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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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streng in der Kammer. Fest erklärte Schlick: »In dieser Hinsicht habt Ihr den Friedländer darüber aufzuklären, daß er unsere einzige Stütze sei und daß wir keine Machtmittel besitzen, den Mailänder zu zwingen, falls der etwa, wie es scheint, seiner Wege gehen will.« »Es versteht sich auch von selbst«, fuhr Eggenberg feindselig fort, »daß wir ohnmächtig den Bestrebungen Bayerns gegenüberstehen, sich ausländische Hilfe zu verschaffen. Es liegt bei Bayern ebenso wie bei den rheinischen Städten: wir können ihnen nicht helfen, wir dürfen ihnen darum auch nicht einmal böse sein, wenn sie sich selbst nach Hilfe umsehen. Immerhin könnt Ihr in diesem Zusammenhang dem Friedland bemerken, daß die Schuld an dem Auftreten Bayerns auf ihn selbst falle. Denn er war auch gedacht als Schutz für Bayern; er ist der Befehlshaber eines Reichsheeres.« Fade lächelte Questenberg: »Ich glaube, ich werde das nicht so sagen.« »So sagt es anders. Aber irgendwann wird einmal unser Standpunkt hervortreten müssen, Ihr werdet da nicht herumkommen. Was tut denn jetzt Friedland, was hat er im Sommer getan, wofür sind unsere eigenen Steuerquellen in Anspruch genommen worden? Die Herren wissen alle, daß ich kein Fürsprecher bayrischer Politik bin. Nicht von mir hat Maximilian den Kurhut erhalten; aber jetzt haben wir mehr als zurückgezahlt an ihn. Wir fangen alle an, uns des Kurfürsten Maximilian zu erbarmen.« »Ihr werdet mir noch einen mitgeben müssen; es wird sich leichter verhandeln lassen.« Eggenberg, herumspazierend, überhörte ihn; er redete laut und scharf: »Wir reden gewiß davon, was uns eigentlich selbst mit alldem von Friedland geschehen ist. Wie uns dies ins Herz schneiden muß, daß ungefragt, ungebeten eine spanische Truppenmacht sich in Bewegung setzt und ins Reich eindringt. So gräßlich liegt das Reich und Habsburg danieder. Wir sind machtlos gegen Friedland, wir wissen es selbst. Er soll es aber nicht bis zum Äußersten treiben. So machtlos sind wir hier nicht, daß wir uns widerstandslos ergeben.« Dröhnend fiel Schlick ein: »Ich billige ganz, was Ihr sagt, Fürst Eggenberg. Ich werde den Herrn von Questenberg in das Lager Friedlands begleiten. Wir sind nicht so machtlos, daß wir schweigen müssen.«
    Trautmannsdorf bat, die Augen leuchtend, um die Erlaubnis, reden zu dürfen: was man mit alledem denn vorhabe, worauf es hinausginge. Schlick übernahm die Antwort: »Wir haben es über, zu schweigen. Wir haben es nicht nötig, zu schweigen.« »Ihr habt es nicht nötig?« »Nein, Euer Liebden. Wenn es sein muß, haben wir Bayern und Spanien mit uns. Wir werden uns auch des Friedlands erwehren können, nachdem wir mit Böhmen und anderen fertig geworden sind.«
    Zurückweichend pfiff der verwachsene Graf: »Also Kampf.« »Nein, Entscheidung. Kampf haben wir seit zwei Jahren.« Betroffen Trautmannsdorf, sich einen Sitzplatz suchend: »Verzeiht, wenn ich Euch in Anspruch nehme. Ihr redet von einem Mann, den ich verehren gelernt habe. So rasch lerne ich nicht um. So rasch hab’ ich mir das alles nicht gedacht. Ihr zeigt mir gütigst die Notwendigkeit, diese sogenannte Entscheidung zu suchen.« Schwer über sich hängend Schlick, aus großen schlaffen Augensäcken um sich blickend, den Stuhl erdrükkend: »Ich sag’ Euch gern meine Meinung. Ich halte Friedland für einen Verräter. Er ist nicht besser als Bernhard von Weimar, aber schlauer.« Trautmannsdorf lachte, er saß, ihm war schwindlig: »Das sagen die Jesuväter auch. Sie predigen es schon lange. Was ist damit gesagt.« Eggenberg leise, unterbrechend: »Ich halte ihn nicht für einen Verräter. Er ist uns aber gefährlich. Er muß sich entscheiden.« »Tut das nicht«, bat Trautmannsdorf. »Was?« fragte fast zärtlich Eggenberg neben ihm. »Schickt jedenfalls nur Questenberg allein. Graf Schlick bleibt besser hier. Was soll bei alledem herauskommen.« Schlick: »Wir werden Klarheit finden.« »Und«, bettelte Trautmannsdorf, »Ihr werdet durch Euer Auftreten Klarheit in ganz falscher Richtung schaffen. Klarheit, die ohne Euch gar nicht so geworden wäre.«
    Sie kamen dann, da Schlick nicht nachgab, überein, Schlick dem Questenberg beizugeben und sie beide zu verpflichten, nicht über eine Aufklärung hinauszugehen. Zuletzt entschied man sich noch, an den Herzog schriftlich mitzugeben, was etwa erforderlich sei, und mit der Reise in das Pilsener Lager noch etwas, jedoch nicht gar so lange zu zögern. Man wollte erst warten, ob es

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