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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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fragen, was soll dann geschehen.« »Ich werde mich in Sachsen verteidigen.« Darauf war der Herzog erregt; das sei eine trotzige verkehrte und verbohrte Denkweise. Was wollte er denn in Sachsen verteidigen? Wen? Ob sie Erzlappen seien, daß sie sich die Köpfe zerschmissen für nichts. Auf Arnims Frage, was denn weiter geschehen solle und ob Arnim etwa vor dem Herzog auf schimpfliche Weise samt seiner Armee das Gewehr ins Korn werfen sollte, schnitt Wallenstein die Unterhaltung ab: Arnim möchte sich überlegen, was er, der Herzog, eben gesagt habe; es sei ihm lieb, drüben bei den Widersachern ihn zu haben. Er werde begreifen, daß dieser Krieg nicht so weitergehen könne, diese Schmach, diese Gaukelei für Affen. Verteidigung in Sachsen! Nach weiteren Schimpfworten auf den Schweden und auf die Wiener Politik verabschiedete der Herzog den andern, der fluchte, sich einen Tölpel nannte, über das Gespräch nicht ins klare kam.
    Wallenstein gab ihm einige Wochen Zeit. Dann warf er das Heer, das sich an Ort und Stelle nicht mehr ernähren konnte, nach Böhmen, die Sachsen liefen auseinander. Friedland stürzte vom Weißen Berg über Prag her. Die Stadt war wieder kaiserlich.
    Arnim, noch zweifelnd, ob der Herzog wirklich etwas Ernstes vorhatte, suchte sich in Leitmeritz zu halten. Zu seinem Schrecken, der sich mit Widerwillen mischte, umzingelte ihn Friedland und schien ihn vom Heer abschneiden zu wollen. Da raffte er, was er an Truppen hatte, zusammen, bereitete den Friedländern Schaden rechts und links, schlug sich von Ort zu Ort. Böhmen mußte er ganz aufgeben.
    Die Juden lachten. Die unterdrückten Böhmen höhnten, warteten. Thurn, der alte Graf, Arnim nachkriechend, flüchtete vergrämt nach Dresden. Und ein Angstschauer lief über Sachsen, als Friedland in Böhmen nicht haltmachte, sich dem Erzgebirge mit weit ausgebreiteten Armen näherte, an die Überwältigung des Erzgebirges ging.
    Plötzlich wandte er sich auf Bayern. Keiner wußte, ob er etwas gegen den Kurfürsten oder den Schweden vorhatte.
    Der Schwedenkönig, sich mästend am südlichen und westlichen Deutschland, hatte nur zwanzigtausend Mann bei sich; am Rhein, Main, nördlich und südlich standen vier Armeen unter Banér, Tott, dem Weimarer Herzog, dem hessischen Landgrafen, verwüsteten das Land, trieben ihr Spiel mit der Bevölkerung.
    Erst war der feiste König nur verblüfft, wie Wallenstein als Generalhauptmann des Kaisers auftrat, wartete ab, wessen er sich von dem verschlagenen Mann zu versehen haben würde, machte sich Vorwürfe, daß er ihm bei den Unterhandlungen nicht mehr entgegengekommen war. Er hoffte noch. Dann erfolgte der Angriff auf den Hradschin, die unglaubliche treulose Umzingelung Arnims. Ein Sturm von Unruhe ging durch Gustav. Ehe er noch mit dem Herzog Fühlung nehmen konnte, hatte der sich erklärt. Wallenstein hatte kehrtgemacht. Front gegen ihn selbst. Das Spiel war klar. Wallenstein wollte Gewalt mit ihm reden.
    Der König stieß nach Osten, um den Friedländer nicht mit dem Bayern zusammenströmen zu lassen. Zu spät. Bei Eger nahm Friedland die Trümmer des ligistischen Heeres auf. Von Weiden und Eger stieg die feindliche Heeresmacht herunter, schob sich auf Tirschenreuth. Der Friedländer wollte mit ungeheurer Überlegenheit ihm seinen Willen aufzwingen. Tief erschrocken, an Haß erkrankend, über Friedland erstaunend, gab der König nach, und Flüche auf Deutschland werfend, setzte er sich in Nürnberg fest. Der Herzog hatte ihn bei den Ohren; wenn er wollte, konnte er ihn zerschmettern, so schwach war er. Von Pegnitz zu Pegnitz zog der Schwede in gewaltigem Bogen Schanzen. Die Stadt wurde angerufen, den evangelischen Glauben zu verteidigen; mit leiser Unsicherheit, nur seinen Nächsten auffallend, hielt der König eine seiner schmetternden Ansprachen an den Rat. Es glückte; der Rat schwur, wie Magdeburg zur evangelischen Fahne zu stehen bis zum Verderben.
    Mit viertausendachthundert Söldnern, dreihundert Reitern stellte sich Nürnberg in seinen Dienst, dreitausend Bürgersoldaten kamen hinzu, alle Waffenfähigen vom fünfzehnten bis vierzigsten Jahr. Sie wollten Gott und dem wahren Glauben dienen. Vierundzwanzig Abc-Fähnlein ließen sie fliegen; der König musterte sie trübe. Auf den Fähnlein stand: »Dies Fähnlein fliegt zu Gottes Ehr, fürs Gewissen, frei’ und reine Lehr.« »Saul, Saul, was verfolgst du mich? Laß ab, laß ab und beßre dich!« Der König hatte kein Gefühl von Dankbarkeit für sie; mit

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