Er fletschte die Zähne. Es wäre das Richtigste. Er würde es tun in ihrer Lage. Dem Feind den Knebel in den Mund stecken. Ihn noch bezahlen lassen. Werden sie es?
    Werden sie es?
    Und während sie nacheinander im Hauptquartier eintrafen, die Trzkas, Bassewi, Michna, de Witte, seine sanfte Frau, wurde ihm zugetragen, daß die heftigen Kämpfe in Regensburg, von denen man ihn ausgeschlossen hatte, noch anhielten; die Fürsten betrieben seine Beseitigung aus Mecklenburg, verlangten Schadenersatz, Rechnungslegung. Die Stadt Memmingen war still, aber brüllend wie eine Kirchenglocke Wallenstein. Sein Zustand lebensgefährlich, die Aderlässe gegen die schrecklichen Kongestionen blieben fruchtlos, man konnte nur auf halbe Stunden an sein Bett, neben dem Frau Isabella demütig saß und nicht zu weinen wagte. Der Kaiser mußte angegriffen werden; er war dem ungeheuerlichen Gedanken nicht gewachsen. Der lange magere Herzog war ein sterbendes Untier zwischen seinen Laken und Kompressen, den Tod wünschte er sich herbei, zerreißen wollte er den Bayern, den Kaiser, die Jesuiten, die Franzosen. An seinen dünnen Unterschenkeln brachen Gichtgeschwüre auf, das erleichterte ihn; seine Augen verschwollen rot und liefen; sie standen wie Beulen zwischen den fleischlosen Wangen, neben der hohen Nase. »Sie haben mich am Spieß, sie werden mich wie einen Juden brennen«, wälzte er sich.
    Als der Bescheid eintraf, er werde mit Glimpf entlassen, eine Deputation des Wiener Hofes werde zu ihm gesandt werden, riß er sich, halbtot wie er war, auf, schleppte sich ins Freie vor sein Haus, wurde sogleich ohnmächtig die Stufen wieder zurückgetragen. Am nächsten Tag erhob er sich wieder, erst auf Stöcken wandernd, dann zwischen den Schultern zweier Trabanten hängend: »Der geile Mansfelder ist auch nicht im Bett gestorben. Und ich sterbe noch nicht.«
    Vom Regensburger Hofe kamen Trautmannsdorf und Questenberg; sie hatten diese Mission übernommen, um ihn milde zu stimmen; sie brachten Ferdinands gnädiges Schreiben. Sie unterhielten sich freundlich; zwei Kutschzüge mit sechs Pferden schenkte er dem Grafen, Questenberg ein neapolitanisches Tummelpferd. Friedland sah und sollte sehen, es gab Männer seines Anhangs am Hofe. Sie waren Besiegte; der Kummer stand auf ihrem Gesicht.
    Damit stieg der Herzog aus dem furchtbaren Angriff, den man gegen ihn unternommen hatte, und schüttelte sich. Sie waren zu dumm. Hatten ihn leben lassen, nicht einmal die Federn hatten sie ihm gerupft.
    Er ging noch viele Wochen nicht aus Memmingen. Er ließ aus dem Reich beitreiben, was ihm noch zustand. Allerorts wurden jetzt noch schwere Kontributionen erpreßt. Täglich hatte er mit Michna und de Witte Verhandlungen, ihre Aufstellungen waren genau, Wallenstein stachelte sie an; sie sollten nichts verlieren. Er lud sie ein, bei ihm zu bleiben, sie sollten ihn nicht verlassen, ohne völlig befriedigt zu sein. Die drängten, er ließ sie nicht. Michna und de Witte kamen auf die Vermutung, der Herzog werde doch nicht klein beigeben und

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