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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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einer sonderbaren ihm fremden Rachsucht griff er in diesen Wochen Deutsche an, erging sich unaufhörlich bei festlichen Tänzen in der Stadt in Schmähungen über die deutschen Fürsten; sie müßten hart hart kuriert werden. Auch der Pfälzer war zugegen, als er sich so ausließ bei einem großen Bankett in Ayrmanns Saal beim Laufer Tor. Friedrich verließ offen den Saal mit dem Markgrafen Christian, der das Bankett veranstaltet hatte. Der flehte draußen auf der dunklen Stiege den Pfälzer mit Tränen in den Augen um Verzeihung. Sie umarmten sich; »keine Rettung«, schluckte der Markgraf. Friedrich: »Manchmal denke ich, der Friedländer könnte uns helfen.«
    Schanzen, Redouten, Palisaden, Gräben, Batterien wurden um die Stadt in den warmen Junitagen aufgeworfen, die Vorstädte Wöhrd und Gostenhof mit einbezogen. Das Lager ließ sich der König errichten vor Wöhrd bis auf den Gleishammer, das Weiherhaus und den Lichtenhof; bei Lichtenhof stellte er das stärkste Werk hin. Er rückte ein mit vierundneunzig Kornettreitern, hundert Fahnen Fußvolk, achtunddreißig Geschützen, zweitausend Wagen.
    Von Tirschenreuth nahte über Sulzbach der Kaiserliche. In das wandernde Volk geriet Oberst Taupadel mit Dragonern und vier Kompagnien des schwedischen Regiments Sperreuter hinein und wurde zermalmt. Sie umgingen wandernd Nürnberg, schoben sich zu beiden Seiten des blanken glatten Flüßchens Bibert an Zirndorf heran. Da in der lieblichen, von grauen Schafherden begangenen Landschaft fanden sie eine niedrige Hochfläche, von Wiesen eingenommen, die rückwärts in einen kühlen dichten Wald führten. Nur wenige Kilometer von dem Schweden entfernt machten sie halt, setzten sich hin und verschanzten sich.
    Der bayrische Maximilian, von Küttner begleitet, ritt täglich durch das Lagergewühl zum Herzog herüber, nicht vom Hals seines Schimmels aufsehend. Er war ein Gefangener und ging seine Gefangenschaft beenden. Friedland wohnte mitten im Lager in einem erbeuteten rosaroten Türkenzelt, das weiß und blau orientalisch bestickt war. Einen riesigen viereckigen Raum bedeckte es; darüber erhob sich eine wimpelgeschmückte Leinwandkuppel. Am Eingang hielten Reihen von Bambusrohren einen goldbefransten Baldachin. In dem teppichbeladenen Empfangsraum nahm ihn der Herzog inmitten der Obersten und Generalspersonen an, selten sprachen sie sich allein.
    Der Herzog sollte angreifen, war der Tenor der bayrischen Reden; er zeigte auf die ungeheure Überlegenheit, die man im Augenblick besaß und in zwei drei Wochen verliere. Erst kam der Herzog, zwischen tausend Geschäften, trinkend, ihn mißachtend, mit allgemeinen Einwänden; man müsse die Stärke des Schweden noch besser erkunden; eine Schlacht sei leicht begonnen und schwer beendet. Der Kurfürst hörte nicht das Gespött des Friedländers hinter ihm: »Nun habe ich den Maximilian so weit gebracht, daß er mir nicht allein gehorsamen, sondern mit der Pike auf der Schulter aufwarten muß.« Wie der Bayer zäh drängte – mit jedem Tag wurde sein Land verwüstet, er durfte nicht sagen, daß eine kaiserliche Niederlage ihn Land und Leben kosten würde –, traten die Obersten des Herzogs mit den Resultaten ihrer Beratungen hervor. Der Refrain lautete: wir sind zahlenmäßig überlegen, aber man kann nicht auf den Mut der Söldner bauen; sie müssen sich erst an Gefechte gewöhnen; es genügt, den Schweden zu stören, ihn zu zwacken und beuteln. Dabei blieb es. Sie zogen es hin; sein Land verdarb. Aus dem Kreise dieser Herren, die in alter friedländischer Üppigkeit lebten und fürstlich satt stolzierten, kam einmal die hochmütige Frage, ob man im bayrischen Lager vermeine, besser Krieg zu führen als der Herzog; man habe bei Breitenfeld Gelegenheit gehabt, sich zu beweisen. Hindurch durch die fünffachen Spaliere der Leibwache des Herzogs, starre Reihe der aufgestellten niederländischen Helmbarten, riesig ausgezogene Spießklingen mit Quasten und Kugeln am Klingenansatz, gräßliche Totenköpfe und hackende Schnäbel eingeätzt. Durch das Getümmel der ausschwirrenden ungarischen und polnischen Reiter, auf den Pferden am Sattel die kupfernen Kesselpauken; sie ritten über den aufgerissenen Wiesengrund, schneller, schneller, die Münder gespitzt, grell wirbelnd das Schlagfell aus Menschenhaut.
    »Was hat der Herzog vor?« fragte der Kurfürst seine Räte, die er aus Regensburg kommen ließ. »Er säumt.« »Er säumt nicht«, der Kurfürst mit leeren Augen.
    Die Widersacher

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