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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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lagen sich Wochen um Wochen gegenüber. Der Juli zog herauf, August; brünstige Hitze fiel hernieder. Sumpfig war der Wiesengrund von Friedlands Lager, das Wasser der Pegnitz nur mit Kampf erreichbar. Sie fochten täglich um das Wasser, schickten ihre Kranken und Verbrecher immer zuerst voraus, ließen sie abschießen, später erst stürmten sie vor dem Schutz der abgefeuerten Musketen. Fünfzehntausend Weiber strömten in das Lager, zu den Menschen kamen dreißigtausend Pferde. Mensch und Getier hatte nur die Aufgabe: zu liegen, zu liegen, dem Schweden die Fourage abzujagen, ihn zu ermatten. In des Schweden Lager stürzten die Scharen der Flüchtlinge ein. Nürnberg lief voll von ihnen. Wie eine Geißel umlauerten die Kroaten und Ungarn des Böhmen die Stadt, rissen das Lebendige nieder.
    Heimlich betrieb Friedland seine Sachen. Gab Arnim keine Ruhe. Aus Böhmen sei er mit seinen Sachsen verjagt; die Kurfürstliche Durchlaucht von Sachsen möge gewarnt sein; sie sollten sich verständigen. Aus Sachsen kam Bescheid: der Kurfürst gedenke in Treue sich nicht von seinem schwedischen Bundesgenossen zu trennen. Da lösten sich Kavalleriemassen aus dem Zirndorfer Lager, erst Hunderte, dann Tausende. Holk mit seinen Kroaten setzte sich in Bewegung auf das offene Vogtland. Sie machten unterwegs Vaganten Versprengte Gesindel beritten; sollten um sich ein solches noch nicht gesehenes Verderben anrichten, daß man ihre Kraft erkenne. Unter dem von Plauen und Zwickau her einsetzenden Lodern der Städte und Dörfer, den Abschlachtungen und Schändungen der Menschen flüchteten selbst Arnim und der Kurfürst. Die bodenzerstörenden Unholde verkündeten hinter ihnen, sie seien nicht lange allein; Graf Gallas käme mit einer Schar doppelt so groß wie sie.
    Bei Nürnberg lagen sich die Widersacher gegenüber.
    Im Schwedenlager mußten die Pferde trockenes Gras rupfen. Eine Pest schlich unter den Menschen. Der Schwede, auf Verstärkung wartend, predigte Mut Manneszucht. Blaß und zornig ritt er täglich die Palisaden entlang, blickte herüber. Dies war kein Feldherr, kein Krieger, der zehnfach überlegen sich nicht zur Schlacht zu stellen wagte. Der hatte etwas Unmenschliches vor: Ermattung. Wenn erst Banér da wäre, sollte es ihm bezahlt werden. Und täglich fraß der dicke Gustav an seinem Widerwillen. Die deutschen Fürsten wichen von ihm, der Pfälzer betrieb offen seine Abreise.
    Da hatte der Schwede an sich gezogen, was er suchte. Regimenter des Oxenstirn vom Rhein, Banér und Herzog Bernhard mit Truppen aus Oberschwaben, viertausend Hessen, der Herzog Wilhelm mit sechstausend Mann. Sie trafen bei Windsheim zusammen. Der vergrauste Sachse, seine ganze Hoffnung auf den Schweden setzend, warf sieben Regimenter zu Fuß, zwei zu Pferd herüber. Sie drangen gemeinsam in die Stadt Nürnberg ein, die von Leichen stank, in der man sie mit Weinen und Schreckensgeschrei empfing, daß man nun vor Hunger ganz zugrunde gehen müsse. Und so bitter war die Not, so grausig schmolzen unter der Pest die Menschen zusammen, so wutgespannt war der König, daß auch nicht einen Tag mit der Entscheidung gewartet wurde.
    Sein Heer hob sich gegen die Nordseite des kaiserlichen Lagers. Die Sachsen überschwemmten die Schanzen. Eine so furchtbare Artillerie arbeitete gegen sie mit brüllenden Salven, daß die Baumwipfel des Waldes im Dampf verschwanden, die Hochfläche des Lagers in Feuer und Rauch begraben wurde. Zwölf Stunden rannten die Schweden an. Als sie den östlichen starken Ausläufer des Höhenzugs, den Burgstall, hatten, regnete es; sie konnten die Geschütze nicht hinaufziehen. Bis in die Nacht wühlten die Massen ineinander, zweitausend Schweden blieben liegen. Finsternis und strömender Regen. Der Schwede ließ los.
    Lag wieder in Nürnberg. Tastete nach Verhandlungen, dachte, der andere habe auch genug. Keine Antwort. Ließ nach drüben gelangen: man solle ihm Mecklenburg lassen; der andere möge sich Franken nehmen. Verbissen und finster gab Gustav das Signal zum Aufbruch. Von sechzehntausend Mann war die schwedische Kavallerie auf viertausend gesunken; die Fußkompagnie hatte statt hundertfünfzig Mann nicht sechzig. Die meisten deutschen Fürsten, auch der Pfälzer, hatten ihn in den letzten Tagen verlassen. An der Nordseite des Lagers marschierte er vorbei; noch einmal forderte er durch Kanonenschüsse den Feind zur Schlacht heraus. Drin rührte sich nichts. Eine Handvoll Weiber lief vergnügt an das unverteidigte Wasser. Johlten

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