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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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als sie baten, er möchte umkehren. Aber Liechtenstein in Prag war kühler als die Söldner und die Gerichte; ein Fähnlein Musketiere nahm den todesgemuten brüllenden Wartenberg mit seinem Anhang schon zwischen Saaz und Radonitz fest, führte ihn samt den zwanzig toll sich gebärdenden jungen Edelleuten, die ihn verteidigen wollten, ruhig und ohne Aufsehen aus dem Land heraus. Und dann sahen die Böhmen zu ihrem Vernichtungsschmerz, daß man ihm, der bisher verschont war, den Prozeß machte als flüchtigem Rebellen, obgleich er unter die erlassene Amnestie fiel. Er war Besitzer von Rohosetz, Neuschloß, Böhmisch-Leipa; hinter allem steckte Wallenstein; Wallenstein brauchte die Güter zur Abrundung eines eben erstandenen Areals. Mit Ingrimm verfolgte das Land die Angelegenheit. Die Güter wurden ihm abgesprochen. Der geschlagene verbannte Mann lebte, monatelang von Stadt zu Stadt irrend, von den Zuwendungen seiner Sippe. Die pfalzgräfliche Prinzessin Sabine hing sich an ihn; als sie heirateten, schwur sie weinend, ihm zu seinem Recht zu verhelfen. Die Fürsprache des sächsischen Kurfürsten, reich begründete Eingaben an die Römische Majestät fruchteten nichts. Die Hofkammer ließ es bewenden bei dem Urteil Liechtensteins; das anfängliche Gnadengehalt, das man der lieblichen Sabine gewährt hatte, wurde ihr entzogen wegen der unerschwinglichen Kriegsauslagen. Zum Schluß bedeutete man ihm, die Güter seien nicht sein Eigentum; er verwalte sie nur als Sequester von seinem Oheim. Sie wühlten sich arm beschämt hilflos in eine kleine Reichsstadt ein.
    Als wenn ihn der Schwung der Ereignisse verjüngte, heiratete der Friedländer nach den Münzunruhen eine Tochter des Grafen Harrach, des kaiserlichen Lieblings, der neben ihm Güter gesammelt hatte und dem die Herrschaft Bruck an der Leitha, die Grafschaft Ungarisch-Altenburg zugefallen waren, begann ein glänzendes Treiben zu Prag, er, Oberst und Gubernator im Königreich Böhmen. Unfaßbar wie ein Aal war er geworden. Der Umfang seiner Geschäfte, an denen sich die halbe Prager Judenschaft, große auswärtige Bankhäuser beteiligten, übertraf alles Bekannte. Man sah ihn hager, im roten Purpurmantel, darunter der einfache braune Lederkoller, täglich durch die Straßen der Altstadt reiten, von seinen Offizieren gefolgt. Mit ihnen pokulierte er, seine Gicht nicht achtend, in ihren Häusern, bramarbasierte, spekulierte. Die frechen Beutezüge, die Kriegsdrohungen des Mansfeld, der im Haag saß, waren das tägliche Gesprächsthema. Die Kriegsoffiziere drängten fort, wollten nicht versauern. Täglich schrien sie: »Der Mansfeld, der Mansfeld!« Sie hingen an ihrem Oberst, der sie mit reichem Geld überschüttete: »Sind wir nicht üppig genug? Müssen wir zurückstehen? Der Mansfeld rüstet wieder!« Lärmten täglich mehr, wollten ins Reich hinaus; bestürmten den Friedländer, der mit seinen listigen lautlosen Augen saß und nichts vernehmen ließ.
    Ganz unvermutet erschien in München in der Residenz eine sonderbare kostbar gekleidete Deputation, von livrierter Dienerschaft gefolgt, geschickt, wie sie sagte, von einem mährischen Edelmann, der sich anheischig machte, dem Kurfürsten in den kommenden Kriegsnöten beizustehen mit einer großen Zahl Regimenter, wenn ihm, bei Treuschwur gegen den Kurfürsten, gewisse Selbständigkeit über seine Regimenter belassen würde. »Warum«, kam als Antwort zurück, »stellt sich der anonyme Herr nicht auf seine eigenen Beine? Will er ein Königreich gründen, kann er’s besser ohne uns.« Das machte kein böses Blut in Prag. »Ein kluger weltkundiger Herr, der Bayer«, schwadronierte der Fürst, »hat er doch recht!«
    Fing es auf andere Weise an; brachte die ihm unterstellten und von ihm ausgehaltenen Regimenter auf Kriegsstärke und höher, dann holte er seine Kriegsoffiziere zusammen, lieh ihnen Geld, hieß sie sich um Patente bewerben, die Regimenter hielt er wieder aus. Bald waren mit ihm versippt und verbrüdert die meisten Obersten in Böhmen und Mähren. Währenddessen war noch nicht verlautet, was er vorhatte; und unvermindert, ja heftiger trat das Drängen der Offiziere hervor, auf den Feind, der sich zusammenballte, loszuschlagen, fortzuhuschen aus dem verruchten kahlgefressenen Böhmerland. Raufbolde, italienische spanische Kavaliere, dreiste Spieler, Waghälse Trinker Duellanten um ihn, der stundenlang den Würfelbecher nicht aus der Hand gab, Rapiere vor Wut zerbrach, wenn er verlor, aus dem eisigen

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