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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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alle Sünden auszubaden haben, und in ein zwei Jahren werde es einen Tag zu Regensburg mit vertauschten Rollen geben. Der Bayer, unsicher die anwesenden Herren Eggenberg und Trautmannsdorf fixierend, drängte fort, um sich durch seine Unterhändler der Wirklichkeit der kaiserlichen Erklärungen zu versichern. Er fühlte sich seiner Sinne nicht mächtig, hielt sich mit Zwang von neuem zurück, um wieder zu hören, mit welcher befremdenden Leichtigkeit der Kaiser sprach. Und die seriösen Räte waren zugegen! Zu Boden geschmettert war er; das Geplauder des Kaisers regnete auf ihn.
    Dann saß er in der Karosse, nahe, in ein nervöses Schluchzen auszubrechen. Unklar kam er sich besiegt vor. Wie ein Mann, der einen Anlauf nimmt, um eine schwere Last fortzustoßen, blind losgerannt ist und die leere Luft zerrissen hat. Unfaßbar das Benehmen des Kaisers; was war das, was war das. Der träge freche Stolz dieses Mannes, diese hochmütige trächtige Liebe. Das Sicherste war in Maximilian gelockert; wie eine Handvoll Bohnen, zwischen Granit geworfen, quellend die Quadern hebt. Maximilian blies die Luft von sich. In dem Logement mit Richel und dem Fürsten von Hohenzollern speisend, betäubte er sich durch klangreiches Reden. Triumphgeschrei rechts und links. Boten von Brulart herüber, Boten an die geistlichen Kurfürsten. Die fuhren am nächsten Morgen vor. Übernächtig, genoß Maximilian ihre Angst, die sich nicht äußern durfte, ihr verlogenes Schmeicheln und Jubeln. Maximilian fühlte, er war aus seiner Bahn geworfen; es war ein Zustand wie in den heißen Tagen, als er mit Wallenstein sich verbinden wollte. Wallenstein, dieser klägliche überschätzte Mensch, dieser Lump und Knecht, der sich von seinem Herrn wegschicken ließ und der auch ging, ohne zu murren, wahrscheinlich froh über die Tonne Gold, die er davonschleppen durfte. Heiß rollte der Triumph durch den Kurfürsten. Er hatte das fürstliche Spiel gewonnen. Die Franzosen wurden angemeldet. Maximilian fertigte sie hochmütig ab, und plötzlich haßte er sie, weil sie ihn an seine Angst erinnerten. Abstoßen! Ob sie ihn wohl knebeln zwirbeln und pressen wollten. So früh und rasch erscheinen, um wie Juden Schulden einzutreiben. Schulden, Schulden! Bei der erstaunlichen Szene war Fürst von Hohenzollern zugegen, der nicht daran zweifelte, daß der Kurfürst in einem Schwermutsanfall sprach und die beleidigten Herren zum formlosen Weggehen bewegte. Ihn aber, den Hohenzollern, überfuhr der noch unausgeleerte Kurfürst mit wilden und höhnischen lustgeschwollenen Rufen: ja, es sei nicht nötig, diese Herren sanft fortzukomplimentieren. Man sollte sie aufheben auf deutschem Gebiet oder sie in die Donau stürzen, weil er sie durchschaue, die neidischen, die streitsüchtigen. Sie sollten ihre Finger vom Reich lassen.
    Bacchantische und kulinarische Exzesse überschwemmten wieder den Hof. Die Majestät gab sich nach langer Enthaltsamkeit den Ausschweifungen hin. Es wurde erzählt, der Morgen beginne mit Bordeaux, der Abend sinke mit Likören; was in der Mitte flösse, sei auch kein Wasser. Gepränge an den Tafeln mit den geistlichen Herren. Mit der wieder eingetroffenen Mantuanerin. Mit Welschen Spaniern Italienern. Schiene es doch, als sei ganz Regensburg aus dem Häuschen und der Kaiser feiere die Leiche Friedlands weg. Es wurde erzählt, Ferdinand wolle Frieden um jeden Preis; die Mantuanerin bedränge ihn; was Lamormain leiste, würde bald offenbar werden. Und da griff Maximilian zu. Er war auf bekannter Fährte: Ferdinand, der freche Säufer und Fresser! Das war ja das dicke Wildschwein, auf dessen Jagd er sein ganzes Leben über war. Und sein inniges atemloses Gelächter.
    Der Kaiser hatte die Kurfürsten an sich gerissen, als wenn er nach ihnen verdurste. Zusammengerufen und einzeln konnte er von ihnen nicht genug haben. Und von den Welschen, den Spaniern, Italienern. Und sie kamen. Der Riß in Regensburg schien beseitigt. Nach Maximilian rief er am heftigsten, und freudig, heftig gereizt, innerlich brüllend vor Gelächter, machte sich Maximilian mit auf die Feste. Er sah darüber hinweg, daß dieser Glanz erpreßter Reichtum deutscher Kreise war; es machte ihm heißes, unter Spott wucherndes Vergnügen, daß der Kaiser ihnen allen diesen Glanz hinhielt, als wüßten sie nichts, ahnungslos, leichtherzig wie einer. Ferdinand, der Kaiser blieb, weil ihm keiner ernsthaft böse wurde. Und der seinen Feldherrn geopfert hatte, wahrhaftig, aus keinem andern Grunde,

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