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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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blickte ihn spöttisch mitleidig der Fürst an, »was haben Euch die ärmsten Böhmen getan?« Er lachte kräftig. »Schneidet Euch ein Stück Speck aus dem Schwein, dann laßt es laufen!« Mit Schmerz gab der Graf nach einiger Überwindung zurück, der Fürst wüßte, daß Böhmen ihre Heimat sei und daß man sie reinigen müsse von dem Gesindel, das sie besudele. »Ich bin nicht besorgt, vielleicht wendet sich der Herr an den Kaiser selber. Wir treiben nur unser kleines Geschäft, so tagaus, tagein.« Kräftig klopfte ihm Wallenstein auf den Arm, lud ihn ein, seine Gitschiner Ländereien zu besichtigen. »Der Herr Vetter trägt ja viel nach«, scherzte er unterwegs, »in dieser Weise wird er nichts vor sich bringen.«
    Die furchtbare organisierte Macht des Mannes in Regimentern Städten Ländereien. Slawata mußte sie sehen, das Schwert eines hirnlosen Riesen. Bitter und falsch verabschiedete er sich in Gitschin vom Fürsten, der aus dem Befehlen Lärmen Hetzen nicht herauskam: er wolle zurück nach Prag, er sähe, daß er nichts vor sich gebracht habe. »Sei Er mein Freund!« schrie der Friedländer hinter ihm her, der in schwelender Empörung noch in Gitschin den brillantenbesetzten Türkensäbel Wallensteins über eine Brücke ins Wasser warf, sich aus dem Wagen beugend, die Hände am Wams abreibend.
    Slawata war es, der bei einem gelegentlichen Fest versuchend dem Fürsten, als wenn es nichts wäre, als wenn es ihm so einfiele, den Gedanken hinwarf: der Kaiser brauche Hilfe außerhalb Böhmens; wer reich genug sei, fände einen guten Augenblick; wie es wäre: Parteigänger des Kaisers zu werden? Wie der Halberstädter, der Bastard Mansfeld? Es könnte ein ruhmreiches glänzendes Unternehmen werden. Es war ein ungeheurer Gedanke, der ein paar Minuten ungesprochen zwischen ihnen schwebte; sie standen sich zwischen vielen Gästen vor Friedlands Fasanerie gegenüber. Das heisere Lachen des Fürsten darauf war unecht. Wie sich Slawata einen Augenblick umsah, merkte auch der Fürst, daß sich der Vetter vor ihm fürchtete, daß der Vetter fürchtete von ihm niedergestoßen zu werden, und daß er tatsächlich diese Absicht eben gehabt hatte. Niederstoßen, weil dieser Slawata etwas gegen ihn plante. Eben erst sah er es. Das flimmerte weiß und rot durch ihn, und dann hatte sich der schöne Slawata, kopfsenkend mit bösem Blick, sehr rasch unter die übrigen gedrängt. Es roch hinter ihm nach Parfüm.
    Der Augenblick war verpaßt. Erstaunt überlegte Wallenstein, wie man diesen Mann rechtzeitig beseitigte, der sinnlos etwas gegen ihn vorhatte. Der andere, seine Furcht bezwingend, war durch den Garten, das Haus gelaufen; es war erwiesen: der Fürst wollte zum Kaiser; das Tier wollte weiter raffen scharren schlucken gewinnen; es war ein Tier. In heftiger Traurigkeit sank er auf das Polster seiner Sänfte. Er hatte dem Fürsten sein Geheimnis entrissen; wie ein Hund mit dem Knochen lief er davon. In unfaßbarer Weise reizte es ihn, wühlte ihn mit Schlamm auf. Im selben Augenblick wie Friedland wußte er von seinem Haß.

    ZURÜCKGEWORFEN NACH Wien konnten Gurland, der sich schwer erholte, der bedrückte einsilbige Meggau nur auf Liechtenstein und Michna, die nicht hoch gewertet wurden, und auf den Friedländer hinweisen.
    Bei seinem Namen hob selbst Eggenberg, der zu dem böhmischen Unwesen geschwiegen hatte, abwehrend die Hände: »Sie haben ihn den Unmenschen zu Altdorf auf der Universität geheißen. Welcher Praktiken sich der Oberst bedient, wissen die Herren.«
    Eggenberg ließ sich zu der Frage hinreißen, ob die böhmische Fäulnis über alle Erblande verbreitet werden solle. Man werde einmal aufdecken müssen, wie die Herren vorgegangen seien und was sie an dem Kaiser gesündigt hätten, wenn sie auch titelgesegnet seien. Und Meggau stimmte traurig bei, es sei schmählich, ja scheußlich, diese Herren anzugehen.
    Ungeduldig drängte der Abt, der beim Kopfschütteln blieb: »Gebt Rat, gebt Rat.«
    Verbissen stand der sanfte Fürst Eggenberg auf; so wolle er lieber bei der Stadt Venedig betteln als bei dem von Wallenstein. »Wer wandert nach Venedig?« lächelte der Abt mit unbeirrtem Ernst.
    »Judäa wird Germanien heißen und nicht anders«, wanderte der Fürst im Saal.
    Abt Anton zuckte die Achseln.
    Meggau sagte mitfühlend: »Er ist Euer Verwandter, Fürst Eggenberg, vielleicht haltet Ihr ihn im Zaume.«
    »Er ist ein Bösewicht, in Böhmen hartgesotten, ich sage es den Herren und sie werden einmal daran

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