Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
Vom Netzwerk:
hinzuweisen, die seiner Tätigkeit Eintrag tun könnten und die behoben werden müßten.
    »Ich habe es meinem gnädigen Herrn geraten«, jubelte Küttner, die beiden Hände Slawatas pressend, »Doktor Leuker war nur zaghaft dabei. Ihr laßt mich nicht im Stich.« »Ihr werdet alles von mir erfahren, was Ihr braucht, meine junge Zypresse.«
    In den dunklen Korridoren der Burg drängte sich der Graf Slawata mit den Vätern der Jesugesellschaft, die den Grafen Schlick täglich heimsuchten, ihren Affiliierten: er solle entschlossen den Friedländer anfassen. Den Grafen Slawata widerten die Jesuiten an; es war ihm zuwider, daß sie sich an Wallenstein, seinem Wallenstein vergriffen; er ließ sich mit ihnen in keine Gespräche ein. Sie sahen ihn süß vertraut an; er ekelte sich, dachte oft die Angelegenheit fallen zu lassen, aber immer wieder wurde er von einer schwebenden Bewegung in sich veranlaßt nachzugeben. Er hatte das Gefühl, diese Sache zu Ende bringen zu müssen, dazu vorbestimmt zu sein; er suchte sich ihr zu entziehen, sie fiel ihn wieder an, es war ein Spiel zwischen ihm und der Sache, er war daran verloren. Lächelnd ging er zum Grafen Schlick, dachte, wie sonderbar einfach es sei, ein Werkzeug der Fügung zu sein, und daß er eigentlich nichts mit Wallenstein zu tun habe. Schlick, der Papist, schwer und träge in seinem Stuhl, erklärte, er könne das Vorgehen Spaniens nicht verhindern. Der graue Mann schien es dann für einen wertvollen eigenen Einfall zu halten, daß man die Situation gegen den Herzog ausnützen könne.
    Die einsetzende geheime Ratsdebatte legte die Schwierigkeit der Situation und die Zerrissenheit der Auffassungen bloß. Questenberg wollte empört über Bayern fallen. »Da Bayern offenbar hinterrücks den Spanier gerufen hat, soll man gegen Bayern verfahren. Es ist ein unerhörtes Vorgehen, beleidigend gegen das Kaiserhaus im äußersten. Es grenzt an Verrat. Freilich ist man es von Bayern gewohnt.« Was er also gegen Bayern tun wolle. »Wir haben einen Generalfeldhauptmann; der Spanier hat sich ihm sogleich zu unterstellen und seine Befehle entgegenzunehmen. Dies müssen wir anordnen.« »Ja, wir können es anordnen«, lächelte Trautmannsdorf. Schlick: »Möglicherweise müssen wir es sogar anordnen, denn es steht in seinem Vertrag, im Vertrag des Herzogs.« Eggenberg: »So wäre ja alles in bester Ordnung. Wir sind uns einig, daß angeordnet werden muß, der Mailänder Gouverneur mit seiner Armee unterstellt sich dem Befehl Friedlands.« Questenberg unterstrich das Verlangen durch Wiederholung.
    Schlick nickte gleichmütig. Slawata und Trautmannsdorf, die beiden, die gern miteinander plauderten, tauschten Blicke, lächelten. Plötzlich, wie auf Signal, sahen sie voneinander weg. Gähnend meinte Schlick, er werde das Schreiben, welches ihren Standpunkt charakterisiere, gleich verfassen; bliebe nur die Frage, wer sich zur Überbringung des Briefes und mündlichen Diskussion mit Friedland bereit erkläre. Alle fixierten Questenberg.
    Plötzlich war der durch die Einhelligkeit unsicher geworden; er blickte zur Erde, suchte nach Worten; er wolle natürlich gern den Auftrag übernehmen; wozu aber übrigens – das schloß er nach überlegender Pause an – wozu eine mündliche Diskussion da noch benötigt werde, der Brief werde doch wohl rund und nett den hier vorgetragenen Standpunkt wiedergeben; ein Kurier könne dasselbe tun. Trautmannsdorf vorsichtig sanft vor Questenberg: nicht doch, ein Kurier, das sei nicht besser als ein Bote, ein Mensch, der nichts weiß, nichts hört, nichts spricht; und der Herzog wird fragen; er zweifle nicht, daß Friedland wird fragen wollen. – Was denn. – Etwa, wie sich der Hof dazu stelle. – Nun, das sei doch einfach; der Brief ist darin doch von genügender Deutlichkeit; der Hof verlangt völlige Unterstellung des Mailänders unter Friedland. – Eifrig bestätigte das Trautmannsdorf; plötzlich fing er wieder einen Blick Slawatas auf, er fragte: »Warum lächelt Ihr mich an, Slawata?« »Weil Ihr so eifrig seid. Ich sehe, Ihr seid selbst noch immer so bequem wie früher.« Eggenberg und Schlick hörten schweigend die Debatte an.
    Da fühlte sich der etwas verwirrte, sogar bestürzte Questenberg genötigt, sich an jeden einzelnen zu wenden und ihn zu fragen, ob es denn nun so wäre, wie man besprochen habe, und wo denn da eine Schwierigkeit zu erwarten sei.
    Wie dieses Wort fiel, »Schwierigkeit«, und wie Questenberg so fragte, wurde es ernst und

Weitere Kostenlose Bücher